Kalenderblatt für Januar 04

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The Raspberry Reich

Endlich Berlinale: Enfant Terrible oder auch Agent Provocateur des New-Queer-Cinema Bruce LaBruce ist laut ersten offiziellen Pressemeldungen der Berlinale wieder dabei (Panorama). Nachdem zuletzt in SKIN FLICK unter Reichskriegsflagge unter anderem auf Mein Kampf gewichst wurde, wird in seinem neuen Streifen THE RASPBERRY REICH eine kleine "revolutionäre Zelle" im Kampf für die weltweite Befreiung begleitet. Unter der Führung von Gudrun, klingelt's?, wird der große fetischisierte RAF- Terrorismus-Coup geplant. Gudrun selber hält nichts von monogamer Zweierkiste und ein richtiger Hetero-Mann ist erst ein Mann, wenn er auch mal einen Schwanz im Arsch gehabt hat, oder wie war das mit der sexuellen Revolution?


Bruce LaBruce hält erneut seinen Finger in die politisch korrekten queeren Wunden. Dieses mal fokussiert er auf die Fetischisierung von Politik, linke Mythenbildung im Allgemeinen sowie den RAF-Kult als (schwule) Popart insbesondere - ein sicheres Fettnäpfchen, meine Damen und Herren, zerreißen Sie sich das Maul!

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Schweizer Freuden


... das sind die Zürcher Schwuletten Ben, Joël, Martin, Patrick und Steve, denen der musikalische Einheitsbrei in den schwulen Clubs auf den Sack geht. Ihr Vorbild ist das Londoner freitägliche "Popstarz" und ihr Offstream ist der ernsthafte Versuch, Zürich mit einer alternativen Pop-, Rock- und Dancemusik-Party zu beglücken. Freitag 16. Januar 2004, StuZ-Keller, Leonhardstrasse 19, Zürich. ab 21.00 Uhr. www.offstream.ch

Sag der Stütze leise servus...

Rattenbar. Kenner und Liebhaberinnen wissen um die Tiefen und Höhen einer Rattenbarnacht. Erneut wird in den Friedrichshainer Supamolly getrommelt, um eine weitere Party aus der Reihe "Schlimmer geht's nimmer" zu feiern. Mit Vadder Cash, Gisela Sommer, der Muppet-Show und vielen anderen gibt es das beliebte lesbischwule Tanzvergnügen und grosser Punk-Transen-Show um 23.30 Uhr zum Thema Sozialabbau: "Sag der Stütze leise servus..." Freitag 23. Januar 2004, Supamolly, Jessnerstr. 41, 10247 Berlin (U + S - Bhf. Frankfurter Allee) ab 21.00 Uhr. www.rattenbar.com
         Die Nemos
Was nicht passt, wird passend gemacht, z.B. Nemos Geschlecht. Pixar verschwieg beim Kinoliebling Nemo interessante Details, doch zum Glück gibt es investigativen Kalenderblatt-Journalismus. Nemo ist ein Clownfisch (Amphiprion percula), und die ändern einfach Größe und Geschlecht bei sozialem Aufstieg. Clownfische leben am liebsten in 6-er WGs in Symbiose mit Seeanemonen. (eine brütende Sie, ein brütender Er und bis zu vier weitere nicht brütende Bewohner, bei denen das Geschlecht egal ist.) Die soziale Hierarchie wird von der Größe der Fische bestimmt, es herrscht strengstes Matriarchat, also ist die brütende Sie Chefin und gleichzeitig der dickste Fisch, dann kommt der Gatte, er ist der zweitwichtigste und zweitgrößte, und dann die anderen, alles schön nach Größe sortiert.


Stirbt sie, muss der zweitgrößte WG-Fisch, jetzt die Rolle übernehmen - und dazu das Geschlecht wechseln und wachsen, so einfach ist das! Die neue Sie "heiratet" jetzt den neuen zweitgrößten WG-Fisch, also den größten der bisherigen Nichtbrüter. Wenn das ein Weibchen ist, muss auch dieses das Geschlecht wechseln, denn ein Gatte wird gebraucht. Jetzt wird ein neuer WG-Bewohner gesucht. Je kleiner der oder die BewerberIn, desto größer ist die Chance, in die WG aufgenommen zu werden, wie gesagt, man sortiert sich nach Größe. Die Jungtiere kommen leider äußerst selten auf die Idee, sich eine eigene (leere) Seeanemone zu suchen, sondern klopfen immer bei schon bestehenden WGs an. [Quelle: www.wissenschaft.de Bei sozialem Aufstieg verändern sie ihre Größe und ihr Geschlecht und Clownfische wachsen mit dem freien Wohnraum]

Alles in Butter?
Fette und Öle II - Nach dem letzten Chemie-Hokus-Pokus um die fettige Sache an sich greifen wir uns diesmal die Butter raus und verzichten auf die Chemiestunde. Butter ist geil! Wäre da nicht die leidige Margarine-Diskussion mit der Kalorien-, Cholesterin- und böse-tierische-Fette-im-allgemeinen-Propaganda. Aber was wäre Spargel ohne? Hilfe! Gnoccis ohne Salbei-Butter? Butter hat reichlich saisonale und regionale Geschmacksnuancen, da der Geschmack des Streichfetts sehr vom Futter der Kühe abhängt, wer nicht die aller-aller-billigste kauft, merkt's.


Die europäische Kulturrevolution Ende des letzten Jahrhunderts hat leider die belegte Graubrotscheibe (das Butterbrot) vom Frühstücksmarkt ziemlich verdrängt, doch schmecken auch Brötchen, Baguette und Croissant bebuttert am besten. Feindinnen der Butter sind Whopper, Burger und Sandwich, die machen's am liebsten mit Mayonnaise. Fettpolitik und Alteuropa - das gehört eng zusammen. Bäckereien dürfen seit 1987 sogenannte " fraktionierte Butterfette " verwenden. Während sich die erhitzte und geschmolzene Butter abkühlt, werden bei unterschiedlichen Verfestigungspunkten einzelne Butterbestandteile zentrifugal herausgeschleudert. Backtechnisch kann man nämlich für Rührteige z.B. eher die weicheren Butterbestandteile brauchen, für Blätterteig eher die härteren. Wir Kritiker der Butterfettfraktionierung und Freunde des guten Geschmacks beklagen natürlich solche Verfahren, denn auch die sekundären Stoffe, die aber den Geschmack bestimmen, werden fraktioniert.

Die Redewendung " Alles in Butter " stammt aus dem frühen Mittelalter. Speziell Glaswaren wurden zum Schutz vor Bruch in Butterfett eingegossen, um sie sicher über die Alpenpässe zu bringen. Sicher war die Ladung, wenn eben alles in Butter war, da konnte auch mal ein Fass vom Wagen kullern.
     

Hinweis: Der Butter-Exkurs ist leider etwas unvollständig geraten. Das wichtigste fehlt nämlich: Kritische Lebensmittel-Spezialisten warnen vor dem regelmäßigen Verzehr sogenannter "mildgesäuerter" Butter, da der Körper mit den auf diese Weise zubereiteten Fetten auf Dauer nicht fertig wird. Das Problem ist nur, dass fast jede Butter, die noch zu haben ist, mildgesäuert ist. Vielleicht kann der Autor da noch mal recherchieren. Auf seinem Teller liegt nämlich auch ein solches Produkt; deutlich zu sehen. Die Konsistenz ist fester als bei einfacher Sauer- oder Süßrahmbutter.  
weiter auf der Butterfahrt: Lieber HinweisgeberIn, das Problem mit der mildgesäuerten Butter ist mir unbekannt. Würde mich aber freuen, wenn Du dazu noch ein bisschen weiter ausholen könntest. (die Butterfahrtleitung)  
beurre (fr.), burro (it.), manteca (es.): Mild gesäuerte Butter gibt es laut Butterverordnungsgesetz erst seit 1989. Sie wird aus Süßrahmbutter hergestellt, die nachträglich schwach gesäuert wird. Dafür dürfen Milchsäurebakterien/-kulturen oder daraus gewonnene Milchsäure nach dem Buttern eingeknetet werden. Der Körper wird damit schon fertig, wenn man ansonsten keine Lactoseunverträglichkeitsprobleme oder ähnliches hat ... . (Dr. Meggle ;-))