wo Männerschweiß mehr als chanell n°5 zählt


Der Reiz, nicht nur in sexueller Hinsicht, von Hierarchie und Uniform ist ungebrochen. Jugendliche beiderlei Geschlechts sind längst wieder intensiv auf der Suche nach Pflichterfüllung in Uniform auf freiem Feld - Pfadfinderromatik liegt voll im Trend. Entsprechende Gruppen haben, im Gegensatz zu sonstigen Jugendorganisationen keine Probleme, ihre sich altersbedingt schnell lichtenden Reihen zu füllen.

Nicht mit augenzwinkernder Ironie oder postmoderner Halbdistanz, sondern in vollem Ernst stehen sie zu dem steifen Regelwerk und fest gefügter Rangordnung. CHRISMON-Autorin Erika Entholt sezierte in ihrer Reportage messerscharf: "Hauptmotiv der jungen Interessenten, da ist sich die Pfadfinderszene einig: die Sehnsucht nach Gemeinschaft und nach Idealen. Die Einzel- und Scheidungskinder-Generation wünscht sich Geborgenheit, eine stabile Rangordnung und verlässliche Regeln. Pfadfinder bieten, was ansonsten rar ist: einen Gesamtentwurf fürs Leben."

Allen Patriarchats- Geschlechterrollen- und Militarismuskontroversen zum Trotz haben zum Beispiel einige Schwule von je her einen Hang zu allem, was mehr oder minder uniform und homophob daherkommt. Die Lederszene war nur ein Abklatsch der männerbündelnden Rockerbanden, in denen für Weicheier und Hinterlader kein Platz freigehalten worden sein dürfte. Je schwulenfeindlicher eine Szene oder Subkultur erst einmal wirkt, desto größer ist der Reiz für die "harten" unter den schwulen Jungs: Da wurde aufgesogen und kopiert, was immer mit rauer Schale die Harmonie des Alltags durchbrach: Skinheads, Bauarbeiter, Punks, Handwerker, Polizisten, Knastbrüder, Soldaten… .

Einmal angekommen im Gay-Kosmos, wird so ein Testosteron-Gesellschaftsabbild mit allen Möglichen Spielarten des Sex kombiniert und trendsettend mit ihm experimentiert. Die Non-Gay-Welt greift darauf inzwischen schnell wieder zurück. So haben es Camouflage- und Military-Look kurz nach dem Jahrtausendwechsel bis auf die Grabbeltische von C&A und H&M geschafft - das sichere Ende eines jeden Modetrends.

Doch mit den modischen Fleck-Tarn-Stretch-Tops in Lycra-Feinripp im Sonderangebot haben Mitglieder schwuler Batallione nichts am Hut. Für "Gay Soldiers" zählen: "Rollenspiele, Befehl und Gehorsam, Dominanz und Unterwerfung. Und das alles auch noch vor authentischer Kulisse. Uniform-Fetischisten leben sich auf Manövern aus, militärischer Drill bei Wind und Wetter. Ganz wie echte Soldaten: Die Armee als pornographische Fantasie. Wobei beim Camouflage-Sex der Militarismus gar keine Rolle spielt. Worauf es ankommt, ist allein die Uniform. Viele waren nie bei der Bundeswehr, legen aber Wert drauf, mit Typen durchs Gelände zu streifen, die man sich als Soldaten auch wirklich vorstellen kann." (hinnerk 5/02; Thomas Christes).

Ein Dilemma ergibt sich bei dem ganzen Uniformfetischismus allerdings: Das öffentliche Uniformtragen ist, wenn sie echt ist, Amtsanmaßung und kann somit auch juristisch verfolgt werden. Andererseits funktioniert die sexuelle Fiktion nur, wenn die Uniform echt ist. Ansatz genug für Robert M., einmal nachzufragen bei Fetisch-Soldat Fliege und Fetisch-Gefreiten Libelle.

M: Wie echt muss es sein, damit der Fetisch Uniform für Dich funktioniert?

Fliege: Ich betrachte schwule Army-Camps als ein Spiel bei dem Augenzwinkern erlaubt ist. Und wenn dann erst mal klar ist, dass sowieso alles nur ein Spiel ist, sollte das dann beim Sex nicht mehr erwähnt werden.

Ich persönlich habe keinen Bock in einer Bundeswehr-Reservisten-Kameradschaft mitzumachen. Soviel Authentizität würde mich schon wieder abschrecken. Uniformität kann ich auch erleben ohne Staatsflagge auf der Uniform. Gemeinschaftliche Aktionen im Wald oder Umtriebe in Bunkeranlagen turnen mich mehr an als perfekte Uniformen und vollständige Ausrüstung. Ohne Stiefel braucht man allerdings gar nicht erst anzufangen.

Libelle: Ob ein "Fetisch" funktioniert, hängt doch nicht davon ab ob er "echt" ist. Meinst du es gibt Windelfetischisten, die sich vorher ansehen, welche Windelsorte bei "echten" Babys am weitesten verbreitet ist? Wenn wir uns als Soldaten oder Partisanen fühlen wollen, dann gehört auch die Kleidung dazu, und Uniform und Tarnung haben sich im Wald als ganz nützlich erwiesen. Fußballer tragen auch immer dasselbe Hemd in 11er Gruppen, da erkennt man besser, wer dazu gehört und wer nicht.

M: "Ich kann nichts, ich bin nichts, gebt mir eine Uniform" - ein Demoschlachtruf der Uniformträger (hier die Polizei) ins Lächerliche ziehen soll. Unisono scheint dieser Slogan mit Teile von Militärkritik einher zu gehen. Gerade an der Uniform wird diesbezüglich gemäkelt, dass sie vorhandene "unschöne" Charaktereigenschaften der TrägerInnen gemäß einer gewissen Disposition ausleben lassen. Der Starke formt seine Führungsqualitäten immer weiter aus, baut und bauscht sich so zu einer unangreifbaren Autorität auf. Der Mitläufer ist froh, nach Befehlen handeln zu können und kommt nicht in die "Notlage" eigene Entscheidungen treffen zu müssen. Es ist immer ein Vorgesetzter da, der ihm Entscheidungen abnimmt. Nicht zuletzt der Schwache: Er genießt es, anderen Menschen Anweisungen zu erteilen und ist so in der Lage, mangelnden Selbstwert zu kompensieren. Was besetzt Ihr am meisten?

Fliege: Ich finde es auch geil, Befehle befolgen zu müssen und bei inkorrekter Ausführung bestraft zu werden. Vom Soldaten wird Befehlsgehorsam erwartet, die individuelle Verantwortlichkeit entfällt. Was man in der Gesellschaft kritisieren muss, ist beim Army-Camp erlaubt. Notorische Bedenkenträger können abschalten und in eine Parallelwelt wechseln. Hierarchie, Drill und militärischer Umgangston im Army-Camp fand ich aber etwas unterentwickelt. Persönliche Fertigkeiten der Kameraden beim Manöver oder sexuelle Attraktivität spielen häufig eine größere Rolle als der Dienstgrad. Im Endeffekt ergibt sich ein für schwule Verhältnisse recht kameradschaftlicher Umgang vom Neuling bis zum Kommandeur. Es geht auch nicht allen um das Spiel von Befehl und Gehorsam, wie es deine Frage nahe legt. Sondern einfach darum, Uniform zu tragen und Sex zu haben.

Die Kameraden stellen meiner Ansicht nach einen Querschnitt durch die existierende Schwulenszene dar: Handwerker, Akademiker, Punks, Sozialdemokraten, Arbeitslose, Büroangestellte. Die "Veranlagung" zu unsozialem Verhalten (gibt's so was?) meiner Kameraden ist aber nicht merkbar stärker oder weniger stark ausgeprägt als anderswo.

Libelle: Militärkritikerinnen sollen ruhig am Militär mäkeln, die haben in Bezug auf staatliche Machtorgane sicher auch recht. Wenn ich mit Freunden Krieg spiele, ist das aber unser Spiel, aus dem jeder jederzeit freiwillig aussteigen kann. Und umso schlechter die Charaktereigenschaften sind, die sich da bei einzelnen zeigen, umso spannender wird es. Es gibt aber Eigenschaften, die man nicht mitbringen sollte: ewiges Besserwissertum, die Unfähigkeit, mit anderen zusammenzuarbeiten oder Verantwortung für Aufgaben Übernehmen zu können.

M: army/uniform - auch Frauen sind heute bei der Armee. Folgte man konsequent dem Fetischgedanken, hieße es, dass sie dazugehören. Fändet Ihr das interessant? Oder anders gefragt, wie dominant ist der Fetisch Uniform, wiegt er gar mehr als die sexuelle Orientierung schwul?

Libelle: Für mich ist es vollkommen egal, welches Geschlecht jemand hat oder welcher sexuellen Vorliebe er nachgeht. Wenn ich mit Kameraden Sex haben will, muss ich sowieso erst rausfinden, ob wir zusammenpassen. Ich fände es einen Fortschritt, wenn Schwule ihren Hang aufgeben würden, sich ständig ihrer Identität vergewissern zu müssen, dass sie nur mit Leuten zu tun haben wollen, die dem selben Geschlecht, dem selben Kleidungsstil, den selben sexuellen Vorlieben frönen. Ich bin aber in der Minderheit mit meiner Meinung unter den schwulen Freunden von Soldatenspielen. Eine Rolle spielt sicher auch, dass viele befürchten, dass Frauen bei Army-Spielen einfach härter drauf sind.



M: "Uniform ins Schlafzimmer, nicht ins Feld!" überschrieb die Siegessäule einen Artikel, der über die politische Werbebotschaft des Männer-Modemagazin FHM Collections berichtete, dass harte Jungs viele lieber Camouflage und Olivgrün zu friedlichen Beutezügen als im Krieg trügen. Visuell ergänzt um eine eher liebevolle Szene zweier Soldaten mit einem arabischen Schriftzug "Warum?" - In einigen schwulen Internetforen war während des letzten Irakkrieges die Rede davon, dass sich Leute überlegten, keine Armeeuniformen zu tragen. Wie seht Ihr das? Heizt so ein Krieg Eure Fantasie an, obwohl Ihr grundsätzlich gegen ihn seid?

Fliege: Es ist paradox: Wenn Über den Fernsehschirm knackige Jungs in Uniform flimmern, kuck ich schon genauer hin. Bombenangriffe und resultierende Verstümmelung finde ich dagegen äußerst abturnend genauso wie Action-Ballerfilme. Beim Army-CamFp gab's eine Sanitätsübung mit gefakten Verletzten und Toten, die für mich als Jungensspiel interessant war, nicht aber in sexueller Hinsicht.

Libelle: Ich hab mir schon als Kind auf Szenen in Kriegsfilmen einen runtergeholt, wo hübsche Jungs im Kugelhagel verrecken. Würde ich das real erleben, würde ich bestimmt keinen hochkriegen, sondern mir in die Hosen machen. Krieg und Tod passieren ganz unabhängig davon, ob das jemand sexy findet. In einem schwulen Armycamp ist man von realer Todesangst und Verwundungen ziemlich weit entfernt, aber in der Fantasie ist das schon dabei.

M: Ein zentrales Element echter Soldaten/Uniformträger ist die Waffe. Sie bildet mit dem Soldaten eine fast noch eine innigere Einheit als das verschwitzte Unterhemd bzw. die Stiefel, sie darf niemals aus den Augen verloren werden. Bei Euch sind Waffen verboten. Gibt's Holzgewehre wie im Sandkasten?

Fliege: Ich persönlich habe die innige Einheit von Soldat und Waffe nicht kennen gelernt. Ich habe auch keine Waffe vermisst.

Libelle: Holzgewehre wären ein bisschen zu albern. Ich hab meinen Freund auch noch nicht dazu Überreden können, mir eine Knarre an den Kopf, oder besser ins Maul zu halten, während er mich fickt.

M: "Gleiche Rechte für alle" ist so ein Slogan, der oftmals Minderheitenpolitik kennzeichnet. Falsch verstanden und mit einem schlagkräftigen Lobbyverband (LSVD) als Vorsprecher haben sich die Homos so ein Stück vom Privilegienkuchen abgeschnitten (Homoehe). So eine Gleiche-Rechte-Debatte ist ja beispielsweise auch eher konträr zur Eurer Fetisch-Hierarchie. Bewirkt beispielsweise so ein freiwilliges lustvolles Spiel mit Macht und Unterdrückung auch eine unverkrampftere Diskussion über gesellschaftliche Machtmechanismen?

Libelle: Linke brauchen wahrscheinlich eine intellektuelle Ausrede, um Sachen zu machen, die irgendwie moralisch anrüchig ist. Macht ist in der Gesellschaft ja ziemlich diffus, unpersönlich und unsichtbar geworden. Da macht es schon Spaß, sie in einem Camp mal wieder klar und deutlich zu erleben. Soldaten und Stricher zeigen mit der Disziplinierung und Ausbeutung ihrer Körper sicher am deutlichsten, wie in unserer Gesellschaft gearbeitet wird. Das passiert in anderen Jobs auch, nur nicht mit derselben Konsequenz physischer Auslöschung. Diese Tatsache ist mir aber völlig egal, wenn ich mit Freunden in ein Armycamp fahre.

Die Leute wollen immer erst für alles eine Erklärung und Sachen "richtig" eingeordnet haben, noch ehe sie sich damit praktisch auseinandersetzen. Wenn ich mich daran aufgehalten hätte rauszufinden warum und zu welchem Zweck ich schwulen Sex vorziehe, würde ich wahrscheinlich immer noch Jungfrau sein.

Fliege: Ich bin nicht mit dem Ziel zum Army-Camp gefahren, danach unverkrampfter Über Macht sprechen zu können. Ich sehe auch nicht, dass schwule Uniform-Gruppen bisher in größerem Ausmaß in die Gesellschaft hinein gewirkt haben. SM im Allgemeinen hat aber sicher die Diskussion Über Machtmechanismen mitbeeinflusst. Inwiefern? Darüber könnte man einige Doktorarbeiten schreiben. Spendiert mir etuxx ein Stipendium?

M: Die Frage stelle ich, Soldat Fliege. Auf den Boden! 20 Liegestütz, Gefreiter Libelle überwachen Sie das!

Libelle + Fliege: Jawoll, Commader Spatz [während Fliege zu Boden geht, schiebt Libelle genüßlich seinen Stiefel unter Flieges Brust ... und zählt nur, wenn der Stiefel auch berührt wurde ... sieben, acht ...acht ... acht, neun ...]

M.: Trotzdem Danke für das Interview, die …ie …ie … Augen gerade aussssss. Rührt Euch!

rekrut ratz: diese sehnsucht nach gemeinschaft, identität und orientierung kommt mir wie ein korrektiv gegen neloiberale verhältnisse vor. es scheint mir so, dass die linke für dieses bedürfnis zurzeit überhaupt kein vernünftiges angebot hat. alle "gelebten" antworten kommen aus der konservativen und rechten richtung. von linken werden sie dann als fetisch "entschärft". aber damit wird ihnen auch der gesellschaftskritische zahn gezogen, oder?  
schütze arsch: genau. lass und geilen bundeswehrsex machen. zu sechst in der miefigen stube unter der bettdecke in die socken wichsen. oaaah, wie geil. schrott auseinander und wieder zusammenschrauben. oaaar. stundenlang irgendwo wache stehen und dabei aus langeweile wichsen. issaa geil. oaah. mit tumben spackenkumpels skat spielen. das ist erotik pur.  
Leo: @ratz: Die soziale Kälte läßt uns Geborgenheit suchen ist in der Sache ein konservatives Argument, egal von welcher Position es ausgesprochen wird. Der Unterschied zwischen repressiven und libertären Verhältnissen ist doch gerade der, dass sich unter ersteren devote Fantasien nur eingebunden in die gesellschaftlichen Institutionen ausleben lassen, während unter letzteren (manche) autoritäre Rollen (teilweise) von den Verhältnissen entkoppelt sind. Wenn man z.B. auf die Geschichte der Sklaverei guckt sieht man den Unterschied heute schon klarer als beim Militär.  
Leo: Und sicherlich gehört zum Fetisch die Erkenntnis dazu dass dabei der Begriff authentisch seine gewohnte eindimensionale Bedeutung verliert. Nur frage ich mich was daran schlecht sein sollte, wenn es Antimilitaristen gelänge, die Armee aufzulösen und so die Uniform zum Fetisch zu entschärfen dem damit der gesellschaftliche Zahn gezogen wäre?  
Sascha B. @ Leo: Schön vorsichtig ausgedrückt (mit allen Einschränkungen in Klammern). Darf ich Dich so verstehen, dass Du der Meinung bist, wir lebten in "libertären Verhältnissen", da ja MANCHE autoritäre Rollen TEILWEISE von den Verhältnissen (Welchen nun eigentlich? Doch wohl den autoritären?!) "entkoppelt sind"? Du eierst doch sonst nicht so rum. Trau Dich... :-)  
Sascha B. @ Rekrut Ratz: Ich versuche mal, das kurzzuschliessen: Die "Sehnsucht nach Gemeinschaft, Identität und Orientierung" ist ein "Bedürfnis" (Was für eines? Ein anthropologisch fundiertes, der Menschennatur immanentes, gar ein allen Säugetieren gemeinsames?), für das "gelebte Antworten" leider nur aus der reaktionären Ecke kommen? Mein lieber Rekrut, Du hast auch schon mal begriffskritischer argumentiert (wahrscheinlich immer dann, wenn Du gerade nicht Rekrut warst ;-). Und diesen "gelebten Antworten" (wohlgemerkt: auf ein rechtsideologisch konstruiertes Bedürfnis!) wohne gar noch ein gesellschaftskritischer Impuls inne? Ja, haben wir denn noch alle Tassen im Schrank? :-)  
gio informiert: die gesellschaft für gemeinschaft, identität und orientierung hat sich gegründet, um in zeiten des neoliberalen liberalismus und der allgemeinen werte-verunsicherung professionellen halt zu bieten. als einstieg bieten wir das modul "gelebte antwort" an, einen selbstverteidigungskurs für verkehrsteilnehmer, denen beim linksabbiegen immer wieder die vorfahrt genommen wird. O hne gew A ehr.  
rekrut ratz @ Sascha B.: ja, lieber sascha genau das meinte ich. ob es ein anthropologisches bedürfnis gibt, weiß ich nicht. aber offensichtlihc gibt es so ein bedürfnis bei sehr vielen menschen, und es wird zurzeit besonders gut vom rechten spektrum bedient.  
rekrut ratz @ gio: offensichtlich kann es aus linker perspektive nur einen ironischen bezug auf "gemeinschaft, identität und orientierung" geben, oder?  
Libelle: Um es noch mal klarzustellen: ich bin kein Gay und mag auch keine Gaymeinschaft. Mit kameradschaftlichen Grüßen!  
Sascha B. @ Rekrut Ratz: Ich denke nicht, dass es aus linker Perspektive NUR einen ironischen Bezug auf "Gemeinschaft, Identität und Orientierung" geben kann, aber Ironie ist gegenüber derartigen Konstrukten auf jeden Fall ein gutes Mittel der Wahl (Danke, OA!). Im übrigen spielt es dann doch schon eine Rolle, welcher Art von Gemeinschaft du dich anheimgibst: einer autoritär oder einer libertär konstituierten z.B. Es gibt noch Kriterien, Rekrut!  
Sascha B. @ Libelle: Wenn Du kein "Gay" bist, dann bist Du hier jedenfalls richtig! Etuxx wird weder von noch für "Gays" gemacht - und eine "Gaymeinschaft" als kleinster gemeinsamer Nenner ist hier weit und breit nicht in Sicht. Deine Kameradschaft kannst Du Dir allerdings gerne rektal einführen - ich hoffe auf eine reinigende Diarrhoe...  
bluddd: Ehrlich, ist es nicht nur eine Nomenklaturfrage, Sascha? Seilschaften müssen Netzwerke heißen, Kumpel hat was von Männerbünden und der schwulen Kameradschaft muss der Hauch einer Leni Riefenstahl anhaften, oder? In der Tat finde ich ratz' rhetorischen Ruf nach einer linken derben körpernahen Alternative nicht ganz aus der Luft gegriffen. Was vor wenigen Jahren noch die örtliche Antifagruppe an Halt und "politisch korrektem" Aggressionsabbau bot (naja teilweise auch noch heute bietet) wird gerade im "halbreflektierten Alter" abgelehnt? Und Du? Kein Fummel? Kein Armeefetisch, Kein ???, verklemmt???  
Sascha B.: Lieber Bluddd, eine Begriffswahl ist selten irrelevant. Begriffskritik ist Ideologiekritik. Wer hierzulande z.B. "gay" sagt, vermeidet nicht ohne Gründe das Wort "schwul". Wenn der Ruf nach einer "linken" Alternative zu rechten Kameradschaftsbünden Widerhall fände, dann bedeutete das, dass 50 Jahre Faschismusanalyse und 250 Jahre Aufklärung über Bord geworfen würden. Kollektiver, organisierter "körpernaher" "Aggressionsabbau" ist schlicht faschistoid. Wenn Du Männerschweiss und Schläge brauchst, dann gehe in einen Boxclub (da gibt´s auch linke... :-)  
Leo: @ Sascha: Ich kann mir sowohl repressivere als auch libertärere Verhältnisse als die jetztigen vorstellen, meiner Meinung nach leben wir irgendwo in einer Zwischenform, deswegen die Klammern. Eiere ich damit rum? Mein Argument ist, dass es einen Unterschied macht, ob Du eine Meister-Sklave-Beziehung in Verhältnissen auslebst, wo es die gesellschaftliche Institution Sklaverei gibt oder in welchen wo es sie nicht mehr gibt. Gesellschaften wo es die Institution Militär nicht mehr gibt sind leider noch Zukunftsmusik, aber dort wäre ein Armyfetisch in demselben Sinn von den Verhältnissen entkoppelt.  
Leo: Was daraus folgt ist, dass wir nicht eine nominell linke Institution brauchen, die als Gegengewicht zu den die gesellschaftlichen Verhältnisse tragenden Institutionen den "Gesamtentwurf fürs Leben" (Chrismon) inklusive "linkem" Fetisch und Rollenspiel bietet, sondern lieber die gesellschaftlichen Verhältnisse ändern und die Fetische und Rollenspiele so belassen sollten wie sie sind.  
Auch schwule Soldaten sind Mörder: Schon krass, wie Leute noch vor drei vier Jahren mit aufklebern rumgelaufen sind "soldaten sind mörder". Jetzt wird rechts, links, marsch, marsch, eingerückt ins schwule glied. Ist ja alles das gleiche "Bedürfnis". vergessen die zeiten, wo man sich mit den bullen wg. nato-gelöbnix ins zeug legte. heute wird "Kamerad" gebrüllt, die hacken werden zusammengeklatscht, und das denken "wird den pferden überlassen, weil die haben grössere köpfe!" (um mal einen spruch aus grossvaters "army" zu bemühen)  
Einsteins Rückenmarks Zitat: ist leider zu lang für die zeile. eigentlich wär eure wehrkraft-wellness auch wurst egal. wenn dieser schleim sich nicht nach hinten links auch noch absichern wollte mit kommentaren wie "sind wir nicht auch ein korrektiv gegen neoliberale verhältnisse". Nee, seid ihr nich. ihr seid die neoliberalen verhältnisse.  
rekrut ratz: lieber herr einstein, verstehe ich sie recht, dass sie also nicht die neoliberalen verhältnisse "sind"? wie sehen diese denn aus. ich glaube, ich würde sie gerne mal kennen lernen.  
Leo: Verrückte Welt der Berliner Republik. Was ist widersprüchlicher, Hippies wie die grüne Verteidigungspolitikerin Angela Beer, die mit Rastazöpfchen Bundeswehrgelöbnisse abnehmen und den Naziputschisten General Stauffenberg zum "Widerstandskämpfer" hochjubeln, oder SMler, die einen Armyfetisch ausleben und sich politisch als herrschaftskritische Antimilitaristen definieren? Tucholsky meinte zur linken Diskussion um die Grenzbereiche von Politik und Sexualität: "Zunächst sollte man seinen Gegner nicht im Bett aufsuchen."  (Quelle)
rekrut ratz @ Leo: tun wir das etwa? anitmilitaristische uniformfetischisten, fickt nur mit antimilitaristischen uniformfetischisten!  
Scheinsoldaten: .  zwecklos!
Sascha B.: Ein wunderbarer, treffender Link, der zu den "Scheinsoldaten zwecklos". Noch schöner und grotesker (dazu nebenbei: widerlicher) erscheint er, wenn wir uns die Mailadresse des Inserenten ansehen: "polenfeldzug2003". Man könnte fast geneigt sein, dahinter ein klandestines Inserat des sog. "Bundes der Vertriebenen" zu vermuten. Verschwörungstheorie rulez o.k.  
bln28: ein schöner Artikel, macht mich ein bisschen an, weiter so! Wann gibt es mehr?  
bln36: Schick doch dem Autor über die Redaktion (redaktion@etuxx.com) eine freundliche Mail und beschreibe darin, was Dich so anmacht. Vielleicht schreibt er ja dann eine Fortsetzung. Noch besser wäre es allerdings, wenn Du die Fortsetzung gleich selbst verfasstest. Wird bestimmt veröffentlicht. Nur Mut!