Zu den Terrorangriffen in den USA
von: Revolutionary Association of the Women of Afghanistan



bisher zum Thema auf etuxx:
  • Text + Diskussion von 15.09. bis 30.09. 2001
  • Text + Diskussion von 1.10. bis 7.10. 2001

    Am 11. September 2001 erlebte die Welt durch die grauenvollen terroristischen Angriffe auf die Vereinigten Staaten einen Schock . RAWA schliesst sich mit dem Rest der Welt in unserem Kummer und der Verdammung dieses barbarischen Akts der Gewalt und des Terrors zusammen. RAWA hatte die Vereinigten Staaten bereits davor gewarnt, den verräterrischsten, kriminellsten, anti-demokratischsten und frauenfeindlichsten islamischen fundamentalistischen Parteien Unterstützung zu gewähren, denn die Jehadi und die Taliban würden, nachdem sie jedes nur erdenkliche Verbrechen gegen unser Volk verübt haben, keine Scham davor empfinden, gleichartige Verbrechen gegen das amerikanische Volk zu verüben, welches sie als "abtrünnig" ansehen. Um Macht zu erlangen und zu behalten, sind diese barbarischen Verbrecher nur allzu leicht bereit, sich jedwelcher verbrecherischen Kraft zuzuwenden.

    Unglücklicherweise müssen wir jedoch feststellen, dass es die Regierung der Vereinigten Staaten war, die den pakistanischen Diktator General Zia-ul-Haq dabei unterstützt hat, Tausende religiöser Schulen zu gründen, aus welchen die Taliban hervorgingen. In ähnlicher Weise , und das ist auch allen klar, war Osama Bin Laden der Goldjunge der CIA. Noch schmerzhafter ist jedoch die Tatsache, dass die amerikanischen Politiker nichts aus ihrer pro-fundamentalistischen Politik in unserem Lande gelernt haben, und dass sie immer noch diese oder jene fundamentalistische Bande oder deren Anführer unterstützen. Wir sind überzeugt, dass jegliche Art der Unterstützung für die fundamentalistischen Taliban und Jehadis ein Herumtrampeln auf den demokratischen Frauenrechten und Grundlagen der Menschenrechte darstellt.

    Wenn festgestellt wird , dass sich die der Terroranschläge Verdächtigten ausserhalb der USA aufhalten; dann hat sich unsere oft wiederholte Behauptung, dass die fundamentalistischen Terroristen ihre Schöpfer vernichten würden, wieder einmal bewahrheitet. Die Regierung der USA sollte die Wurzel des Übels dieser schrecklichen Ereignisse betrachten; dieses war nicht das erste schreckliche Ereignis, und es wird auch nicht das letzte sein. Die USA sollten endgültig und ein für alle Mal damit aufhören, afghanischen Terroristen und ihren Helfern Unterstützung zukommen zu lassen.

    Werden die USA nun, da für sie nach den verbrecherischen Angriffen die Taliban und Osama die Hauptverdächtigen sind, Afghanistan zum Ziel eines Militärangriffs wie dem von 1998 machen und Tausende unschuldiger afghanischer Menschen für Verbrechen töten, welche von den Taliban und Osama verübt wurden? Glauben die USA, dass durch derartige Angriffe, deren Opfer Tausende armer und unschuldiger Menschen sind, das Grundübel des Terrorismus ausgelöscht wird, oder wird dadurch der Terrorismus in noch viel stärkerem Masse zunehmen?

    Von unserem Standpunkt aus wäre ein grossangelegter und umfassender Militärangriff auf unser Land, das seit mehr als zwei Jahrzehnten endlose Katastrophen durchgemachen musste, kein Grund stolz zu sein. Wir glauben nicht, dass ein solcher Angriff die Überzeugung und den Willen des amerikanischen Volkes widerspiegelt. Die US-Regierung und das amerikanische Volk sollten wissen, dass zwischen den armen, verzweifelten Menschen Afghanistans und den terroristischen Jehadi-und Taliban-Kriminellen ein grosser Unterschied besteht.

    Während wir zum wiederholten Male unsere Solidarität mit dem amerikanischen Volk ausdrücken und unsere Trauer um die Opfer und ihre Hinterbliebenen, glauben wir jedoch nicht , dass die Trauer des amerikanischen Volkes durch einen Angriff auf Afghanistan und die Tötung der ruinierten und verzweifelten afghanischen Bevölkerung vermindert werden kann. Wir hoffen aufrichtig, dass das grossartige amerikanische Volk zwischen dem afghanischen Volk und einer Handvoll fundamentalistischer Terroristen DIFFERENZIEREN kann. Die Menschen Amerikas sind in unseren Herzen.

    RAWA-Homepage

  • Mutti & Mario: Aufruf zur NPD Demo (Meldung vom 8.10.2001): "Der Krieg hat begonnen! BRD-Regime an der Seite der Kriegsverbrecher. Nationale Friedensbewegung formiert sich. Der Krieg begann gleich mit den ersten Kriegsverbrechen. Entgegen den Regeln der Genfer Konvention wurden ohne Kriegserklärung neben sogenannten »militärischen Zielen« die Strom- und Wasserversorgungen lahmgelegt und mindestens vier Städte aus der Luft bombardiert."  
    mutti & mario: Weiter der NPD-Aufruf: "Derweil wurden noch immer keine Beweise für eine angebliche Verantwortlichkeit bin Ladens für die Anschläge in den USA vorgelegt. Das hindert die BRD-Vasallen und 68er Konvertiten allerdings nicht, den alttestamentarischen Rachefeldzug als »legitim« darzustellen! Bin Laden wurde nur deshalb als »Feindbild« aufgebaut, um einen greifbaren Vorwand zu schaffen, der einen Vergeltungskrieg gegen die islamische Welt rechtfertigen soll. Die Beteiligung der BRD-Regierung ist damit auch eine offene Kriegserklärung an die etwa zwei Millionen hier lebenden Muslime."  
    mario & mutti: Aufruf zur "linken" Antikriegsdemo: "Wir müssen uns angeblich zur Wehr setzen. Aber dieser Krieg wird weniger aus Betroffenheit über die Opfer in USA geführt, sondern aus dem Machtkalkül der US-amerikanischen und anderer westlicher Regierungen, auch der deutschen. Er wird genutzt, um militärische Überlegenheit zu demonstrieren, Präsenz in Zentralasien herzustellen und damit eine weitere Region unter Kontrolle zu bringen."  
    mario +mutti: Weiter im "linken" Aufruf: "Die Angriffe richten sich angeblich mal wieder "gezielt" gegen militärische Einrichtungen - gelogen. Aus vorangegangenen Kriegen wissen wir, dass diese "gezielten Operationen" viele Menschen direkt das Leben kosten und lebensnotwendige Infrastruktur zerstören. Sie werden noch mehr Menschen in Afghanistan in die Flucht treiben - denen werden dann großzügigerweise noch Lebensmittelpakete hinterher geworfen; zynischer geht es kaum noch. Die Propaganda der letzten Wochen konstruiert eine islamistische Weltverschwörung als die Verkörperung des Bösen. Sie verschweigt, dass das islamistische Taliban-Regime in Afghanistan seit Jahren von den USA aufgerüstet wurde."  
    m+m: Weiter im "linken" Aufruf: "Jetzt dient das rassistische Stereotyp vom Islamisten dazu, die innere und äußere Militarisierung voranzutreiben. Gleichzeitig ist die Nordallianz, der neue Bündnispartner der USA, genauso islamistisch wie die Taliban. Bundeskanzler Schröder hat den USA in diesem Krieg bedingungslose Solidarität zugesichert. Deutsche Politiker reißen sich geradezu darum, die Bundeswehr nach den bisherigen Kriegseinsätzen auf dem Balkan nun auch nach Afghanistan zu schicken."  
    m+m: im original: http://www.npd.net/ http://www.nadir.org/nadir/aktuell/2001/10/08/6600.html  
    Sascha B. / Redaktions-Nachtschicht: Welcher Aktionismus! Welche Zitierfreudigkeit! Ich habe mal versucht, die Zitate als solche deutlich zu machen. M & M: Ihr hebt also auf eine Parallelität ab (um es vorsichtig auszudrücken), die sich ja auch deutlich erkennen lässt. Aber ich mache jetzt nicht die textanalytische Arbeit, die euch wohl zu anstrengend war :-)  
    Sascha B. / unknown folksinger: Im übrigen könntet Ihr den neuen Text oben auch mal lesen und Euch auf der RAWA-Homepage über deren wirklich bewundernswerte Arbeit informieren. (Grrr...) Aber ich will ja nicht missionarisch sein, will nicht..., will nicht...  
    orca: Hahaha! Bush=Laden=Sharon, rechtsextrem=linksextrem... Nur gut, daß es nach soviel gleichen Denkmustern noch etuxx gibt! Nein, nein: war ein Witz. Es ist egal, ob man linkisch, schöngeistig, national oder philosemitisch begründet, daß man eh nur sagen und tun kann, was die Krieg-Führenden sagen und tun. "war is NOT the answer!"  
    Bodo: mutti und mario, ihr habt recht, diese linke hat einfach gruselige denkmuster. aber was heisst das nun. man kann doch nicht ernsthaft als "proamerikanischer linker" (gigi) oder als "richtiger antideutscher" (baHamas) für eine bombardement der nato sein. bitte etwas mehr dialektik, der text quo vadis sollte einen blick auf die gruselige linke werfen, aber sich einem engagement im rahmen von protesten nicht verwehren. jetzt gilt es innerhalb der proteste akzente zu legen und ich glaube das ist möglich.  
    B.: jetzt gilt es nicht in moralinen antiamerikanismus und antisemitismus zu verfallen, sondern reflektieren und intervenieren. innen- und aussenpolitisch geschieht gerade sehr viel und eine linke sollte nicht den sesselpupser spielen. lasst uns gemeinsam aktionen überlegen, die die hier geäusserten kritiken aufnehmen.  
    Gigi: Bodo, ich sehe in dieser Frage momentan wenig Gemeinsamkeiten in der Linken. Da diese ohnehin, und wie ich manchmal hinzuzufügen geneigt bin: gottseidank, relativ einflusslos ist, könnte mensch diesen schrecklichen Krieg (der den USA erklärt wurde und den sie mit einer Kriegserklärung an die Taliban erwidert hat) vielleicht mal als Atempause zum Denken benutzen. Wir sollten uns alle um Einordnung dieser Ereignisse bemühen und uns noch mehr als bisher mit den Wurzeln des Islamismus auseinander setzen, Imperialismustheorien überprüfen und unser Weltbild überdenken.  
    sana: Das hab ich gerade gefunden. Ich finde Schiessen macht Spass. Ich jedenfalls komme aus dem Lachen nicht mehr heraus. Wie mißt man eigentlich Grausamkeit? Gibt es da eine Richterskala?  Bin Ladens Liquor Store
    Gigi: nicht zu unrecht hat der an sich ziemlich schreckliche konservative andrew sullivan gewahrt, dass sich gerade tektonische verschiebungen in der linken ergeben. auch die linke wird nicht mehr dieselbe sein wie zuvor.  Sullivan: The Agony of the Left
    Gigi: ps (stunden später): die Analyse von Robert Kurz ist, obwohl sie sich in Teilen auch gegen Argumente richtet, die ich selbst in der Diskussion vertreten habe, in meinen Augen nicht ganz falsch und gehört auf jeden fall zum originellsten, was ich bisher gelesen habe. Als notwendiges Gegengift gegen die publizistisch dominante, wenn auch personell minoritäre "antideutsche" Fraktion in der Linken (konkret, Jungle World) muss mensch sich mit dieser Kritik unbedingt auseinandersetzen. Also was, worüber sich doch irgendwie alle freuen können, weil hier jedeR gleichermaßen sein Fett wegkriegt.  robbi
    Kolja: spannender text. zum glück hab ich mir meine einsen in einer anderen wissenschaft verdient.  
    Gründerin: Mutti,zu Deiner Gegenüberstellung: Gleiche Wortlaute können immer auch unterschiedliche Bedeutungen haben, anders ausgelegt werden und konträre Ideale verkörpern, je nach subjektivem Standpunkt. Erinnerst Du Dich an den Häuserkampf der Mainzer und der Weitlingstraße? Ich bin(ohne Laden), immer noch, gegen diesen Kriegseinsatz mit Bomben und Burgern. Ich bin(immer noch ohne Laden)trotzdem nicht auf Hotte Mahler´s Spur dabei, Mutti, Mut zu mehr Niveau! Früher war zwar nicht alles Besser aber einige Ideale und Grundüberzeugungen sollten wir beibehalten !  
    Mutti: @ Gründerin: Hab ich doch; sonst würde ich hier nicht mehr mitdiskutieren. Um z.B. meine Haltung zu überprüfen und von Anderen zu lernen.  
    Ria Reiser: "Der NPD-Aufruf zur Teilnahme an Protesten gegen den Krieg ist offenkundig Teil einer Strategie, dem linken Gegner einen Teil seiner Protestkultur zu entwenden. So traten NPD-Anhänger und Neonazis in letzter Zeit mit Palästinenserschals und Ché-Guevara-Shirts auf. Gerufen wurden Parolen wie "USA - internationale Völkermordzentrale". Bei der Minidemonstration der NPD am Sonntagabend auf der Friedrichstraße, kurz nach Beginn der amerikanischen Bombenangriffe auf Ziele in Afghanistan, war sogar "Hoch die internationale Solidarität" zu vernehmen." (Tagesspiegel vom 13.10.01) - Wie macht man das, sich nichts wegnehmen zu lassen?  
    B.: versuch mal was fortschrittliches vor nike zu verstecken. geht nicht. und zur npd. das ist nicht neu, sondern ein alter hut. und die linke muss sich schon selbst die frage stellen wie es möglich ist, dass es zu solchen unwertungen kommen konnte.  
    Sascha B.: Der Mahler-Nazi sagt, er freue sich darüber, dass die Protestformen und -sprüche der 68er endlich Eingang in den "Nationalen Widerstand" gefunden hätten. Ja, schön. Und das heisst für unsere Beurteilung, dass antiamerikanische Slogans schon vor 33 Jahren problematisch waren, oder wie? Oder gilt es nicht zu zeigen, dass "Antiamerikanismus" schon damals eine Diffamierungskeule der Springer-Presse, der CDU usw. war? Die Frage ist also: liegt eine Umwertung tatsächlich vor? Sind die Fascho-Stichwortgeber "nur" gewiefte Taktiker? Muss die Linke jetzt anfangen, sich für ihre 68er-Wurzeln zu entschuldigen?  
    Sascha B.: Imagine, B.: Eine Demo. Hier Antifas, da Faschos. Getrennt durch fünf Reihen Bullerei. Auf einmal dasselbe Lied von "Ton, Steine, Scherben" aus den Lautis beider Seiten. Das ist mehr als surreal. - Interessant diese Parallele: der Kap´talismus raubt widerständigen Jugendkulturen die Exklusivität ihrer "Zeichen"; die Nazis rauben den Linken... Ich bin da echt ratlos im Moment.  
    helga w.: ich hab ja eigentlich wenig probleme damit, wenn sich jemand meine positionen zu eigen macht. wenn einer internationale solidarität proklamiert, sich mit dem palästinensischen befreiungskampf solidarisiert, dann ist das gut und nicht schlecht. es ist ja nicht so, daß man plötzlich nix mehr zu kritisieren hätte an nazis, oder? ihr stellt euch an wie kinder, denen man ein spielzeug wegnimmt.  
    Sascha B.: Helga, wenn sich einer mit dem palästinensischen Befreiungskampf solidarisiert, dann weiss ich noch fast überhaupt nichts über seine Ziele! Was will er für die Palästinenser? Israelis in´s Meer? Und "internationale Solidarität" ist eine ziemlich belang- und gehaltlose Hohlphrase geworden. Du weisst eben nicht, welche Positionen damit übernommen werden! Oder: es sind in immer wenigen Fällen Deine (es sei denn, Du bist wirklich ein Antisemit und Klerikalfaschistenfan). Du wirst nun mal (v.a. auf Demos) über Schlagworte identifiziert. Das sind keine Spielzeuge (es sei denn, für die Rechten). Falls sie je eine Unschuld hatten, haben sie sie verloren.  
    helga w.: so isses aber leider, sascha: ich bin mit hundert leuten auf ner antikriegsdemo und muß damit rechnen, daß darunter talibanfans sich befinden, antisemiten, leute, die "kein deutsches blut opfern" wollen, etliche dumpfe antiamerikanische "linke" und andere arschlöcher. aber dann muß ich sie doch genau dafür angreifen, und nicht dafür, daß sie keinen krieg wollen. das schwierige am kampf gegen die homoehe z.b. war ja nicht, daß "stoppt die homoehe!" auch aus der ganz rechten ecke kam. da hilft nur deutlichkeit in der argumentation - dann verwechselt dich niemand. ein bißchen differenzierungsvermögen trau ich eigentlich fast jedem zu.  
    Gigi: hallo helga: und wenn die leute, die du aufzählst, in der mehrheit sind? ich würde ja auch nicht auf einer demo der npd gegen die homoehe mitmarschieren.  
    orca: Gigi: da waren also Sonnabend in Berlin um die 30.000 Nazis unterwegs, interessant. Demokrat (und gar queer) ist nur noch, wer der Meinung von Bush, Sharon und Schröder ist, na gut. Bin ich halt ein Fascho, aber wenigstens nicht alleine.  
    Der Scheff: an Sascha: Die Parallelen zur ständig neuen Zeichengenerierung in Jugendkulturen sind in der Tat frappierend. Aber das heißt doch nicht, daß ich mich für 68er Wurzeln entschuldigen muß. Ich kann nur 33 Jahre später nicht immer noch daran rumknabbern, sondern mich nur weiterentwickeln...  
    Kolja: nee, es reicht, wenn du dich für 40 jahre sed-diktatur entschldigen tust.  
    Gigi: hallo orca, es ging nicht um nazis, sondern um, zitat: "talibanfans, antisemiten, leute, die 'kein deutsches blut opfern' wollen, etliche dumpfe antiamerikanische 'linke' und andere arschlöcher". ob die am samstag in der mehrheit waren, kann ich nicht sagen. ich vermute es aber stark. by the way, 30.000 ist ja wohl etwas übertrieben. veranstalterangaben eben.  
    Kolja: Gigi, aber die hattest du doch dann mit nazis gleichgesetzt: "ich würde ja auch nicht auf einer demo der npd gegen die homoehe mitmarschieren."  
    Sascha B.: Lieber Scheff, dann teile doch mal bitte allen hier mit, wie Du Dir diese "Weiterentwicklung" der Protestformen (?), der Sprücheklopferei (?), des "Liedguts" (?) vorstellst! Natürlich habe ich keine Angst vor dem bürgerlichen Feuilleton, das mich als Rio-Reiser-Hörer mit Nazis gleichsetzt. Aber ich sage nochmal: Eine bestimmte Art der Protestkultur hat jetzt ihre "Unschuld" verloren. Das haben die Faschos schon geschafft...  
    Gigi: kolja, neenee, das ist in dem vergleich, der zugegebenermaßen etwas unglücklich ist, nicht zwingend eingeschlossen. ich hätte z.b. ebenso gut schreiben können: "ich würde auch mit der cdu nicht gegen die homoehe marschieren". oder: "ich gehe mit leuten, die ich politisch unmöglich finde, nicht auf eine demo."  
    Gigi: die npd lag mir nur deshalb auf der zunge, weil sie auch tatsächlich eine demo gegen die homoehe organisiert hat und leider gottes auch in der friedensbewegung sehr engagiert ist. also ich muss mal zugeben, dass ich mittlerweile gegen den krieg bin. dazu haben eine reihe von dingen beigetragen. kluge beiträge von robert kurz und thomas ebermann. aber natürlich auch die versehentliche bombardierung eines wohnviertels durch die usa. und die angst, dass tausende sterben müssen, bis die taliban weg vom fenster sind.  
    Gigi: darüber hinaus ist die entwicklung eines krieges nicht absehbar. die perspektive, dass er, wie bush sagt, noch jahre dauern könnte, finde ich entsetztlich. außerdem muss man doch wissen, dass der islamismus längst überall im niedergang begriffen ist. der terrorismus ist das letzte aufbäumen vor seinem abgang. selbst der iran säkularisiert sich zusehends. diese leute wollen die welt freilich noch vorher in eine apokalyse stürzen. man darf sich auf deren manichäische logik, dass nämlich die welt in genau zwei gruppen, in gläubige und ungläubige auseinander fiele, erst gar nicht einlassen.  
    Demoforderung:: Bin Laden lebend fassen, Strafe: Geschlechtsumwandlung und zurück nach Afghanistan!  
    Kolja: und das findest du jetzt feministisch, ja?  
    no!: diese diskussion hier ist eine verdammte scheiße! da oben steht ein text von revolutionären frauen aus afghanistan, die sich ausdrücklich gegen den krieg aussprechen. habt ihr das überhaupt gelesen? hier auf der seite steht nicht ein einziges wort, was inhaltlich darauf eingeht! aber ihr hier, weiße westler und in der mehrzahl männer (tut mir leid, dass ich diesen hammer jetzt mal schwingen muss), ihr wisst natürlich in der weltpolitik bescheid. genau so, ihr helden, sieht arroganz aus der nähe aus!  
    no!: ich habe das schon mehrmals gesagt: für den richtigen bezugspunkt halte ich revolutionäre gruppen, bewegungen, parteien, etc., die für eine herrschafts- und ausbeutungsfreie gesellschaft kämpfen. zur vermeidung von missverständnissen: ganz sicher gehört al-quaida dazu nicht. aber das ist die rawa (nach meinem ersten eindruck) ebenso, wie linke in den usa und in israel. mit denen sollte sich die brd-linke praktisch (!) in verbindung setzen, anstatt darüber zu labern, ob man bush kredit gibt oder gleich bundeswehr-soldaten losschickt. -- übrigens wäre ich noch froh, wenn solche entgleisungen wie eine geschlechtsumwandlung als strafe (witzisch, witzisch) zu fordern, unterbleiben könnten.  
    Kolja: um mal die "männer" hier zu entschuldigen: die forumsadministration hatte ihnen ja ihren thread unter dem hintern weggezogen und sie in den nächsten geschoben. offenbar bestand noch diskussionsbedarf aus dem vorigen. da muss mensch sich nicht wundern, wenn der einführungsbeitrag nicht zur kenntnis genommen wird.  
    nn: am samstag gesehener slogan: "Stoppt wenigstens Schily!" -- das 'wenigstens' hat mich sehr amüsiert. vielleicht hilft ja humor am besten gegen den friedensbewegten frieden.  
    orca: yes, no! Die Site ist mehr als einfach nur bemerkenswert, haut vom hocker usw. usf. Man oder in diesem Fall eben frau kann eben doch ne Menge gegen den Krieg und sogar gegen die Taliban machen.  
    Gigi: @no! natürlich haben wir alle den text von RAWA gelesen. und ich denke, nicht nur ich bekomme glänzende augen, wenn ich deren mutige widerstandsarbeit betrachte. aber der hier abgedruckte text enthält nun einmal kaum mehr als gemeinplätze, jedenfalls kaum etwas, das nicht schon vorher von uns diskutiert wurde. RAWAs ablehnung des krieges stützt sich auf die these, die usa würden womöglich einen rachefeldzug gegen die afghanInnen führen. bei allem, was man gegen den krieg einwenden kann und muss: das ist definitiv nicht der fall. bush hat immer wieder betont, dass seine solidarität der afghanischen bevölkerung gelte, die von den taliban brutal unterdrückt wird.  
    Gigi: nur leider ist mittlerweile auch dem letzten gedämmert, u.a. auch mir, dass es einen "chirurgisch sauberen krieg", der die zivilbevölkerung verschont, nicht mehr geben kann. früher ließen die adligen ihre armeen auf einem freien feld ineinander laufen und der sieger bekam ein neues stück land. solche manieren sind heute nicht mehr zu haben. in tschetschenien versteckten sich die terroristen in den städten, um die zivilbevölkerung als kollektivgeißel zu nehmen. wer heute seine überlebenschance in einem krieg erhöhen will, muss soldat werden. die anzahl der ermordeten zivilisten auf einen gefallenen soldaten ist während des gesamten 20. jh. gestiegen. heute liegt die quote bei 13:1.  
    Gigi: Übrigens, ein wirklich toller Artikel über RAWA und den zivilen Widerstand in Afghanistan findet sich in der  Zeit.
    Sascha B.: Danke dafür, no!, dass Du die Aufmerksamkeit (jetzt offenbar erfolgreich nach meinen vergeblichen Versuchen) auf den Text oben und die RAWA gelenkt hast! Dann war´s wenigstens nicht ganz umsonst, dass ich den reingestellt habe... Aber trotzdem die Bitte um Verständnis für den Verlauf der Diskussion: Texte zu diskutieren, ist in diesem Medium und in dieser Form nun mal schwierig, und als Vorgabe gilt (wie auch in anderen Foos) erstmal nur das Stichwort :-)  
    stjopa: nn: also das leidige ngo-problem. sascha hatte ja schon mal was angeregt. aber kannst Du Dir vorstellen, jemand von rawa kommt in die rattenbar und es kommt zu sowas, was auch nur entfernt wie dialog aussieht. und wie könnte dann eine art gemeinsames handeln aussehen? ich wünsche es mir.  
    Sascha B.: Das wäre mal ein "Test" für die Rattenbar. Es gibt jedenfalls jemanden, der über die RAWA was erzählen kann und das auch in der Rattenbar tun will. Nach der allgemeinen Vorstellung des Projekts könnten sich die Interessierten auch zur Diskussion in den "Extra-Raum" (gerne "Backstage" genannt) zurückziehen.  
    b.: glaubt ihr wirklich, dass die ratttenbar der geeignete ort ist. eine schwule-punker-nostalgie-party mit einem hohem grad dees alkoholkonsum ist nur bedingt ein ort um über krieg, folter und vergewaltigung zu diskutieren. für eine ernsthafte diskussion empfehle ich einen extra-termin. stellt euch mal vor wie es kommt wenn die person von rawa was sehr beeindruckendes erzählt und ein grossteil der besucher albert rum.  
    ratte: Wir hatten in der Rattenbar auch schon richtig andächtige, gefühlvolle, innige Stimmung. Da kann auch über ernste gewichtige Themen geredet werden. Ich bin jedenfalls gegen spezielle "Wir sind ja so andächtig und verständnisvoll-Heuchelei"-Orte um über Krieg, Folter und Vergewaltigung zu reden. Das gehört nämlich genauso zu unserem Leben wie Albernheit und Alkohol. Letztere sind auch hauptsächlich Strategien um mit den vorhergehenden klarzukommen oder?  
    Uwe: Ich bin auch gegen solche Beschränkungen, das "hält" die Rattenbar und auch das Publikum schon aus! etuxx hält ja auch Schernikau, Kochrezepte, Skindiskussionen, Aidskritiken, Gasmaskentipps, Alexanderplatz-Infos aus - im Gegenteil es sind Bereicherungen.  
    Sascha B.: Ich versuche, das mit dem RAWA-Info-Vortrag in der Rattenbar für November festzumachen. Den RAWA-AktivistInnen im pakistanischen Exil, die ich um Genehmigung für die Übernahme des Textes oben gebeten hatte, beschrieb ich Etuxx als "left-wing and queer internet-magazine". Sie waren nicht geschockt, sondern fanden das "sympathetic"; das heisst auf deutsch nicht direkt: sympathisch, sondern eher vielleicht: "Wir haben Verständnis dafür.". Ganz ernsthaft aber mal: die RAWA-Frauen haben, vor allem jetzt, natürlich ganz andere Sorgen.  
    B.: also ihr meint wirklich, dass man über solch ein thema bei einem normalen nostalgie-treffen diskutieren kann. na viel erfolg, ich bin skeptisch. übrigens wer meint, dass das gegenteil von rattenbar, "Wir sind ja so andächtig und verständnisvoll-Heuchelei" ist, kennt wohl keine konstruktiven politischen auseinandersetzungen.  
    ratte: Die Rattenbar ist kein Nostalgie-Treffen. Es gibt im Umfeld der Rattenbar durchaus konstruktive politische Auseinandersetzungen. Eine politische Praxis, die losgelöst ist vom Rest des Lebens ist Ratten allerdings fremd.  
    Gigi: ham wir jetzt mal wieder ne neue identitätskategorie entdeckt?! "Sowas ist Ratten fremd ..." Tststs.  
    B.: war nicht so bös gemeint. würde aber trotzdem den rattenbaraktivst(inn)en raten einen termin ausserhalb des donnerstagstermins zu nehmen. ich bin nämlich auch sehr gespannt auf das was die Frauen von RAWA zu erzählen haben.  
    Terminredaktion: Rattenabr ist mittwochs, tschuldigung - das mußte sein