Lore Logorrhöe: Ähnliche Kritik wie in Roberts Artikel äußert auch Eike Stedefeldt in dem heute im "Freitag" veröffentlichten Nachruf. Natürlich benutzt er seine Kritik zugleich noch dazu, um sich von anderen dummen und bösen Linken abzusetzen. Er demontiert eine Presseerklärung der PDS-AG Queer. Sehr verärgert hat mich aber, dass er die berechtigte Kritik mit transphoben Ausfällen würzt. Er spricht durchweg von "ihm" und ignoriert bewusst Charlottes selbst gewählte Geschlechtsidentität, ja er nennt ihre gesamte Identität eine Fiktion. Hat sie ihr Recht auf freie Wahl der Geschlechtsidentität verwirkt? Eikes transphober Nachruf |
angst-transe: möglicherweise kann der Eike nur mit "medizinisch behandelten und richterlich genehmigten" transen was anfangen. |
Lore: Ich glaube eher, dass Eike Charlotte posthum eins reinwürgen wollte und ganz genau weiß, wie verletztend es ist, das Zeilgeschlecht zu ignorieren. Ein schmutziges kleines Spiel, das noch dazu völlig überflüssig ist, wie Roberts Artikel belegt, der fast dieselbe Kritik äußert, ohne ausfällig zu werden. |
Liesbeth: Ich denke der harsche Ton, den Eike Charlotte gegenüber anschlägt, ist wohl mehr der in der "Communty" gängigen allgemein wohlwollenden Haltung geschuldet, die Kritik an der verstorbenen Ikone als nahezu blasphemisch abwehrt, als einer Transphoben Argumentation. Daß er zur Unterscheidung des Idols Charlotte vom Spitzel und in geschlechterollen verhafteten Lothar ausgerechnet den abgelegten männlichen Namen gewählt hat, ist natürlich natürlich nicht desto Trotz problematisch. |
der uneindeutige: @ Lore: "zielgeschlecht" impliziert keinen anderen zuordungszwang als "er" oder "sie", es polarisiert und laesst partielle identitaeten nicht zu. |
Brenda@ "der" uneindeutige: Na und: aber Charlotte HAT sich ja ein weibliches "zielgeschlecht" gegeben. möchtest du jetzt einen zwang zur uneindeutigkeit? |
Marcie: Was uns noch fehlt zur Befreiung, das ist die erste offene Faschotunte ;-). Im Ernst: von der systemzersetzenden Kraft der offenen Sexualität ist nichts, aber auch garnichts übrig geblieben. Dabei war das doch in den 70gern der große Ansporn der politischen Schwulenbewegung. Aber das System steckt alles weg. Tunte mit Bundesverdienstkreuz. Schwuler Bürgermeister in der größten Stadt. Schwuler Bürgermeister in der zweitgrößten Stadt. Schwuler Kanzlerkandidat bei einer rechtsliberalen Partei. Was sagt uns das? |
schlaubär: du hast den schwulen ministerpräsidenten übersehen, der dazu nicht steht und somit zum teil des systems gehört, der "die kröte" nicht zu schlucken bereit ist. was sagt dir das? |
Marcie: Das sagt mir eins: mich interessierts im Grunde och nich, wer alles schwul is. Kann es sein, daß auch für Foucault und seine Kumpels die Scheinwelt zur Realität wurde? Ich mein die olle graue Theorie, dass die Unterdrückung der Sexualität die Wurzel allen Übels und aller Repression ist ... |
Brenda: ????? Foucault hat doch genau diese These widerlegt!!!! Oder hab ich dich falsch verstanden, Marcie? |
Marcie: Ach so. Na denn is alles im Lack. |
Eike Stedefeldt: Liebe Leute, wer über eine Fiktion schreibt, muß auch den nicht-fiktiven Teil kenntlich machen; hier bieten sich "bürgerliche" Namen und Geschlechterzuweisungen an. Nehmt das "er" und den Namen Lothar Berfelde hier also als das, was sie sein sollen: publizistisches Mittel, nicht Ausdruck irgendweiner Transenfeindlichkeit. Im übrigen finde ich, daß ("männlicher") Name und Geschlecht sowieso Fiktionen sind, man dieser Logik also vielleicht nicht ganz so exakt folgen sollte, sofern man sie denn dekonstruieren will. Als legitim halte ich meine Handhabung im konkreten Fall auch gerade deswegen, weil "von Mahlsdorf" so sehr der Pflege tradierter Geschlechterrollen anhing. |
Lore@Eike: Lieber Eike, es gibt ganz viele Transsexuelle, die ein ganz traditionelles Geschlechterbild haben. Ist das ein Grund, ihre Transsexualität in Abrede zu stellen und auf ihrem Geburtsgeschlecht zu beharren. Wenn Charlottes Mannsein eine Fiktion ist und ihr Frausein auch, warum sich dann nicht für die Fiktion entscheiden, die dem Wunsch derjenigen entspricht, die sie haben? |
zum Thema Zielgeschlecht: Martin Z. fühlt sich als Kerstin. Kerstin ist 42 und sitzt in der JVA Moabit ein, für 10 Jahre. Noch im Männerknast, er möchte aber ins Frauengefängnis ... |
Kaum einer will ins CvM-Günderzeitmuseum: aus etuxx news/2002-06-29: Die Streits der Feuilletongärtner, was für eine Berliner Pflanze Charlotte von Mahlsdorf wohl gewesen sei -Geranie oder Orchidee (taz)- ist noch nicht beendet. Doch das bankrotte Berlin sitzt jetzt da, mit seinen Schulden und dem von-Mahlsdorf-Erbe. Naja: "Eine Straße in Marzahn-Hellersdorf soll nach Charlotte von Mahlsdorf benannt werden, vielleicht auch ein Brunnen." (Berliner Z.). Der Bezirk Mahlsdorf, der 1997 für 0,5 Mill Mark (4/5 Lottogelder) die Möbel kaufte, kann sich das Museum nicht leisten. Der daraufhin gegründete Förderverein, der auch auf bezirkliche Zuschüsse angewiesen ist, befürchtet eine Schließung der Ausstellung noch im diesjährigen August. mehr |
Sascha B.: Kleiner Vergleich: Charlotte von Mahlsdorff permanent Lothar Berfelde zu nennen, erinnert an Konrad Adenauers Versuch, Willy Brandt zu diffamieren, indem er ihn mit seinem Geburtsnamen Herbert Frahm belegte. Don´t play games with names (ausser mit dem eigenen)! |
Farbbeutelfan: Heißt das ich muß Joseph Fischer Joschka nennen? |
Klaus: Ich habe übrigens gerade entdeckt, das es die Autobiographie von Charlote auch als Ebook gibt zum lesen auf einem PDA. Ist wirklich ein sehr schönes Buch. Autobiographie als ebook |
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