1:0 für Darwin gegen Gott
Intelligentes oder inkompetentes Design?

von David Thorstad (NYC). Übersetzung: Michael Hellmann. Intelligent Design: Onan Onair

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Um Himmels Willen,
wie kam es nur dazu,
dass es heutzutage so
intelligente und sensible
Wesen, wie den
Gemeinen etuxx-Redakteur
gibt? Eine Erklärung:


intelligent design
Die Evolution des
Gemeinen etuxx-Redakteurs
ist bis heute nicht in allen
Phasen aufgeklärt...














Die religiöse
Agenda von ID

"Das Ziel ist es, die Leute davon zu überzeugen, dass der Darwinismus von seinem Wesen her atheistisch ist, und damit die Debatte wegzulenken vom Thema Schöpfungslehre gegen Evolution, und hinzulenken zum Thema Existenz oder Nichtexistenz Gottes. Von dort aus werden wir die Leute an die ‚Wahrheit' der Bibel heranführen, dann an die ‚Frage der Sünde', und dann an Jesus."

Philip Johnson, im Magazin Church & State (1999) über die Keil-Strategie



















intelligent design
...weshalb gerade der
Gemeine etuxx-Redakteur
ein leuchtendes Beispiel
dafür ist, dass ein
intelligentes Wesen
an seiner Schöpfung
beteiligt gewesen sein muss...











"ID eröffnet die Möglichkeit, dass wir als eines gütigen Gottes Ebenbilder geschaffen worden sind... Es ist die Aufgabe von Apologetikern, den Weg zu ebnen, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die Leute von der Erkenntnis Christo abhalten... Und wenn es irgendetwas gibt, was das Wachstum Christo wie die freie Herrschaft des Hl. Geistes blockiert hat, und die Leute davor zurückhielt, die Hl. Schrift und Jesus Christus zu akzeptieren, dann ist es die naturalistische Theorie Darwins."

William Dembski, Nationaler Kongreß der religiösen Rundfunksprecher, 6.2.2000




















intelligent design
So ist beispielsweise
völlig ungeklärt,
wie es dazu kam, dass der
Gemeine etuxx-Redakteur
eines Tages seine groben
Werkzeuge ablegte...













"Die Worte des Vaters (gemeint ist der Reverend Sun Myung Moon), meine Studien und meine Gebete haben mich davon überzeugt, mein Leben der Zerstörung des Darwinismus zu weihen, so wie viele meiner Mitvereinigungs-kirchler schon ihr Leben der Zerstörung des Marxismus geweiht haben. Als mich der Vater auswählte, 1978 eine Ph.D. - Ausbildung zu machen, habe ich diese Gelegenheit wahrgenommen, um mich auf den Kampf vorzubereiten."

Jonathan Wells,
Autor des Anti-Eevolutionsbuches
The Icons of Evolution




















intelligent design
... um auf diesem Weg
eine hochintelligente Kreatur,
eine gelungene Verknüpfung
aus Natur und Technik zu werden...















"Meine Knochen erzählen
die Story von
unfähigem Design,
mein Rücken schmerzt,
Stirnhöhl' verstopft,
die Zähne nicht vereint.
Wär' der Entwurf von mir,
ich träte
sicherlich zurück.
Blödsinniges Design!...




















intelligent design
In einem us-amerikanischen
Standardwerk, das sich
schon früh mit der Frage
der Entstehung des
Gemeinen etuxx-Redakteurs
befasste,...













...Evo-Evo-Evo-lution! Design ist doch bloß 'ne Illusion, Darwin begann die Revolution, und Wissenschaft setzt sich durch!"

(Maggie Wittlin, Evolution & Ecology, 15.11.2005


(Kann jetzt auch auf Deutsch gesungen werden, zu "Glory Glory Hallelujah!" Der Übersetzer.)



















intelligent design
... wird dafür
in seinem Biohaushalt
die vermehrte Anlagerung
von Wasserstoff-Atomen
an das Molekül Propenal
verantwortlich gemacht,
woraus das hochintelligente
Molekül Propanal
entstand, ...
































intelligent design
... das allerdings erheblich
instabiler und auf Grund
dieser Instabilität
hochexplosiv ist.
(Popangas oder etuxx.com)

Diese Erklärung ist aber nicht
hinreichend und notwendig...

























intelligent design
Naheliegend dagegen ist der
göttlich homoerotische
Eingriff, wie ihn
Michelangelo einst auf
Leinwand dokumentierte,
und wofür der
Gemeine etuxx-Redakteur
bis heute ein lebendiger,
schöner Beweis ist.

Darwin und Gott sei Dank!

















































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Die USA scheinen alte Kämpfe weiterzuführen. Der Bürgerkrieg von 1861 - 1865 hat niemals aufgehört, doch der heißeste Kampf heute findet statt zwischen Gott und Darwin, Schöpfungslehre und Evolution, Glaube und Wissenschaft. Die übernatürlichen Feuer-und-Schwefel Erklärungen über den Ursprung der Erde aus dem Prozess; von 1925 gegen den Lehrer John Scopes, der es gewagt hatte, Darwins Evolutionstheorie zu lehren, werden wieder neu verpackt.
Die wortwörtliche Bibelauslegung ist nicht mehr modern, außer bei komplett ignoranten christlichen Fundamentalisten. Der alte Obskurantismus und die Verachtung von Wissenschaft jedoch leben weiter, jetzt unter der Überschrift: Intelligentes Design (ID).

Am 20. Dezember 2005 wurde ID ein ernsthafter Schlag versetzt. Ein Richter in Pennsylvania wies ID-Anhänger in einem weitreichenden Urteil ab, ID als Alternative zur Evolution in einer High School-Biologieklasse in Dover/PA zu lehren. Der Richter John E. Jones III, ein vom Präsidenten George W. Bush berufener Republikaner, fällte ein Urteil, demzufolge es sich bei ID nicht um eine Wissenschaft handelt und dass ID-Schulunterricht eine Verletzung des ersten Amendments der US-Verfassung darstellt, welches es Staatsangestellten verbietet, eine bestimmte Religion durchzusetzen. Der Richter sagte, dass ID in der Schule zu lehren "eine bestimmte Richtung des Christentums" fördert. Hart kritisierte er Mitglieder der Schulbehörde von Dover für ihre "atemberaubende Hirnverbranntheit", die Gemeinschaft in "diesen juristischen Trubel mit der resultierenden Vergeudung monetärer und menschlicher Mittel" hineinzuziehen. Er brandmarkte sie dafür, dass sie gelogen hätten, um ihre religiösen Beweggründe zu verbergen, als sie die Lehrer instruierten, den Biologieschülern eine kurze Erklärung vorzulesen, der zufolge "Lücken in der Theorie" der Evolution beständen und das ID eine alternative Erklärung darstelle, die sie zu studieren hätten (siehe Text weiter unten).

ID sei keine Wissenschaft, und das Gegenteil zu behaupten, würde eine Umdefinition von Wissenschaft bedeuten, die übernatürliche Erklärungen einschlösse. Er kritisierte eine "nationale Rechtsanwaltsfirma, die begierig darauf war, einen Testfall für die Verfassungsmäßigkeit von ID im gesamten Land zu finden" und darum die Schulbehörde dazu brachte, eine "unkluge und letztlich verfassungswidrige Politik zu verfolgen". Die in Frage stehende Firma ist das Thomas Moore Law Center aus Ann Arbor/Michigan, welches "christliche Werte" propagiert und unter anderem gegen Homosexualität opponiert. Sein führender Rechtsanwalt, Richard Thompson, leugnete in der Fernsehsendung NewsHour with Jim Lehrer, dass seine Gruppe diesen Fall aktiv ausgesucht hatte, obwohl sie in ihrer eigenen Propaganda genau das herausgestellt hatte.

Der Richter verfolgte die Wurzeln der ID -Bewegung zurück zum christlichen Fundamentalismus und sagte: "Wir (das Gericht) schlussfolgern, dass die religiöse Natur von ID für jeden objektiven Beobachter, gleich ob Kind oder Erwachsener, ganz offensichtlich ist. Die Schriften führender Befürworter von ID zeigen, dass der Designer in ihrer Beweisführung der Gott des Christentums ist."

"Sicherlich", so stellt er in seinem Urteil von 139 Seiten fest, "ist Darwins Evolutionstheorie nicht perfekt. dass eine wissenschaftliche Theorie noch nicht jede einzelne Frage erschöpfend beantworten kann, sollte jedoch nicht als Vorwand benutzt werden, eine auf Religion beruhende, nicht überprüfbare Alternativhypothese in den wissenschaftlichen Schulunterricht hineinzudrängen oder allgemein anerkannte wissenschaftliche Konzepte falsch darzustellen." (Siehe Auszüge aus dem Urteil weiter unten)

"Intelligent Design": ein Etikettenschwindel

In seinem Urteil Edwards versus Aguillard urteilte der U.S. Supreme Court 1987, dass der Unterricht der wissenschaftlichen Schöpfungslehre (Scientific Creationism) das erste Amendment verletzt, weil es "keinen klaren säkularen Sinn hat". Dieses Urteil bedeutete das Aus für offen religiöse Terminologie bei den Antievolutionsanstrengungen der christlichen Gläubigen und führte zur Ersetzung des Ausdrucks "Schöpfungswissenschaft" durch "Intelligentes Design(ID)".

Im Oktober 2004 erlaubte der Schulaufseher für Dover, Richard Nilsen, die Spende von 50 Exemplaren des Buches "Von Pandas und Menschen", das von ID handelt, als Referenzbuch für den Schulunterricht. Eine vorherige Ausgabe dieses Buches hatte noch den Ausdruck "Schöpfungswissenschaft" gebraucht, doch nach dem höchstrichterlichen Urteil von 1987 ersetzten die Autoren diesen durch ID. Der Richter durchschaute diesen Trick.

Am 18. Oktober 2004 stimmte die Schulaufsichtsbehörde mit 6 zu 3 Stimmen dafür, ID im Biologieunterricht der Oberschule zu lehren.

Im Dezember 2004 verklagten 11 Eltern den Bezirk und die Behörde, weil die Behördenentscheidung die verfassungsmäßige Trennung von Kirche und Staat verletze. Die American Civil Liberties Union (ACLU) übernahm die Vertretung der Kläger. Der Richter Jones des Mittleren Bezirksgerichts verhandelte die Argumente in diesem Fall 6 Wochen lang, vom 26. September bis zum 4. November 2005, und verkündete am 20. Dezember sein Urteil. Das Urteil ist juristisch nur im Mittleren Bezirk Pennsylvanias gültig. Es ist unwahrscheinlich, dass Berufung dagegen eingelegt wird, weil im November (nur ein paar Tage nach dem Ende des Verfahrens) alle 8 Mitglieder der Schulbehörde, die für ID gestimmt hatten, abgewählt wurden, obwohl in Dover gewöhnlich republikanisch gewählt wird. An ihrer Statt wurden Leute gewählt, welche die Unterstützung der Demokratischen Partei genossen. Die neu Gewählten erklärten, dass sie dem Urteil Folge leisten wollten.

Nachdem er George W. Bush gerade zum Mord am venezolanischen Präsidenten Hugo Chàvez aufgerufen hatte, verdammte der quasi-faschistische Teleevangelist Pat Robertson die Wähler von Dover nach der Wahl in seiner TV-Schau The 700 Club: "Ich möchte den guten Bürgern Dovers sagen: wenn es in Eurem Bezirk eine Katastrophe gibt, braucht Ihr Euch nicht an Gott zu wenden; Ihr habt ihn soeben aus Eurer Stadt verbannt."

Zurück zu Thomas von Aquin

Die ID-Bewegung behauptet, dass die Formen des Lebens zu kompliziert seien, um durch natürliche Prozesse entstanden zu sein, also durch natürliche Auslese oder Evolution, und daher von einer "höheren Intelligenz" geschaffen worden sein müssen. Sie sagen nicht, wer diese "Intelligenz" ist. Die meisten ihrer Anhänger glauben, dass sie "Gott" sei, besonders der christliche Gott. Aber es könnten auch Außerirdische, Zeitreisende oder andere New- Age Gestalten oder Kräfte sein.

Die ID -Bewegung postuliert eine Erklärung, die übernatürliches Eingreifen erfordert, und pfeift auf die wissenschaftliche Methode, indem sie Behauptungen aufstellt, die wissenschaftlich nicht überprüfbar sind und darum in den Bereich von religiöser Spekulation, Glauben und Aberglauben gehören. Wie die New York Times-Redaktion am 22.Dezember schrieb: "Der Richter hat festgestellt, dass ID die jahrhundertealten Grundregeln der Wissenschaft verletzt, indem sie übernatürliche Ursachen bemüht und Behauptungen aufstellt, deren Wahrheit oder Unwahrheit nicht überprüft werden können. Darüber hinaus ist ID von Wissenschaftlern nicht anerkannt, ist durch von Kollegen überprüfte Forschung nicht verifiziert worden, und hat kein eigenes Forschungs- und Überprüfungsprogramm geschaffen. Das Kernargument von ID - die angebliche unreduzierbare Komplexität der biologischen Schlüsselsysteme - hat klare theologische Untertöne. Schon im 13. Jahrhundert argumentierte so der Hl. Thomas von Aquin. Da die Natur komplex sei, müsse sie einen Schöpfer haben".

Die religiöse Inspiration der ID-Politik von Dover war offensichtlich. Die Mitglieder der Schulaufsichtsbehörde, die diese Politik verfolgten, haben wiederholt religiöse Gründe für ihre Gegnerschaft zur Evolution angegeben, auch wenn sie versuchten, das während des Gerichtsprozesses zu verbergen. Der Richter beschuldigte zwei der Hauptanführer, Alan Bonsell und William Buckingham, bei ihrer Zeugenaussage eklatant zu lügen, um die Tatsache zu verbergen, dass sie in der Kirche Geld gesammelt hatten, um das Panda-Buch für die Schulbibliothek zu kaufen. Einige logen wiederholt, um die religiöse Motivation ihrer pro- ID-Politik zu verschleiern. Der Richter stellte fest, dass einige ID-Anhänger "keinerlei Begriff von ID" hätten; ein Mitglied der Aufsichtsbehörde sprach während ihrer Aussage die ganze Zeit von "Intelligenzdesign" , wenn sie sich auf Intelligentes Design(ID) bezog. "Es entbehrt nicht der Ironie", bemerkte er ätzend, "dass verschiedene dieser Leute, die stolz und unbeirrbar ihre religiösen Überzeugungen in alle Öffentlichkeit hinausposaunen, wieder und wieder über ihre Aktivitäten gelogen haben, um ihre Spuren zu verwischen und den wirklichen Zweck ihrer ID-Politik zu verschleiern."

Ein Kommentar des York Daily Record (einer Zeitung aus Pennsylvania) ging noch weiter: "Ja, ironisch - mindestens das. Aber auch sündhaft, gemäß dem 9. Gebot. Und vielleicht auch kriminell. Wir können nur hoffen, dass die zuständigen Behörden untersuchen, ob eine Anklage wegen Meineids in diesem Fall angebracht ist... Die unintelligenten Designer dieses Fiaskos sollten nicht ungeschoren davonkommen. Sie haben unserer Gemeinschaft geschadet und sie gespalten, und das muss Folgen über die verlorene Wahl hinaus haben - ein Verfahren wegen Meineids".

Das religiöse Lager selbst ist gespalten

Die ID-Anhänger sind sich über die Definition ihrer Theorie überhaupt nicht einig. Zum Beispiel heißt es im Buch ("Von Pandas und Menschen"): "ID bedeutet, dass die verschiedenen Lebensformen plötzlich da waren, durch ein intelligentes Wesen geschaffen, und komplett mit allen Charakteristika, Fische mit Schuppen und Flossen, Vögel mit Federn, Schnäbeln und Flügeln etc."
Der wichtigste Zeuge der ID-Leute war Michael J. Behe, ein Biochemiker von der Universität Lehigh und Verfasser des Bestsellers "Darwins Black Box: die biochemische Herausforderung für die Evolution". Als er während des Prozesses gefragt wurde, ob diese Definition immer noch gültig wäre, wenn die Worte "intelligentes Design" durch "Schöpfungslehre" ersetzt würden, lautete seine Antwort, dass der Auszug "etwas problematisch" sei und nicht mit seiner eigenen Definition übereinstimme, dass er bei der Überprüfung des Textbuches aber keine Einwände erhoben habe. (Er behauptete, dass er vor der Publikation nur seinen eigenen Beitrag über Blutgerinnung Korrektur gelesen habe. Was für ein unprofessioneller und seltsamer Veröffentlichungsprozess;, wäre es denn wahr!) Nach seiner Auffassung ist ID eine Theorie, die einige Aspekte der Evolution anerkennen kann, wie zum Beispiel die Veränderung von Organismen mit dem zeitlichen Ablauf, die Darwinsche Theorie der natürlichen Selektion aber lehnt er ab. "ID", so sagte er, "konzentriert sich ausschließlich auf den Mechanismus der Entstehung komplexer biologischer Strukturen". Als er nach diesem Mechanismus gefragt wurde, kniff er: " Es ist kein Mechanismus im Sinne einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie diese Strukturen entstanden sind", und fügte hinzu, dass "der Ausdruck Mechanismus im weitesten Sinne benutzt werden kann", und dass dieser eben "intelligente Aktivität" bedeute. Er verneinte, dass dieser Zirkelschluss tautologisch sei.

Behe führt sein Konzept der "nicht reduzierbaren Komplexität" ins Feld, um seinen Glauben an ID zu rechtfertigen. Als Beispiel eines "nicht reduzierbar komplexen" Systems gibt er eine Mausefalle. Eine solche Falle sei nicht als Resultat aufeinanderfolgender Veränderungen denkbar, so wie es die Evolution erklärt, meint Behe. Sie muss als Ganzes und auf einmal plötzlich da sein, ohne Entwicklung. Laut Behe kann "natürliche Auslese nur zwischen Systemen wählen, die schon funktionieren" und muss daher einen Designer haben. Das kommt mir pubertär, tendenziös, unlogisch und falsch vor. Selbst wenn eine Mausefalle zerlegt wird, können einzelne Teile immer noch eine Funktion haben (z.B. kann ein Haken als Angelhaken benutzt werden, oder eine Sprungfeder als Schlüsselanhänger). Einige Philosophen der Aufklärung haben das Argument vorgebracht, dass eine Uhr eines Uhrmachers bedürfe - doch ist eine Uhr offensichtlich kein biologischer Mechanismus; die Analogie scheint absurd und nicht ernst zu nehmen.

Behe geht auch davon aus, dass einige biologische Systeme "unreduzierbar komplex" seien - z. B. Flagella (Geißeln, Antriebsorgane einiger Bakterien) oder der "ausgezeichnet koordinierte Mechanismus der Blutgerinnung". Die Wissenschaft hat aber bewiesen, dass einige Teile des Flagellum (der Geißel) allein funktionieren können und von Bakterien benutzt werden, um Gift in die Zellen zu injizieren. Obwohl dies eine andere Funktion ist, "kann diese von der natürlichen Auslese begünstigt werden", wie der Biologieprofessor Kenneth R. Miller von der Brown Universität unterstreicht.

Die Stapel von Büchern und Zeitschriften im Gerichtssaal, die sich mit der Evolution des menschlichen Immunsystems befassten (für Behe ein Mysterium "auf das wissenschaftliche Literatur keine Antwort hat"), und mit denen er offenbar nicht vertraut war, tat Behe einfach ab. Der Kolumnist Gene Lyons aus Little Roch kommentierte in der Arkansas Democrat Gazette: "In der Tat, seine Version von ID läuft darauf hinaus, dass Gott die erste lebende Zelle vor Milliarden von Jahren erschuf, sie auf der urzeitlichen Erde aussetzte, sich eine Schüssel voller Popcorn zubereitete, um sich dann zurückzulehnen und die Schau zu genießen. Vielleicht war es so. Als er gefragt wurde, welchen 'Mechanismus' der Schöpfer benutzte, wußte Behe nichts zu sagen. Kurz und gut: ID ist nicht nur keine wissenschaftliche Theorie, es ist noch nicht einmal eine Hypothese. Es ist wie eine Ulkveranstaltung um 3 Uhr morgens in einem Studentenschlafsaal über die Bedeutung des Lebens. Das Gute daran ist, dass, was auch immer Amerikaner den Meinungsforschern über Evolution erzählen, wenn sie fälschlich mit Atheismus gleichgesetzt wird, sie durch umstandsbedingtes ernsthaftes Nachdenken doch zur richtigen Schlussfolgerung gelangen".

Bei einer Vorlesung an der Universität von Minnesota am 24. September letzten Jahres, die von einem "Christlichen Studiencenter" gesponsort wurde, erneuerte Behe seine Mausefalle und Flagellum-Argumente und schlussfolgerte, dass Leben überaus kompliziert sei, und darum nicht erklärbar durch die Darwinsche Auffassung von der natürlichen Auslese oder zufälliger Veränderung. Er wiederholte mehrmals: "Der Beweis einer Schöpfung liegt in der zweckmäßigen Anordnung der Teile". Die Zeitung City Pages berichtete am 23.11.2005 : "Er redete lange Zeit, und das war seine ganze Begründung. Der Biologe und Blogger P.Z. Myers meinte zu Behes Argumenten: 'Sie übertreffen meine Erwartungen in Bezug auf Blödsinn. Es war ein Abend falscher Rhetorik, selbstgefälliger Aufgeblasenheit, und gähnender Leere: und das selbstzufriedene christliche Publikum war zufrieden. Der Teil des Publikums, der aus Atheisten, fähigen Wissenschaftlern und - ich vermute - aufrechten Christen bestand, fand es entsetzlich'. Obwohl Behe eine Stunde lang sprach, stellte er in dieser ganzen Zeit keine einzige spezifische Hypothese auf, führte keinen einzigen Beweis an, und schlug kein einziges Forschungsprojekt vor, dem ein ID- freundlicher Wissenschaftler folgen konnte. Es war alles leeres Gerede, eine leere Hülle mit ein paar Schlagwörtern und trugschlüssigen Analogien, um seine Claqueure glücklich zu machen. Er ist ein Hochstapler. Ich kann aber nicht sagen, dass es ein komplett vergeudeter Abend gewesen sei. Ich habe gelernt, dass die ID- Schöpfungslehre tot im Wasser liegt, dass einer der wenigen Wissenschaftler von anerkannter formaler Qualifikation, der bei ID mitmischt, eine inhaltsarme Plaudertasche ist, ohne jegliche Unterstützung seitens der Wissenschaft".

Das Leben an sich ist plausibel genug

Fast alle Biologen lehnen Behes Argumente ab. In ihrem jüngsten Buch "The Plausibility of Life" (Yale University Press) präsentieren Marc Kirschner (Gründer und Vorsitzender der Abteilung Biologische Systeme der Medizinischen Lehranstalt Harvard) und John Gerhart (ein Biologe an der University of California, Berkeley) ihre Theorie der "Möglich gemachten Variation", um auf eine sehr wichtige Frage der Evolution einzugehen: wie können kleine genetische Veränderungen zu großen, nützlichen Körperteilen werden? Sie erklären, so berichtet die Zeitung Boston Globe am 23. 10. 2005, dass zwar "zufällige genetische Veränderungen in unserer DNA Variationen verursachen, aber diese zufälligen Veränderungen keine Zufallsergebnisse kreieren (eine traditionelle Arbeitshypothese vieler Evolutionsanhänger). Stattdessen haben alle lebenden Organismen eine im Wesentlichen intakte Ausrüstung von lebenswichtigen Mechanismen bewahrt - Metabolismus, DNA- Reproduktion, Wachstumsabläufe, und mehr - und das für wenigstens 2 Milliarden Jahre. Diese Elemente, zusammen mit einem seit langer Zeit bewährten Plan des Körperbaus, den viele Tiere miteinander gemeinsam haben, bilden die Grundlage späterer, oft viel sichtbarerer Mutationen".
Als Beispiele führen sie an den Rüssel des Elefanten, das Geweih des Elches, und den Stoßzahn des Narwals. Obwohl diese verschieden scheinen, bedeute die "modulare Struktur des Lebens", dass diese Körperteile einfach verschiedene Ausdrucksformen desselben Typus genetischer Aktivität darstellen - "kanalisiert durch den Prozess natürlicher Auslese, in welchem Variationen, die einer spezifischen Umgebung angepasst sind, in der Tendenz bewahrt werden."

"Die Leute sollten nach dem Wesen der Komplexität fragen, und nicht nach ihrem Grad", sagte Kirschner dem Globe. "Wenn man eine Uhr untersucht, stellt man fest, dass jedes Teil zu einem bestimmten Zweck gefertigt wurde. So würde man als Intelligenter Designer vorgehen. Wenn man aber stattdessen die Biologie betrachtet, stellt man fest, dass es dort nur sehr wenig verschiedene Typen von Einzelteilen gibt, und dass sie von einem Ort zum nächsten kooptiert werden. Es ist wie Lego: so können sehr leicht neue Strukturen erzeugt werden."

Natürlich kann jeder jederzeit Evolution erkennen, und nicht nur in Fossilien. Sich schnell verändernde Grippeviren sind ein Beispiel dafür. Der Comic Doonesbury macht sich im Dezember 2005 über die Schöpfungslehre lustig. Dieser Comic zeigt einen frisch diagnostizierten Tuberkulose-Patienten beim Arzt. "Sind sie ID- Anhänger?", fragt der Arzt. "Ja, bin ich. Warum fragen Sie?", erwidert der Patient. "Weil ich wissen muss, ob ich die Tuberkel in ihrer ursprünglichen Form vor der Erfindung von Antibiotika behandeln soll, oder in ihrer gegenwärtigen, multiresistenten Form, zu der sie sich bis heute entwickelt haben. Patient: "Entwickelt?" Arzt: "Ihre Entscheidung. Wenn Sie sich für die Version der Arche Noah entscheiden, gebe ich Ihnen Streptomycin." Patient: "Hmm... Wie sind die neueren Medikamente?" Arzt: "Die sind intelligent designed."
link zu doonesbury sieh mal hier.

Man könnte zahlreiche Beispiele natürlicher Selektion anführen. Vor hundert Jahren zum Beispiel wurde der afrikanische Dorfwebervogel auf der Insel Mauritius eingeführt, und auf Hispaniola gibt es ihn schon seit mehr als zwei Jahrhunderten. Auf keiner der beiden Inseln gibt es den parasitären Diederik-Kuckuck, der den Webervögeln anderswo zusetzt, indem er ähnlich aussehende Eier in ihre Nester legt. Die Jungkuckucke schlüpfen zuerst, und dann fliegen die anderen Eier aus dem Nest. Als Antwort darauf veränderten sich Farbe und Muster auf den Eiern der Webervögel, so dass ein fremdes Ei leichter zu entdecken ist. Auf den beiden Inseln aber gibt es weniger Variationen der Zeichnung der Eier einzelner Vögel und innerhalb eines Geleges, und am wenigsten Variation gibt es auf der Insel, wo die Vögel am längsten ohne den Diederik-Kuckuck gelebt haben ( New York Times vom 29.11.2005: "Vögel stellen sich auf unwillkommene Gäste ein", Teil D3).

Ein weiteres Beispiel dafür, wie sich Arten bei geographischer Isolation verändern, bietet der Fliegenschnäpper-Monarch. Wissenschaftler haben dreizehn verschiedene Arten dieses Vogels identifiziert, die auf einen gemeinsamen Vorfahren in Australien oder Neu-Guinea vor 2 bis 5,6 Millionen Jahren zurückgehen. Diese Abkömmlinge breiteten sich Tausende von Kilometern aus, sogar bis Hawaii, und veränderten sich dabei rapide. Dr. Christopher E. Filardi, ein Biologe am American Museum of Natural History in New York, hat herausgefunden, dass eine Abstammungslinie ihre Köpergröße in nur einer Million Jahre verdreifacht hat. Diese Evolutionsgeschichte kehrte an ihren Ausgangspunkt zurück, als sich Fliegenschnäpper von den Solomonen nach Australien und Neu-Guinea ausbreiteten ("Geben und Nehmen der Evolution, ein überraschender Beitrag von den Inseln", New York Times vom 22. November 2005, Teil D2).

Das moderne Verständnis der Entstehung neuer Arten wurde vom Ornithologen Ernst Mayr (1904 - 2005) Mitte des letzten Jahrhunderts entwickelt, dessen Theorie auf dem Studium der Vögel der pazifischen Inseln beruht. Es gibt viele weitere Beispiele von Insektenflügeln, Eidechsen und anderen Tieren, sowohl ausgestorbenen als auch gegenwärtig lebenden. Menschen, die sich mit dieser Frage wenig beschäftigt haben, benennen manchmal des menschliche Auge als ein Organ, was sich nicht entwickelt haben kann, sondern eines vermeintlich "intelligenten Designers" bedurft habe. Kirschner und Gerhart stellten hingegen laut Globe fest, dass die Augen von Insekten und Säugetieren, "die für sich genommen einzigartig komplex erscheinen, wichtige biochemische Bauelemente und Beziehungen ihrer Bestandteile untereinander gemeinsam haben". Darüber hinaus gibt es offensichtlich Seltsames im Aufbau des menschlichen Auges: die umgekehrte Spiegelung, oder die Rezeptorzellen hinter einem Membranvorhang werfen zumindest Fragen dazu auf, wie intelligent das Design des menschlichen Auges wirklich ist.

Inkompetentes Design

Don Wise, emeritierter Professor der Geowissenschaften an der Universität von Massachusetts in Amherst, schlägt eine andere Benennung vor: "Inkompetentes Design". Er weist auf den Mangel an intelligentem Design hin, der die Entwicklung des Menschen begleitet hat. "Uns allen am nächsten steht unser Skelett, und in seinem Design gibt es jede Menge Dummheiten ... Unsere Becken krümmen sich nach vorn, bequem zum Laufen auf allen Vieren, wie bei allen anderen Menschenaffen... Schauen wir uns die Zähne an. Die meisten von uns haben zu viele Zähne im Verhältnis zur Größe des Mundes". Wise sagt, dass er bei einem Neudesign "weniger Zähne in den Kiefer" setzen würde, "die Gesichtsknochen neu arrangieren" würde, so dass es "keine Sinusverstopfung mehr" geben könne, das Becken begradigen, "damit wir diese Krümmung nicht mehr haben müßten" (die bei Primaten zu kaputten Bandscheiben und Rückenschmerzen führt, wenn sie auf zwei Beinen laufen), den Blinddarm und die Mandeln weglassen, und das Auge neu konstruieren.

Wise erklärt, "all diese Dinge hatten im Verlauf der Evolution einen Sinn", aber gemessen an intelligentem Design seien sie Idiotie. Wise hat einen Liedtext geschrieben, der zur Melodie der "The Battle Hymn of the Republic" gesungen werden kann:

"Meine Knochen erzähl'n die Story von unfähigem Design,
mein Rücken schmerzt, Stirnhöhl' verstopft, die Zähne nicht vereint.
Wär' der Entwurf von mir, ich träte sicherlich zurück.
Blödsinniges Design!
Evo-Evo-Evo-lution! Design ist doch bloß 'ne Illusion,
Darwin begann die Revolution, und Wissenschaft setzt sich durch!"

(Nach einem Interview mit Maggie Wittlin, Evolution & Ecology, 15. November 2005 -kann jetzt auch auf Deutsch gesungen werden, zu "Glory Glory Hallelujah!" Der Übersetzer. link zu womenshistory nachlesen.)

DNA und Dreifaltigkeit

"Das beste Argument gegen 'intelligentes Design'", schreibt Feuilletonist Nicholas D. Kristof ("Die Hybris der Humanwissenschaften", New York Times vom 6. Dezember 2005), "war immer die Menschheit selbst. In einer Zeit, in der nur 40 Prozent Amerikaner an die Evolution glauben und nur 13 Prozent wissen, was ein Molekül ist, sind wir ein Argument für bestenfalls 'mittelmäßiges Design'". Ein Fünftel der Amerikaner glaubt noch, dass die Sonne sich um die Erde dreht. Es ist fast fünfhundert Jahre her, dass Galileo durch die römisch-katholische Kirche 1633 vor Gericht gestellt wurde, weil er der Auffassung des Kopernikus war, und 505 Jahre, seit die Kirche Giordano Bruno auf dem Scheiterhaufen verbrannte, weil er sagte, dass Sterne Sonnen sind. Die Kirche brauchte fast fünfhundert Jahre für das Eingeständnis, dass sie im Unrecht und Galileo im Recht war, aber diese Nachricht hat bis jetzt noch nicht den Weg zu Millionen von Amerikanern gefunden. Kristof stellt fest, dass "nur die Hälfte von ihnen weiß, dass Menschen nicht zur gleichen Zeit wie Dinosaurier lebten." Die öffentliche Akzeptanz der Evolution ist in den letzten 20 Jahren von 45% auf 40% gefallen. Jon Miller, ein Professor an der Northwestern University Medical School, der sich mit der Haltung in 34 verschiedenen Ländern zur Evolution beschäftigt hat, fand heraus, dass die Akzeptanz der Evolution nur unter der türkischen Bevölkerung noch geringer ist als unter Amerikanern. All dies, zusammen mit dem weitverbreiteten Glauben an einen personifizierten Teufel, Himmel und Hölle, Fegefeuer und andere seltsame oder abergläubische Konzepte zeugt von einen entsetzlichen Mangel an wissenschaftlichem Wissen unter einer Bevölkerung, die kaum zwischen DNA und Dreifaltigkeit unterscheiden kann.

Einer Umfrage des Gallup-Instituts von 2001 zufolge glauben 45% der US-Amerikaner: "Gott schuf menschliche Wesen in ihrer gegenwärtigen Form innerhalb der letzten 10.000 Jahre oder so". 37% glauben, dass "Menschen sich über Millionen von Jahren aus einfacheren Lebensformen entwickelt haben, aber das Gott diesen Prozess; angeleitet hat"; nur 12% glauben, dass "Menschen sich über Millionen von Jahren aus einfacheren Lebensformen entwickelt haben, ohne Gottes Teilhaberschaft".
(Michael Shermer, "Design, Inc." Skeptic 12.1 [2005]: 77; link zu sceptic.comnachlesen. Hier gibt es weitere informative und oft unterhaltsame Enthüllungen von abergläubischen Vorstellungen, betrügerischen Machenschaften wie "Heilung durch Glauben" und Zaubertricks, Entführungen von UFOs, Verschwörungstheorien aus dem Internet und Ähnlichem.)

Einem neueren Bericht des Thomas B. Fordham-Instituts zufolge haben fast die Hälfte der US-Staaten niedrige akademische Standards in der Wissenschaft. Die Autoren benoteten 22 Staaten mit D oder F (in den USA gibt es 5 Schulnoten, wobei F der deutschen 6 entspricht, und D etwa zwischen 4 und 5 liegt, Übers.) für das Niveau, auf dem Evolution gelehrt wird. Der Staat Kansas bekam eine besondere Auszeichnung: ein F minus, für die Entscheidung seiner Obersten Schulbehörde vom November 2005, Wissenschaft so umzudefinieren, dass der Ausdruck "natürliche Ursachen" aus der Definition verschwand, die vormals lautete: "Wissenschaft ist die menschliche Aktivität des Suchens nach natürlichen Erklärungen dessen, was in der Welt um uns vorgeht". Die neue Definition nennt Wissenschaft "eine systematische Methode andauernder Erforschung, die sich der Beobachtung, der Überprüfung von Hypothesen, der Messungen, der Experimente, der logischen Argumentation und der Theoriebildung bedient, um zu adäquateren Erklärungen natürlicher Phänomene zu gelangen". Der einzige Zweck dieser legalistischen Taschenspielertricks ist nur der, die Tür für "übernatürliche Erklärungen" natürlicher Phänomene zu öffnen.

Das Fliegende Spaghetti-Monster

Nach dieser Entscheidung in Kansas gründete Bobby Henderson, der laut einem Bericht der New York Times vom 27. Dezember 2005 sich selbst abwechselnd als betroffener Bürger, Hobbypirat oder Mensch von vernachlässigenswerter Ausbildung beschreibt, eine Internet-Kirche des Fliegenden Spaghetti-Monsters, die der Überzeugung ist, "dass ein unsichtbares und unentdeckbares Fliegendes Spaghetti-Monster die Welt erschaffen hat". Diese Kirche erklärt, dass ihr Glaube nicht weniger wert als ID sei, und in den Wissenschaftsunterricht inkorporiert werden solle (Hendersons Website: www.venganza.org).

Die Studie des Fordham-Instituts, so schreibt die New York Times am 8. Dezember 2005: "scheint die Sorge einer wachsenden Zahl von Universitäts- und Wirtschaftsfunktionären zu substantiieren, dass die mangelnde Produktion von in den Wissenschaften versierten Studenten zu mangelnder Produktion von guten Wissenschaftlern und Ingenieuren führt, und die ökonomische Zukunft des Landes gefährdet". Ein Teil der herrschenden Klasse in den USA erkennt die Gefahr, die in solch umfassender Ignoranz liegt, und auch, dass das Erziehungssystem wissenschaftliche Unterweisung und Fortschritt nicht vernachlässigen kann, wenn die US-Firmen mit ihrer ausländischen Konkurrenz und dem rapiden technischen Fortschritt mithalten wollen. Die New York Times und andere wichtige Tageszeitungen zum Beispiel haben sich gegen den Schulunterricht von ID ausgesprochen. Das Wall Street Journal hingegen sprach sich 2005 für ID im Klassenzimmer aus. Anhänger der Schöpfungslehre und andere fundamentalistische Christen jedoch scheren sich wenig um solche Überlegungen, weil ihr Herz nur für den Tag - und der kann ihrer Meinung nach jederzeit anbrechen - schlägt, an dem Jesus wiederkehrt und sie am jüngsten Tag zu sich in den Himmel hochholt.

Wie weiter?

Obwohl das Urteil im Fall Dover juristisch nicht verpflichtend für die anderen Schulbezirke des Landes ist, ist es doch so gründlich vorbereitet, und so umfassend in Bezug auf mögliche juristische Argumente von ID- Anhängern, dass es andere Schul- und Schulaufsichtsbehörden auf Bezirks- und Staatsebene abschrecken mag, eine pro-ID-Politik zu fahren. Die Anwalts- und Gerichtskosten, denen sich die ID-Anhänger jetzt ausgesetzt sehen, könnten ein noch stärkeres Abschreckungsmittel darstellen. Diese Gebühren, die der Schulbezirk von Dover jetzt zahlen muss, liegen möglicherweise höher als eine Million US-Dollar für Gerichtskosten, und Rechtsanwaltsgebühren der Anwälte von ACLU (Amerikanischer Verein für Bürgerrechte, Übers.), Americans United for Separation of Church and State (Amerikaner gemeinsam für Trennung von Kirche und Staat, Übers.), und Rechtsanwälte mit Einzelfirmen.

Es ist möglich, dass diese Rechtsanwälte auch einzelne Behördenvertreter verklagen, solche nämlich, die für ID gestimmt haben, um an ihr Geld zu kommen. Angriffe gegen die Evolution im Schulcurriculum sind in zwei Dutzend Staaten geplant, und einige ähneln denen in Kansas, indem der wissenschaftliche Standard verändert werden soll, um dann über die angeblichen Mängel der Evolutionstheorie zu unterrichten.

"ID ist keine Wissenschaft, auch wenn ID das vorgibt", sagte der vatikanische Chefastronom, Pfarrer George Coyne, jesuitischer Direktor des Vatikan-Observatoriums, im November. "Wenn ID in der Schule unterrichtet werden soll, dann zusammen mit Religion und Kulturgeschichte, nicht im Wissenschaftsunterricht". Das ist genau das, was einige ID-Befürworter jetzt einführen wollen. Am Tage des Urteils von Dover entschied ein Schulbezirk in Texas, dass Oberschüler in Odessa die Bibel in Geschichte und Literatur studieren werden, basierend auf einem Lehrgang, der vom National Council on Bible Curriculum in Public Schools (Nationalrat für das Bibelcurriculum an öffentlichen Schulen) herausgegeben wurde.

Dieser Verein mit Sitz in Greensboro, North Carolina, ist eine religiöse Lobbygruppe, hinter der zwei rechte Organisationen stehen: das Eagle Forum (Adlerforum) und Focus on the Family (Familie im Fokus). Das Programm propagiert fundamentalistisches protestantisches Christentum und benutzt die King James-Übersetzung des heiligen christlichen Buches.
Es gibt noch weitere ähnliche Programme, und ID- Anhänger beeilten sich, Pressekolumnen voll zu schreiben, in denen Bibellehre als Teil von Geschichte und Literatur gefordert wird.

Man könnte vernünftigerweise die Bibel im Unterricht behandeln, zusammen mit anderen heiligen Büchern und den Lehren anderer Religionen, aber die christlichen Fanatiker schlagen keineswegs vor, dass die Religionen der amerikanischen Ureinwohner, Hinduismus, Islam, Judaismus, Taoismus, Buddhismus oder andere "heidnische' Glaubensrichtungen Teil dieser Kurse sein sollen. Einfach nur Christ zu sein, reicht wohl in keinem Fall als Qualifikation für die Abhaltung eines solchen Unterrichts aus; ein Experte für vergleichende Literaturgeschichte, ein Agnostiker, oder ein Atheist könnten diese Aufgabe wohl besser erfüllen, weil sie neutraler sind. (Gläubige könnten als Anschauungsmaterial im Unterricht verwendet werden). Aber dieser Vorschlag ist gegenwärtig reine Narretei. Gegenwärtig sind die US-Schulen ja noch nicht einmal in der Lage, Lesen, Buchstabieren, Schreiben, Rechnen, Wissenschaft, Musik, Kunst, kritisches Denken oder auch nur Körpererziehung vernünftig zu lehren. Die Religionsfans haben seltsame Prioritäten, die weder Schülern noch dem Land nützen, und nur Streit und Unfrieden stiften können.

Die Vorsitzende der ACLU, Nadine Strassen, schrieb in Civil Liberties (Herbst 2005), dem Newsletter dieser Gruppe, dass diese Frage letztlich vor dem Gericht der öffentlichen Meinung entschieden wird: "Immer wieder zeigen die Meinungsumfragen, dass sowohl Schöpfungslehre (noch extremer als ID) und Evolution an öffentlichen Schulen unterrichtet werden sollen. Ein Teil dieser Unterstützung kommt zweifelsohne von Anhängern der Schöpfungslehre selbst. Ein weiterer Teil der Unterstützer vertritt die verständliche - und normalerweise bewunderungswürdige - Position, dass 'beide Seiten unterrichtet werden' sollen. Kurz: die ACLU vertritt eine Position, die von einer Mehrheit unserer Mitbürger nicht unmittelbar akzeptiert wird".

"Das ist natürlich nichts Neues. Oft, und bewundernswerterweise, ist die ACLU in einer solchen Position... Das Problem in Dover ist nicht Religion gegen Wissenschaft, es ist eher so, das eine bestimmte religiöse Auffassung, die selbst von anderen Gläubigen nicht akzeptiert wird, fälschlich als Wissenschaft ausgegeben wurde."

Der Konflikt sitzt tiefer

Das stimmt, doch dahinter verbirgt sich ein noch tieferer Konflikt: der Konflikt zwischen einem materialistischen, wissenschaftlichen Herangehen an das Verständnis der Realität, und einem idealistischen, antiwissenschaftlichen und oft abergläubischem Versuch, Religion in der weltlichen Sphäre zu propagieren. ID verkörpert eine gefährliche Verwischung dieses Gegensatzes und riecht nach Theokratie. Dieses geschieht im Zusammenhang mit vielen anderen Schritten, auch von Seiten der Regierung, die den Einfluß des Christentums im öffentlichen Leben vergrößern sollen, sogar auf Kosten der Steuerzahler, und zu einer Zeit, wo die USA von einer Bande beherrscht werden, die sich aufführt, als ob sie direkt eine Rolle aus dem Buch der Offenbarung spielen wolle, wo sowohl die inländische als auch die auswärtige Politik so geführt wird, dass sie sich nicht nur die Taschen mit Geld voll stopfen, sondern auch die Rückkehr des Messias beschleunigen, das Jüngste Gericht, und die lang ersehnte, tausendjährige Christusherrschaft auf der Erde.

Logisch, dass die Versuche der ID- Anhänger, dem weltlichen Schulsystem religiöse und pseudowissenschaftliche Auffassungen aufzuzwingen, letztlich die "Kulturkriege" in den USA verschärfen werden.

In einem Leserbrief an die New York Times wurde etwas Neues vorgeschlagen: "Wenn die ID-Leute wortgetreue Bibelinterpretation als Wissenschaft verkaufen, schlage ich vor, den Leuten die Umwandlung von Wasser in Wein beizubringen. Diese Veränderung im Schulsystem würde ich unterstützen". ID zeigt die Notwendigkeit nicht nur der Trennung der Kirche vom Staat, sondern auch die der Trennung der Schulen von der Kirche. Natürlich hat das Leben Design: Design von unten nach oben, geschaffen durch die Evolution.

Die Erklärung der Schulbehörde

Die Erklärung, welche die Schulbehörde von Dover den Schülern von den Lehrern verlesen ließ:
Die akademischen Standards in Pennsylvania erfordern, dass die Schüler Unterricht in der Evolutionstheorie Darwins erhalten und schließlich eine einheitliche Prüfung abzulegen haben, deren Bestandteil Evolution ist. Weil die darwinistische Theorie eine Theorie ist, wird sie anhand neuer Beweise beständig überprüft. Diese Theorie ist keine Tatsache. Sie hat Lücken in ihrer Beweisführung. Eine Theorie ist definiert als eine gut überprüfte Erklärung , die eine Vielzahl von Beobachtungen in sich vereint.
ID erklärt den Ursprung des Lebens anders als Darwin. Das Lehrbuch "Von Pandas und Menschen" ist für alle Schüler erhältlich, die ein Verständnis dafür gewinnen wollen, was ID tatsächlich ist.
Wir ermutigen die Schülerschaft, offen in Bezug auf jede Theorie zu sein. Die Schule überläßt es den einzelnen Schülern und ihren Familien, den Ursprung des Lebens zu ergründen. Als ein Bezirk, der sich vom akademischen Standard Pennsylvanias leiten lässt, konzentriert sich der Unterricht darauf, die auf dem Standard basierenden Prüfungen und Einstufungen meistern zu können.

Das Urteil des Gerichts

Auszug aus dem Urteil des Richters John E. Jones III zum Intelligent Design:
Beim Abfassen dieser Entscheidung haben wir uns mit der Kernfrage befasst, ob ID eine Wissenschaft ist. Unsere Schlussfolgerung ist nein, und darüber hinaus kann sich ID nicht von seinen schöpfungsgeschichtlichen, und daher religiösen Vorläufern abkoppeln.
Sowohl die Beklagten, als auch viele der führenden Vertreter von ID gehen von einer grundfalschen Voraussetzung aus. Diese besteht darin, die Evolutionstheorie für unvereinbar mit dem Glauben an ein höheres Wesen und aller Religion zu halten. Wiederholt haben die wissenschaftlichen Experten der Kläger während dieses Prozesses bezeugt, dass die Evolutionstheorie solide Wissenschaft ist, von den allermeisten Wissenschaftlern akzeptiert wird, und dass sie in keiner Weise mit dem Glauben an einen göttlichen Schöpfer in Konflikt steht und dessen Existenz auch nicht verneint.
Sicherlich ist Darwins Evolutionstheorie nicht perfekt. dass eine wissenschaftliche Theorie noch nicht jede einzelne Frage erschöpfend beantworten kann, sollte jedoch nicht als Vorwand benutzt werden, eine auf Religion beruhende, nicht überprüfbare Alternativhypothese in den wissenschaftlichen Schulunterricht hineinzudrängen oder allgemein anerkannte wissenschaftliche Konzepte falsch darzustellen.
Die Mitglieder der Schulbehörde, die für die ID-Politik gestimmt haben, erwiesen so den Bürgern von Dover einen Bärendienst. Es ist entbehrt nicht der Ironie, dass verschiedene dieser Leute, die stolz und unbeirrbar ihre religiösen Überzeugungen in alle Öffentlichkeit hinausposaunen, wieder und wieder über ihre Aktivitäten gelogen haben, um ihre Spuren zu verwischen und den wirklichen Zweck ihrer ID-Politik zu verschleiern.
Nichtsdestotrotz stellen wir nicht in Frage, dass viele der führenden ID-Befürworter guten Glaubens sind und feste Überzeugungen haben, die das Motiv ihrer geistigen Bemühungen bilden. Wir bestreiten auch nicht, dass ID auch weiterhin studiert, debattiert und diskutiert werden sollte. Wie bereits ausgeführt, ist unsere schlussfolgerung heute die, dass es verfassungswidrig ist, ID als Alternative zur Evolution im Klassenzimmer einer öffentlichen Schule zu lehren.
Jene, die mit unserem Urteil nicht einverstanden sind, werden es wahrscheinlich als Produkt eines aktivistischen Richters charakterisieren. Sollte das geschehen, werden sie sich geirrt haben, weil dieses Gericht eindeutig kein aktivistisches ist. Es ist eher so, dass dieser Fall zu uns gelangte als Resultat des Aktivismus einer schlecht informierten Gruppierung einer Schulbehörde, unterstützt von einer nationalen Rechtsanwaltsfirma, die begierig darauf war, einen Testfall für die Verfassungsmäßigkeit von ID im gesamten Land zu finden, und diese Kombination brachte die Schulbehörde dazu, eine unkluge und letztlich verfassungswidrige Politik zu verfolgen.

Die atemberaubende Hirnverbranntheit der behördlichen Entscheidung liegt auf der Hand, wenn man den tatsächlichen Hintergrund einbezieht, der durch dieses Gerichtsverfahren jetzt zur Gänze aufgedeckt wurde. Die Schüler, Eltern und Lehrer des Schulbezirks von Dover hatten Besseres verdient, als in diesen juristischen Trubel mit der resultierenden Vergeudung monetärer und menschlicher Mittel hineingezogen zu werden.


Prediger: Seht doch endlich folgendes ein: Es gibt einen wahren Gott. Es ist das fliegende Spaghettimonster! Nähere Infos findet ihr unter venganza.info und könnt dort dieser kirche beitreten. Ich erfuhr vom FSM aus einem Spiegelartikel. sofort war ich von seiner Nudeligkeit angetan und hatte zum wahren Glauben gefunden. Die Fleischbällchen können übrigens auch aus Sojafleisch sein.  
Prediger: Fliegendes Spaghettimonster das DU bist im Himmel geheiligt werden deine Anhängsel Deine Piraten kommen Deine Soße geschehe wie im Himmel so auch auf hoher See Unser täglich Pasta gib uns heute, Und vergib uns unsere Reiskugeln Wie auch wir vergeben unseren Kartoffelbauern Und führe uns nicht nach Kansas, Sondern erlöse uns von den Kreationisten Denn dein ist die Soße Und der Käse Und die (Soja-)Fleischklößchen In Ewigkeit RAmen  
!: noch länger, damit auch der letzte leser vergrault wird. ich habe nach 1/10 abgebrochen; was soll das hier sein?  
!!: kann das irgendwer als wichsvorlage benutzen?  
!!!: etuxx quo vadis, ich hoffe, nicht hin zu solchen texten - die machen viel arbeit - und müssen entsorgt werden. BERT  
onair (etuxx)@!+!!+!!!: unsere erfahrung zeigt, dass wir keine "letzten leser" haben. wenn es jemand als wichsvorlage benutzen konnte, wären wir in der tat an einer ernsthaften rückmeldung interessiert. jeder weitere witz erübrigt sich wohl. sich einen text zu erarbeiten spricht ja nicht per se gegen ihn. die länge ist in der tat problematisch. wir haben uns in diesem fall gegen eine kürzung entschieden, weil es schwer möglich war. die vielen details sind wesentlicher bestandteil der argumentation. wir empfehlen in diesem fall: ausdrucken und tee trinken. das lesen natürlich nicht vergessen. und: ein laptop im bett ist auch manchmal nett.  
!: ich heiße BERT!  
Christian Förster: Gratulation zu diesem sehr grundlegenden Artikel! einige Anmerkungen: (1) Lesbarkeit und Lese-Anreiz käme zugute, wenn zu Beginn des Artikels eine Zusammenfassung zu finden wäre (würde auch helfen den tatsächlich recht langen Text besser zu erschließen, für die die das Lesen mehr als Comic-langer Texte nicht mehr gewohnt sind) (2) leider ist der m.E. wichtigste Passus "Der Konflikt sitzt tiefer") erst sehr spät im Text. Auch ID bewegt sich im Kontext der Bemühungen fundamentalistischer Gruppierungen, das Primat wissenschaftlichen Denkens zurückzudrängen zugunsten neuer metaphysischer Weltbilder  
Christian Förster: (3) vielleicht würde ein kurzer Passus mit Infos, dass ID längst auch hierzulande zum Thema gemacht wird, manchem die Relevanz besser verdeutlichen. Einen dicken Dank Herrn Thorstad nach NYC, und Dank dem Herrn Hellmann für die Mühe der Übersetzung dieses exzellenten Übersichts-Artikels zum Thema...  
onair(etuxx): @!: oh dann gibt es ja gleich drei berts... ;-) @förster: danke für diese hinweise. wenn du eine kurze, knackige einleitung uns zukommen lassen willst, würden wir sie sogar noch dem text voranstellen. etuxx verfolgt ja immer auch ein bisschen das wikipedia-prinzip.  
frau h.(lost im internetz): Die Antwort auf diese Scheinalternative, wen Schwule also mehr zu fürchten hätten, die Pfaffen oder die Psychiater, bleibt wohl eine Glaubensfrage, die voraussichtlich die Gentechniker für unsereins lösen. Und wer sucht eigentlich diese ...Themen hier aus? ( also was wir stattdessen alles /nicht/ besprechen könnten...)  
michael hellmann: @frau h: Was bedeutet "stattdessen"? Ist der Platz im Internet knapp geworden?  
brenda@frau h. (lost in logic): ich vestehe nicht, was die psychiater mit darwin zu tun haben. und schon gar nicht, wie da jetzt die gentechnikerinnen reingehören.  
michael hellmann: auch in Deutschland gibt es ID-Anhänger. Darüber informiert folgender  Artikel
Undine Undulanz I: Leider informiert der Artikel in der Jungen Welt weder darüber, dass es in Deutschland ID-Anhänger gibt, noch darüber, was das bedeutet. Es wird lediglich behauptet, Scherer sei ein ID-Anhänger und gleichzeitig Vorsitzender einer evangelikalen Gruppierung. Dann wird eine Diskussion um den Begriff einer wissenschaftlichen Tatsache sehr verkürzend zusammengefasst. Ein Evolutionsbiologe behauptet, Evolution sei eine wissenschaftliche Tatsache, ein Theologe entgegnet ideologiekritisch, es gebe keine wissenschaftlichen Tatsachen, nur verschiedene Vernünftigkeitsmodelle.  
Undine Undulanz II: Der Autor der Jungen Welt versteht diesen Widerspruch nicht und titelt: "Tatsachen geleugnet". Gerade bei Artikeln zu naturwissenschaftlichen Themen scheinen JournalistInnen häufig mit der Thematik überfordert zu sein, nicht nur in linken Zeitungen. Ärgerlich ist hier jedoch das unreflektierte Niveau, auf dem jede Komplexität, die über "Tatsache - Leugnung von Tatsachen" hinausgeht, nicht einmal denkbar zu sein scheint. Informieren in dem Sinne, dass mensch nach dem Lesen etwas gelernt hat und ein bisschen nachdenken muss, tut ein anderer Artikel, der bei der Konkurrenz erschien:  Cord Riechelmann in der Jungle World
P: Mehr zu ID findet ihr auch unter folgendem link  Infos über ID
Anand X.: Anknüpfend an Undine: Entscheidend ist, auf welcher Diskursebene die Auseinandersetzung geführt wird - und da haben beide Parteien Prämissen, die sich nicht miteinander vereinbaren lassen. Das "Intelligent Design" kann in einer (natur-)wissenschaftlichen Debatte nicht verhandelt werden, denn bei ID handelt es sich (etwa im Sinne des Kritischen Rationalismus) nicht einmal um eine Hypothese (so sehr uns das seine VerfechterInnen auch weismachen wollen).  
Anand X.: Daher sind ID und Evolutionstheorie keinesfalls gleichwertige Ansätze, und es gibt keinen Grund, sie als solche zu vermitteln. Nur ein entschieden laizistisches Verständnis von Bildung wird diesem Konflikt gerecht: theologische Debatten haben an Schulen und Universitäten nichts zu suchen, da ihnen ein entscheidendes Merkmal der Rationalität (nämlich die prinzipielle Falsifizierbarkeit ihrer Aussagen) per se fehlt.  
Anand X.: Theologie ist also nicht deshalb vernunftwidrig, weil sie Tatsachen leugnete, sondern weil sie unüberprüfbare Behauptungen aufstellt. Es wäre demnach auch verfehlt, ihre Inhalte - wie etwa die des Neokonservatismus oder die des Neoliberalismus - politisch zu bekämpfen, d.h. sich mit ihren Konzepten überhaupt argumentativ auseinanderzusetzen. Gegenstand der Betrachtung sollte nur sein, inwieweit Religion de facto als Agentin der Reaktion wirkt. Und da dürfte das Urteil relativ eindeutig ausfallen.  
Imre: Darwins Erkenntnisse haben sich von "Hitlers" menschenvernichtenden Rassenideologie bis heute nicht wirklich erholen können, oder?  
Imre: Hallo etuxx, das erste Mal ist die Diskussion besser als der Theoriebatzen vorab. (Ich habe ihn nur halb gelesen.)  
Onair@Anand X: So so, Theologie soll also vernunftwidrig sein. Und das, weil sie unüberprüfbare Tatsachen behauptet. Aha. Dann habe ich ja viele Jahre ganz und gar Unvernünftiges getan. Hm. Ich glaube, Dir ist da was entgangen. Für einen kurzen Abriss empfehle ich Dir von Bengt Hägglund: Geschichte der Theologie. (Wenn Dich das wirklich interessiert.) 350 Seiten. Ein spannender Abriss über die Geschichte theologischer Gedankenbildung.  
Anand X.: Lieber Onair, vielleicht war es ja für Dich vernünftig (meint: interessant, hilfreich - wie auch immer), Dich mit etwas Unvernünftigem zu beschäftigen. Und sicher trifft das auch auf viele andere Leute zu. Aber darum geht es hier ja nicht - und "unvernünftig" heisst ja keinesfalls: moralisch falsch oder wertlos. - @ Imre: Das Gerede von höher- und minderwertigen Rassen ist doch eine absolut unwissenschaftliche (und übrigens auch inkohärente) Übertragung einiger darwinscher Gedanken und kann sich nicht ernsthaft auf die Evolutionstheorie berufen.  
Undine@Anand X. 1: Dein Argument fußt darauf, dass ID nicht einmal eine Hypothese ist. Das ist ein sehr wackeliges Argument. Man kann gerne für einen radikalen Laizismus eintreten, es muss aber auch darin möglich sein, mathematische Berechnungen anzustellen, wie ID es tut, um Zufallswahrscheinlichkeiten zu berechnen. Die Hypothese von ID ist - so habe ich das verstanden - und zwar völlig unabhängig von dem, was die Kreationisten sagen, dass bestimmte biologische Merkmale zu plötzlich in zu hoher Komplexität aufgetreten sind, als dies über Mutation, Selektion usw. wahrscheinlich wäre. Das ist eine rationale Überlegung und prinzipiell falsifizierbar.  
Undine@Anand X. 2: Insofern handelt es sich auch um gleichwertige Ansätze. Evolutionstheorien, zum Beispiel die Darwinsche, sind wissenschaftlich unvollständig. Sie sind nicht in der Lage, sämtliche biologischen Entwicklungslinien zu erklären. Das wertet sie allerdings in ihrem Plausibilitätsgehalt, mit dem sie Phänomene erklären können, nicht ab. Dennoch handelt es sich um eine Theorie, nicht um eine Tatsache.  
onair@anand x: du scheinst nicht begriffen zu haben, wo die eigentlichen herausforderungen in diesem streit liegen (und mir scheint, das interessiert dich auch nicht). es wird dir solange auch nicht gelingen, solange du theologie als irrational abtust, weil du meinst, dass ihr ein entscheidendes merkmal nämlich das der falsifizierbarkeit fehlt. das ist grober blödsinn und widerspricht allem wissenschaftlich theologischen denken. du machst es dir da zu einfach.  
onair@anand x2: zum einen lassen sich die vertreter von ID (und ihre argumente) nicht in einen topf werfen (um sie getrost als spinner abstempeln zu können). hier gibt es sehr viele unterschiedliche ansätze. zum anderen ist die evolutionstheorie in erster linie immer noch eine theorie, was gern vergessen wird, vor allen von denjenigen, die wissenschaftsgläubig sind und ihren glauben als solchen nicht imstande sind zu reflektieren. im grunde geht es hier also um einen glaubensstreit und nicht um den streit glaube contra naturwissenschaft.  
onair@anand x3: da es sich um einen glaubensstreit handelt ist die frage viel dringlicher, welche interessen dahinter stecken und wo der streit verortet ist (auch ein teil von historisch kritischer theologie; die nennt das die frage nach dem "sitz im leben"). und da möchte ich auf den thorstad-artikel zurückkommen. der macht nämlich sehr schön deutlich, dass der streit um ID oder darwin nicht im luftleeren raum stattfindet, sondern sich an der frage der "lehre" entzündet hat. das establishment sieht sich durch ID in seiner unangreifbarkeit bedroht und kann nichts anderes tun kann, als per dekret und verordnung zu reagieren. ein typisches muster eines klassischen glaubensstreits.  
Anand X. @ Undine (I): Es ist doch eine übliche antiaufklärerische Taktik, die Unvollständigkeit einer Theorie (auf die Du im Falle der Evolutionsbiologie zu recht verweist), dazu zu benutzen, scheinbare und sehr weitgehende Schlussfolgerungen zu etablieren, die mit berechtigtem Zweifel (vgl. das Komplexitätsproblem "höherer" Organismen) nichts mehr zu tun haben, sondern willkürliche Setzungen sind. Die Satire vom "Fliegenden Spaghettimonster" wirft ein helles Licht auf solche Mechanismen.  
Anand X. @ Undine (II): Noch einmal: Es handelt sich nicht um gleichwertige Ansätze, weil ID keineswegs eine Theorie ist, sondern lediglich auf die Unvollständigkeit der Evolutionstheorie verweist, womit sie sie aber überhaupt nicht infrage stellen kann. Es geht nicht um Tatsachen vs. Aberglaube (so würden in der Tat nur naiv Wissenschaftsgläubige reden), sondern es geht um zwei inkompatible Diskurse. Eine Gleichwertigkeit schlechthin gibt es sowieso nicht - was sollte die denn auch bedeuten?  
Anand X. @ Onair (I): Ich finde, wir reden etwas aneinander vorbei. Ich bestreite keineswegs, dass es ein theologisches Erkenntnisinteresse und, ihr folgend, theologische Erkenntnis gibt. Selbstverständlich arbeitet akademische Theologie mit Methoden, wie sie auch in anderen Wissenschaften etabliert sind. Nur gilt ihr mein Interesse nicht, weil schon ihre Hauptprämisse (die Existenz eines Schöpfergottes) defizitär ist.  
Anand X. @ Onair (II): Wenn es nur diese eine Prämisse gäbe, könnte man ja sogar noch (vernünftig?) "darüber reden" ;-) Aber z.B. der christliche dogmatische Kanon ist eine derartige Anhäufung von intellektuellen Zumutungen (von der Trinitas bis zur Unbefleckten Empfängnis), dass wer sich auf ihn einlässt, sich jeder Gedankenfreiheit begibt. Letztlich kann ich mit einem Theologen über nichts anderes streiten als über seinen Glauben. Ein solcher Streit aber ist sinnlos.  
onair@anand x: könntest du das "defizit" mal näher als solches auch benennen? wenn du schon von defiziten sprichst. welche "hauptprämisse" ist denn deiner meinung nach nicht defizitär?  
oanir@anand x2: bitte sei mir nicht böse, aber deine ausführungen zeigen, dass du von theologie wirklich keine ahnung hast. du argumentierst hier auf vorreformatorischem bewusstseinsstand. aber selbst in der scholastischen theologie gibt es erkenntnistheoretisch völlig neue ansätze, die du überhaupt nicht im blick hast. wie solltest du auch? ich mach das ja nicht zum vorwurf, nur wenn ich immer wieder diese pauschalverurteilungen lesen muss, das nervt einfach. deine polarisierungen sind kaum zu ertragen, weil das denken im 21.jahrhundert (auch das theologische) doch etwas differenzierter ist.  
Anand X. @ Onair (III): Also hilft es nur weiter (und da knüpfe ich an Dich an) zu fragen: woher kommt das (der christliche Glaube, die Naturwissenschaft usw.), und wohin führt es? Die Debatten dazu werden historische, ökonomische, sozialwissenschaftliche, kultur- und politikwissenschaftliche sein. Aber einen logischen Übergang von Erkenntnis zum Handeln (von deskriptiven zu präskriptiven Sätzen) gibt es nicht.  
Anand X.: Onair, dieses Spielchen wird mir langsam zu blöde, sorry. Ja, es gibt schon in der scholastischen Theologie des Mittelalters "völlig neue Ansätze", in denen sogar die modernen Wissenschaftstheorie wurzelt. In einer anderen Zeit als der, in der jede Wissenschaft theologisch war und sich so zu begründen hatte, wäre "Okhams Rasiermesser" auch nicht als Teil der Theologie verbucht worden.  
Anand X.: Nicht ich argumentiere "vorreformatorisch", sondern die christlichen Fundamentalisten, die immer mehr Oberwasser bekommen, tun dies. Die hochkomplexen Spitzfindigkeiten (bis hin zur Negativen Theologie), mit denen sich neuere Theologen verzweifelt bemüh(t)en, sich in der modernen Welt zurechtzufinden, ohne ihren Gott auf den Müllhaufen der Geschichte werfen zu müssen (und über die Du ja gut informiert zu sein scheinst) sind etwas ganz anderes als die machtpolitische Realität der christlichen Reaktion, die auch ID hervorgebracht hat.  
Anand X.: Ein allerletzter Versuch der Klarstellung: Ich habe hier nie einen theologischen Diskurs (nicht mal einen Laiendiskurs) führen wollen - wie auch; dazu bin ich in der Tat weder willens noch in der Lage. Aber ich kann auch ohne Physikstudium über die Gefahren der Atombombe reden, oder? Um es mal etwas ins Unreine zu sprechen: Deine theologischen Kenntnisse tragen hier nichts zur "Wahrheitsfindung" bei. Theologie ist für Ungläubige schlicht irrelevant.  
onair@anand x: schon wieder so ein lehrsatz von dir. "Theologie ist für Ungläubige schlicht irrelevant." lass doch mal etwas die luft raus. dann geht's vielleicht leichter. im klassischen sinne hast Du es nämlich bei mir mit einem echten "Ungläubigen" zu tun, für den theologie dennoch relevant ist. mein versuch, auf thorstad zurückzukommen (s.o.) hast du leider ignoriert. wir sollten das um der sache willen hier jetzt wieder tun.  
Anand X. @ Onair (III): Ich weiss ja, dass mich (womit ich nicht allein bin) dieses Medium immer wieder dazu verführt, "steile Thesen" rauszuhauen. Vielleicht tue ich das auch deshalb, weil ich tatsächlich nicht der Meinung bin, dass eine differenzierte Diskussion mit Rede und Gegenrede (ein Auf-einander-Eingehen) - zumal bei einem solch komplexen Thema - in einem "Foo" im Internet möglich ist. In einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht kommt man in einer Stunde "weiter" als hier in zwei Wochen. Das ist keine Kritik an etuxx, sondern nur daran, was auch etuxx schlicht nicht leisten kann.  
Anand X. (Korrektur): Das "(III)" war nicht beabsichtigt; es wurde mir automatisch ergänzt... :-)  
Sarah Schlenker: Das ist alles ganz doof und nicht zu gebrauchen!!!!!!!!!!!!!!  
Ich @ Sarah: Du auch!