etuxx In Leipzig wird queer jetzt monatlich in einem Labor untersucht:

Queer theory wann ficken wir endlich das System?

von Heinzi

Queer theory ist eine staats-, herrschafts-, normativitäts-, kapitalismus- und damit systemkritische Theorie - zumindest von ihren inhaltlichen Ansätzen *???* Diesen Eindruck gewinnt mensch dagegen nicht, wenn mensch sich zu der einen oder anderen Konferenz zu eben queer durchringen konnte (mal abgesehen davon, was eigentlich Staat, Herrschaft, System ist *???*). Alle sitzen fein brav in Reihen, werden von jemanden beschallt, der genügend Kenntnisse und ein entsprechender Ruf zugemutet wurde und blättern in einem Wörterbuch, um das Gesagte wenigstens einordnen zu können; queer braucht zur Vermittlung meist einfacher Inhalte, die sich auch auf einer Seite zusammenfassen lassen, Stunden und ganze Bücher...

Mut zur Klugheit *???* Neben ausgefeilten Konzepten, von denen es einige gibt, ist es auch notwendig auf Menschen zuzugehen, die dazu bereit sind, eigene Kategorisierungen zu hinterfragen und aufzubrechen und sich in eine solche Theorie einzubringen. An eine solche Offenheit appellierten schon zahllose queer Engagierte. Dafür sind aber auch Diskussionen zu Fragen notwendig, die die queer theory meist offen lässt: Wie kannst du dich als Lesbe oder als Schwuler verstehen, wenn du dich in der Zeit außerhalb des Bettes für queer theory einsetzt? Warum sprichst du insbesondere vermeintliche Schwanzträgerinnen an, wenn du dich doch in einen Menschen und nicht in dessen Geschlecht verliebst?

Schließlich gibt es auch gravierende inhaltliche Defizite der derzeitigen queer theory: Sadomaso - lehnt eine queer theory "härtere" *???* sexuelle Spielarten ab, weil darin Herrschaftsverhältnisse produziert und reproduziert werden oder ist alles okay, solange es selbstbestimmt von allen Teilnehmenden erfolgt? Sind solche Herrschaftsverhältnisse dann auch außerhalb des Bettes okay, sprich, wenn sich jemand als Knecht verdingen oder als Sklave verkaufen will? Barebacking - ist selbstbestimmter Selbstmord auch auf Kosten eines gemeinschaftlichen Gesundheitssystems okay? Gleichzeitig wirft sich dann auch die Frage auf, ob es okay ist, sich selbst aufessen zu lassen (und aufgegessen zu werden) - schließlich stellt dies nur die "Spitze" *???* (wo ist der Berg am höchsten?) von Sadomaso und des selbstbestimmten Wunsches nach Selbstmord dar?...Fragen, die sich viele derzeitige queer Engagierte nicht trauen zu stellen, um diese Theorie nicht "zu beschmutzen" und queer theory als Alternative möglich erscheinen zu lassen.

queer labor, eine monatliche Veranstaltungsreihe in Leipzig, versucht sich gerade diesen Zwiespalten zu stellen > eine möglichst breite Offenheit zu erreichen, damit alle an Diskussionen Interessierten an diesen gleichberechtigt teilnehmen können und >>> Fragen zu stellen, um Defizite und neue Handlungsansätze zu gewinnen >> nichts desto trotz können ja irgendwann auch Aktionen daraus entstehen. Dazu entscheiden alle Anwesenden über das was passiert: welche Texte gelesen werden, was diskutiert wird, was geschrieben wird, was für Aktionen gemacht werden *???*

queer labor, jeden ersten Donnerstag im Monat im linXXnet, Bornaische Str. 3d, Leipzig. weitere Infos unter: www.queerlabor.de.vu

Lore Logorrhöe: ich kenne dies angeblichen "saubermänner" der queer theory nicht. ich finde kritische interventionen in den gegenwärtigen queer-tehoretischen diskurs jederzeit wünschenswert, hoffe aber, dass sie über das niveau: "wo sind die grenzen des sadomasochismus?" hinausgehen werden. die verfasser scheinen keine kenntnis der sm-subkultur zu haben.  
Fürwitziger: Welchem Zustande Ihr nur allzu gerne abzuhelfen wünschet?  
Was soll das?: *???*  
krimiautor: das sind wohl die drei fragezeichen.  
Brenda: das hat sich die Red. auch gefragt, was das für fragezeichen sind.  
Was soll das?: Vielleicht ist *???* ja das neueste Zeichen für: Wir sind queer? Fände ich durchaus treffend. Wenn das die jugendlichen LeserInnen der "Drei Fragezeichen" wüssten...  
anale, die denkende: fragezeichen stellen dinge in frage, würde ich mal sagen... oder *???* ;o) zumindest passiert was, was vielleicht mal nicht in einem hinterdenkerinnenstübchen endet...  
heinzi: noch fragen? *lol* ...die *???* geben lediglich an, dass es ja immer darauf ankommt, wer hinkommt, dass es keine allgemeingültigen wahrheiten gibt und dass hinter*???* :) gelegentlich ganz neue erkenntnisse (nicht unbedingt wahrere) zu tage fördert und vielleicht auch zu handlungsansätzen führt... was beim queer labor passiert können wir alle ja mitgestalten :)  
boy26bln: Vielleicht sollte man eine Steuer auf Barebacking erheben, um die Zusatzkosten der Krankenkassen aufzufangen.  
Brenda: klar, lieber boy26bln. Am besten ein Hundertschaft Bullen in jeden Partykeller, damit auch keiner durch die Lappen geht. Sehnst du dich nach der guten alten Stasi oda was? Echt ein toller Vorschlag!  
boy26bln: @brenda: Es ist nur ein Diskussionsvorschlag. Die Frage ist, ob eine solche Steuer sinnvoll wäre und wie sie möglicherweise aussehen könnte. Es scheint mir auch sinnvoll, das Tabakkonzerne dafür blechen müssen, wenn Leute Lungenkrebs etc. vom Rauchen bekommen. Warum soll es nicht eine Steuer geben für Bars, die sich mit Barebackpartys eine goldene Nase verdienen?  
Brenda: ach so. Du meinst, bareback Parties sollte es nur noch für Menschen mit goldener Mastercard geben, ich verstehe. Zigaretten für 20 Euro die Packung, Eintritt im Toms ab 200 Euro pro Abend. Prima Sache. Auch Flatrates sollte es unter 500 Euro im Monat nicht mehr geben, schließlich kann das Internet süchtig machen, und die Rückenschäden der User, für auch die Allgemeinheit aufkommen muss, bringen uns alle bald ins Grab, wenn wir nicht schnell aktiv werden.  
boy26bln: @Brenda: Welche Steuern sollte es deiner Meinung nach geben und welche nicht?  
Spin: kann die besteuerungsdebatte bitte stoppen? danke. dass zur queer-theory bände und massen von vorträgen gefüllt werden, finde ich gut & nicht schlecht, wie offenbar die autorInnen. der gegenstand der queer studies (wie kommt es zu geschlechtlichen und sexuellen kategorien und den entsprechenden praktiken und ordnungssystemen quer durch kulturen & geschichte, was haben macht & sozialisation damit zu tun usw.) ist einfach kompliziert.  
Spin: mir ist der wunsch nach vereinfachungen und klaren normen, wie sie aus dem text oben sprechen, mindestens so unangenehm wie das qualifikationsgehuber des wissenschaftsbetriebes (wobei ich in den gender studies die erfahrung gemacht habe, dass es da -noch?- nicht so schlimm ist wie in den tarditionellen fächern). was mir bauchschmerzen macht, ist der versuch, "theory" mit fragen nach "was ist okay?" zu vermischen, also auf abkürzungen zu bewertungen zu kommen.  
Spin: mich interessiert zunächst mal, aus welchem selbstverständnis leute was machen, was sie mit hetero/homo, s/m, barebacking, zu-zwanzigst-oder-gar-keinen-sex-haben usw. wollen und was das mit ihren erfahrungen oder ihrer sozialen situation zu tun hat. linke neigen zu schnell dazu, sachen mit den "guten/richtigen" normen aufzuladen.  
oa@spin: dein interesse in ehren, einer definitionsmacht unterliegst auch du. schon allein durch sprache, derer auch du dich bedienen mußt. und sprache ist normativ. einen darüber hinausgehenden "wunsch nach ... klaren normen" kann ich in dem text nicht erkennen, oder von welchem text redest du?  
Brenda@Spin: ich lasse mir hier doch nicht das Wort verbieten! Es geht nicht um eine zu stoppende Steuerdebatte, sondern darum aufzuzeigen, wozu Überlegungen nach "finanzieller Eigenverantwortung" führen". Wenn Menschen hier solche Vorschläge machen (eine "Bareback-Steuer" einzuführen), möchte ich sehr wohl drauf antworten. Daran ändert auch dein überhebliches "...bitte stoppen? danke." überhaupt nichts. @boy26bln: es geht hier nicht darum, welche steuern es meinung nach geben sollte und welche nicht". ich finde deinen repressiven Ansatz allgemein falsch.  
taz-Leserin: Zum vom Queer-Labor ungeliebten SM-Thema habe ich am Wochnende was Interessantes aufgespießt:  SM-Interview im tazmag