Das Jahrhundert des Sturms
betrachtet von Rocío Maria Sonado





«Wir sind nur, weil wir auf dem Weg sind»
Paulo Freire












«Die offizielle Geschichtsschreibung gleicht einem Schrank, in dem die Machthaber ihre alten Verkleidungen aufbewahren.«
Fernando Birri

























Ein Film von Fernando Birri
nach dem Buch von Eduardo Galeano

"Wir sind nur, weil wir auf dem Weg sind" schrieb der brasilianische Begründer der Pädagogik der Unterdrückten Paulo Freire. Dieser Satz aus dem Munde Eduardo Galeanos am Ende des Films macht Mut. Er soll es auch. Solange es Unterdrückung gibt, wird es Menschen geben, die dagegen aufstehen. Auch wenn sie, die eigentlichen Hauptdarsteller, in der offiziellen Geschichtsschreibung immer nur als Statisten auftreten.

Wie also könnte eine Filmchronik aussehen, die nicht einem Schrank gleicht, in dem die Machthaber ihre alten Verkleidungen aufbewahren? Diese Frage hat sich der brasilianische Regisseur Fernando Birri gestellt. In dem Buch "Erinnerungen an das Feuer" fand er eine passende Antwort und Vorlage für seinen Film. Der Verfasser dieser dreibändigen Vision von der 500-jährigen Geschichte Lateinamerikas, Eduardo Galeano, kommt darin persönlich zu Wort. Sympathisch, nicht belehrend aber den Finger in diese tiefe offene Wunde haltend.

"Das Jahrhundert des Sturms" ist eine zweistündige Collage der Ereignisse seit die Bilder laufen lernten. Konsequenterweise beginnt diese Geschichtschreibung mit der Erfindung des Films und macht so deutlich: Geschichte ist das, was sich offenbart und gezeigt wird. Und weil Geschichte auch immer Legenbildung ist, will Birri keinen vermeintlich objektiven Dokumentarfilm liefern, sondern die Geschichte spinnen. Als Erzählfaden dient ihm dabei die Legende von dem zwölffachen Tod und Wiederauferstehen des Miguel Mármol, dem Begründer der kommunistischen Partei in El Salvador. Schaurig schön wird diese Geschichte von dem uruguayischen Trickfilm-Regisseur Walter Tournier inszeniert, in einem eigens für den Film konzipierten Puppentheater. Mármol tritt hier als Personifizierung der Geschichte Lateinamerikas auf. Dank seines starken Willens und seiner Kreativität aber auch dank sich glücklich fügender Umstände entkommt der Überlebenskünstler immer wieder seinen Peinigern und Verfolgern.

Diese Film-Geschichte ist ebenso grausam wie bunt. Nur dass eine Sammlung bunter Steine noch kein Mosaik ergibt, aus dem ein Bild erkennbar würde. "Das Jahrhundert des Sturms" ist eine gewaltige Ansammlung vieler Filmausschnitte zur Geschichte Amerikas seit der Geburt der bewegten Bilder. Allzu unvermittelt reiht sich Ereignis an Ereignis, ein Film an den nächsten. Manchmal sind es nur 20, 30 Sekunden, die ein Ereignis dokumentieren. Mit Kommentaren, die all zu oft so knapp gehalten sind, dass nicht immer deutlich wird, was da geschah. Man muss die Geschichte schon kennen, um sie - so aufbereitet - verstehen zu können.

Doch damit ist schon alles kritisiert, was zu kritisieren wäre. Denn im Grunde ist die Filmchronik Birris eine Leidenschaft, die mitreißt. Eine solidarische Erklärung für das Schwache und Unterdrückte, die es schafft, bekannte große Ereignisse abseits der Propaganda anders darzustellen: hier ist in erster Linie vom Scheitern der Revolutionäre die Rede, vom Leiden der großen Stars abseits des Medienspektakels, von den unzähligen Fehlversuchen bevor über den Erfolg berichtet wird, von den lügenhaften Erklärungen der großen Politik. Bilder, die um die Welt gingen, vermischen sich mit bisher noch kaum gesehenen Aufnahmen. Manchmal allerdings auch ohne die dokumentarische Genauigkeit, die es einem solchen Film gebietet. So wird z.B. über die Rassenfrage zur Jahrhundertwende über Bildern aus den 50ern berichtet. ?Pero qué cuesta? nada. Rassismus ist leider ein zeitloses Thema.

Geschichtsschreibung ist dann besonders spannend, wenn neben den Ereignissen auch von den Visionen berichtet wird, die über diesen Ereignissen lagen und liegen. Auch wenn die Stimme Otto Sanders da manchmal etwas sehr pathetisch daherkommt, Galeano und Birri gelingt dies auch in der deutschen Fassung auf persönliche und ermutigende Weise.
Wie sagte noch Paulo Freire? "Wir sind nur, weil wir auf dem Weg sind". In diesem Sinne sollte der Film als eine Perle im Unterrichtsmaterial jeder Schule vorkommen.

DVD 5 PAL, codefree.
Bild: 4:3.
Ton: Dolby 2.0
Deutsche und Französische Sprachfassung
Extras: Biografie Regisseur und Buchautor
Bonusfilm SÜDEN, SÜDEN, SÜDEN (1994, 38 Min. Spanisch mit deutschem Voice-over). Ein Film von Fernando Birri mit Eduardo Galeano
Preis: 14,90 Euro
Vetrieb und weitere Infos: absolutmedien.de



Eduardo Galeano: Ein interessanter Autor  Über den Krieg im Nahen Osten
edith (redaktöse): vielen dank für diesen link auf einen hervorragenden artikel! und wie gut, dass noch nicht alle auf etuxx die junge welt boykottieren...  
glueckundgeld: was ist daran interessant? die alte antiimp-leiher vom großen und dem kleinen satan. letzterer habe sich seine terroristen selbst gezüchtet und schlägt jeden "aufrechten" kritiker wie galeano einer ist mit der auschwitzkeule. wenn immer möglich killt der kleine satan christliche oder muslimisch kinder aus vergnügen. das ist so redundant und schwarzweiß, dass man nicht mehr mit argumenten antworten mag.  
(bekannt): Dieser Artikel, Edith, ist in der Tat hervorragend: hervorragend dumm, tendenziös und einseitig. Von daher passt er prima in's antisemitische Stalinistenblatt "junge Welt", hätte sich allerdings auch genauso gut in der "Jungen Freiheit" gemacht. - Übrigens: Wenn Du "Redaktöse" hinter Deinen Namen schreibst, bedeutet das dann, dass Deine Meinung als die aller etuxx-Macher gelten darf? Wenn ja, dann: gute Nacht, Freunde...  
edith (redaktöse) @ (bekannt): bravo, weiter so? anonym, keine begründung, keine argumente? auf diesem niveau erübrigt sich ja jede inhaltliche erwiderung... dies aber dennoch: ich bedanke mich erkennbar als redaktionsmitglied, damit die geneigte leserIn die redaktion kritisieren kann, welch dummes, tendenziöses und einseitiges mitglied sie in ihren reihen duldet. diese kann sich dann bei bedarf von meiner danksagung abgrenzen. offenbar hat es ja in der vergangenheit an redaktionellen abgrenzungen gegenüber dummen, tendenziösen und einseitigen einträgen hier immer noch gemangelt - dir daher getrost ein "schlaf gut!" mit auf den weg...  
kermit semitermit: @ schwarzweiss"denker" es ist unterträglich blöd, dieser unqualifizierte allwissende und allverstehende global view aus der kiezdenke bis zur strassenecke. Ihr macht euch zum mitttäter der wenigen aber echten antisemiten, indem Ihr für den verklärenden närboden sorgt und sagt wer wer ist. Frag mich warum Ihr überhaupt internet nutzt, Zur sachlich und inhaltlichen kommunikation sicher nicht. erstmal Film schauen bevor rummucken (keine angst, keine gehirnwäsche, bloss nicht euer schlaflied)  nur zum mitschnacken
heinzi: -1- ich kenne den film persönlich nicht, kann aber aus der rezension nicht auf eine besondere einseitigkeit des films schließen. und warum wird die debatte dann sogleich zum nahost-konflikt gezogen? und warum ist das eintreten für frieden (der erste link der debatte) sogleich antisemitisch? sind dann auch die zahlreichen jüdischen friedensaktivistinnen israels antisemitisch? // aber zurück zum film und zur renzension: rezensionen haben zum glück die eigenart aus dem spezifischen subjektiven hintergrund von autorinnen geschrieben zu werden, was ja dann gerade diskussionen befördert. -fortsetz 2-  
heinzi: -2- insofern wäre ich auch an einer begründeten kritischen perspektive zum film sehr interessiert - wer hat lust und kenntnis, sie hier zu äußern??? // so würde ich mir eine debatte erhoffen, erwarten, bei der das herausgreifen von ereignissen immer als subjektiv herausgestellt wird. schon aufgrund der stetigen belastung durch erwerbsarbeit bleibt zudem vielen menschen das filmen und schreiben verwehrt. inwieweit kann also ein film, auch wenn er nicht so oft gezeigte bilder zeigt, tatsächlich marginalisierte blickrichtungen gewinnen? und inwieweit stellt sich diesbezüglich das positive moment des filmes dar?? lg!  
rocío maria sonado: der film, ebenso wie der jw-artikel, schildert die vorgänge aus der perspektive der ewigen verlierer. das macht galeano (und seinen regisseur birri) so wichtig. es gibt nicht viele, die im täglichen gemetzel der machthabenden diese stimme erheben. galeano schließt in seinem artikel israelis ausdrücklich ein. ihm antisemitismus oder wegbereitung dazu vorzuwerfen ist selbst eine verklärung der tatsachen...  
rocío maria sonado: ... es geht hier nicht in erster linie um israel oder palästina. genausowenig wie es in dem film um lateinamerika oder nordamerika geht. galeano zieht in seiner perspektive auf geschichte andere grenzen. und vor allem: er stellt fragen, anklagende fragen. da sie keineswegs als rhethorische fragen gelesen werden wollen, müssen sie erst mal beantwortet werden.  
heinzi: ...in dem jw-artikel ist das ja sehr vermischt - und gut geschrieben ist er auch nicht; der film klingt dagegen, auch aus dem was du jetzt noch schreibst, sehr spannend. ich werde ihn nun wohl erstmal schauen müssen, um philosophische fragen aufzuwerfen ;)  
edith: liebes h1i, warum meinst du, der jw-artikel sei nicht "gut geschrieben"? klär mich bitte auf!  
glueckundgeld: liebe edith, vielleicht mal ein paar hinweise warum dieser artikel ziemlich schlecht geschrieben bzw. sehr verzerrt ist. a) er misst mit zweierlei maß: israel wird angeklagt un-resulotionen zu verletzten. die tatsache, dass der libanon seit jahren resolution 1559 missachtet, die diesen zur entwaffnung der hisbollah verpflichtet - kein wort. b) er unterschlägt wichtige fakten: im süden libanons stehen zwischen 10 und 15 tausend raketen der hisbollah. diese ständige bedrohung hat sicher dazu beigetragen, dass israel sich die permanenten provokationen – wenn man die entführung von staatsbürgern so nennen kann, nicht mehr gefallen zu lassen. Israel hat sich 2000 zurückgezogen, die angriffe  
glueckundgeld: aus dem libanon hat dies nicht gestoppt. Eine so einseitige schuldzuweisung ist in diesem zusammenhang nicht gerechtfertigt. c) er verknüpft themen, die nichts miteinander zu tun haben. die behandlung der palästinenser haben schlicht und einfach nichts mit dem konflikt im libanon zu tun. d) er bleibt an vielen stellen undeutlich: was heißt die „illegale besetzung palästinas“? will er auch israel von der karte streichen oder geht es ihm um die legitime forderung nach der schaffung eines palästinensischen staates? e) er unterstellt, dass allen kritikern israelischer politik der antisemitismusvorwurf gemacht werde. diese erscheint mir eine wahnhafte projektionsfigu  
glueckundgeld: r zu sein, die nur denen hilft, die wirklich gern mal was antisemitisches sagen wollen. es ließen sich noch viele andere punkte aufzählen – aber wenn du dich ein bisschen im internet umschaust und vielleicht auch mal was anderes als junge welt liest, dann wirst du sicher schnell auf einschlägige kritiken an solcherlei schwarz-weiß-malerei finden. grüße: glueckundgeld  
edith: hallo glueckundgeld, du belegst zwar nicht "schlecht geschriebenes", sondern deine sicht einseitiger darstellung, aber jedenfalls vielen dank für die begründungen. - a) israel wird nicht der verletzung von un-resolutionen angeklagt, vielmehr die usa der verhinderung derselben in 40 (!) fällen. zitat: "israel hat 46 empfehlungen (...) ignoriert." rechnest du alles dies auf gegen 1 resolution no. 1559 ? dennoch, danke für die erwähnung!  
edith: b) nicht jede information, die nicht geschrieben wird, ist schon "unterschlagung". aber worum geht es nun: um entführung einzelner soldatInnen? oder um eine fünfstellige zahl von raketen? hat die israelische regierung diese zahl beim begründen ihres terrors gegen die zivilbevölkerung "unterschlagen"? und falls ja: warum? - c) wieso hat die behandlung von palästinenserInnen "schlicht und einfach nichts" mit dem konflikt im libanon zu tun? nach welchen kriterien trennst du das? - d) was ist undeutlich? hältst du die besetzung palästinas für legal? wie kommst du auf "von der karte streichen"? ich lese, dass "Palästinenser aus ihren Häusern und von ihren Ländereien verjagt" wurden.  
edith: e) der artikel unterstellt gerade nicht, "dass allen kritikerInnen israelischer politik der antisemitismusvorwurf gemacht werde", indem er fragt, ob "die Juden, die darüber entsetzt sind, was da in ihrem Namen getan wird, auch Antisemiten" seien. - ich würde mich freuen, wenn du konkret "viele andere punkte aufzählen" würdest – das wäre konkreter, als mich "ein bisschen im internet" umzuschauen. - übrigens: die junge welt lese ich nur auf etuxx mit - und schwarz-weiß-malerei stört mich überall, eine in der jw nicht minder als deine. - einen freundlichen gruß retour, edith  
glueckundgeld: he edith, ich muss dich enttäuschen, ich kenne nicht alle 46 resolutionen und werde mich nicht im einzelnen mit ihnen auseinandersetzen. ich habe versucht anzudeuten, wo der artikel extrem einseitig ist. ich wundere mich einfach immer wieder, wie man es schafft sich permanent über den staatsterror israels zu echauffieren und israelische menschen, denen die kassam raketen von der hamas und die katjuschas von der hisbollah um den kopf fliegen zu ignorieren. aber mir scheint, dass wir da so unterschiedlicher meinung sind, was einseitigkeit ist und was schlechter stil ist – da kann man denn das diskutieren auch lassen. na gut – zur  
glueckundgeld: frage des „illegalen gebildes israel“, genauer zu deiner frage an mich ob ich die besetzung „palästinas“ für legal halte...herrje – ich bin kein völkerrechtler. es gab nie einen staat „palästina“ – es gab mal das osmanische reich, danach britisches mandatsgebiert. seit 1948 gibt es einen verhältnismäßig demokratischen staat namens israel. sorry, da ist mir relativ wurst, welche/r nationalistin da historisch welchen anspruch machen zu können glaubt. mir ist auch egal, ob die französische revolution legal war oder die gründungsurkunde von monacco gefälscht ist. was wäre wenn? soll sich dann der staat mal schnell selbst auflösen? das ist doch völlig irrelevant und  
glueckundgeld: dient lediglich dazu permanent und immer wieder das existenzrecht israels in frage zu stellen. ich befürworte die perspektivische gründung eines palästinensischen staates – nur ist das eben nicht so einfach, wenn jede geste des entgegenkommens israels als schwäche und damit als anreiz für neuen terror genommen wird. noch ein letzter punkt. warum der terror der hisbollah nichts mit den palästinensern zu tun hat? du müsstest mir erst mal erklären was die miteinander zu tun haben sollen. ok-hamas,  
glueckundgeld: wie auch hisbollah wollen israel auslöschen. aber im gegensatz zur hamas geht ein palästinensischer staat der hisbollah am arsch vorbei. das meinte ich damit, dass hier zwei themen unzulässig verknüpft werden. so. nun schau ich mir mal den film an, vielleicht ist der ja besser, als das geschreibsel zur nahost-politik. Tschüsschen.  
heinzi: @ edith: da die frage an mich ging, möchte ich auch kurz noch antworten... ich finde den jw-artikel von galeano auch zu einseitig - genau wie viele meinungen der anti-ds, nur diesmal aus anderer sicht. eine formulierung aufzustellen, dass hizbollah noch nicht existierte, widerspricht ihrer verankerung im südlibanon und den bombardierungen israels durch die hizbollah; insofern ist mir der artikel einfach nicht differenziert genug (wie auch 'glueckundgeld' etwas ausführt), -fortsetzung 2-  
heinzi: -2- wenn ich auch der meinung bin, dass nur eine friedliche lösung 'des nahost-konfliktes' möglich ist und das auch eine linke in der brd besser daran täte, sich auf linke in israel zu beziehen; auch finde ich an dem artikel nicht gut, dass von lateinamerika zu palästina, israel etc. rübergeblendet wird und wieder zurück...