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Wenn Frauen zu viel fließen...
von Dr. Erna Ernakulum

Scheidenausfluss haben Frauen hauptsächlich in den Jahren nach der Pubertät bis zum Ausbleiben der Monatsblutung im Alter. Das hängt zusammen mit dem hormonellen Zyklus. Andere Begriffe für Scheidenausfluss sind Weissfluss und Fluor vaginalis. Die folgende Zusammenstellung gibt einen Überblick über mögliche Symptome.

"Normaler" Ausfluss

Ausfluss aus der Scheide hat viele Ursachen. Allen voran ist er erst einmal "normal", seine Konsistenz und Menge ändern sich im Verlauf des hormonellen Zyklus und sind individuell (bei jeder Frau) unterschiedlich. Auch eine Antibabypille kann den Ausfluss verändern. In der ersten Phase des Monatszyklus, direkt nach der Monatsblutung (Menstruation), ist der Ausfluss eher klar und spärlich, seine Menge nimmt um die Zeit des Eisprungs (Ovulation) zu, nach dem Eisprung wird er milchiger und dickflüssiger bis zum Einsetzen der nächsten Blutung. Dieses steht in direktem Zusammenhang mit der jeweiligen Hormonkonzentration, die innerhalb eines Zyklus' Eierstöcke (Ovarien), Gebärmutter (Uterus), Gebärmutterhals (Zervix) und Scheide (Vagina) auf das Empfangen von männlichen Samen (Spermien) und die Einnistung einer befruchteten Eizelle in die Gebärmutterwand vorbereitet. Gebildet wird der physiologische ("normale") Ausfluss in der Scheidenschleimhaut. Auf der Schleimhaut leben die nach ihrem Entdecker benannten "Döderleinbakterien". Sie produzieren Milchsäure und werden daher auch als Laktobakterien bezeichnet. Die Milchsäure dient als "Säureschutz" vor pathogenen (krankmachenden) Keimen (Bakterien, Viren, Pilze).


Veränderter Ausfluss

Die Säureschutzbarriere kann auf verschiedene Wege gestört werden, das heißt, der pH-Wert steigt vom sauren in den basischen Bereich. Ursachen können unter anderem Krankheiten wie Diabetes oder die Einnahme von Medikamenten (z.B. Antibiotika) sein. Aber auch Scheidenspülungen und Intimsprays können durch direkten Einfluss den "Säureschutz" zerstören. Während einer Schwangerschaft ist der Ausfluss ebenfalls nicht ganz so "sauer".

Mit der Veränderung des pH-Wertes können sich Bakterien, Viren und Parasiten, die in die Scheide gelangen, schon bei geringer Anzahl vermehren. Dieses gilt insbesondere für die Erreger, die durch genitalen Sex, aber auch durch andere Praktiken wie z.B.vaginales Fisten übertragen werden. Treten diese in hoher Zahl und Häufigkeit auf, kann jedoch auch ein funktionierender "Säureschutz" nicht mehr helfen.

Was ist eine Scheidenentzündung?

Bei Entzündungen der Scheide haben sich die Verhältnisse in der Scheide durch eingedrungene Bakterien, Parasiten oder Vermehrung von Pilzen verändert. Neben Jucken und Brennen kann sich auch der Scheidenausfluss (medizinisch Flour vaginalis) verändert haben. Sehr viele sexuell übertragbare Erkrankungen machen Ausfluss und unterschiedliche Beschwerden im Bereich der Genitalien. Häufig liegen sogenannte "Mischinfektionen" mit mehreren Erregern zu Grunde.

Wird eine Infektion der Scheide nicht rechtzeitig und vollständig behandelt, können die Bakterien "aufsteigen" und zu Entzündungen der Gebärmutter und der Eileiter führen. Das kann sehr schmerzhaft sein und mit Fieber einhergehen. Dann ist frau richtig krank! Durch Verklebungen kann es zu Unfruchtbarkeit kommen.

Auffällig ist bei den meisten Infektionen der Scheide eine Zunahme des Ausflusses. Er kann plötzlich anders sein als gewohnt. Wichtig sind dabei die Veränderungen der Konsistenz, Menge, Farbe und des Geruchs. Der Ausfluss kann, muss aber nicht verändert sein!
Riecht er übel nach Fisch, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um eine Infektion mit Gardnerella vaginalis handelt.

Stinkender, teilweise eitriger Ausfluss kann durch Darmbakterien wie E. coli hervorgerufen sein. Diese kommen durch Schmieren von Kot aus dem Analbereich z.B. über Dildos, Hände und Zunge in die Scheide. Die Infektion wird mit Antibiotika behandelt.

Übelriechend ist auch der Ausfluss bei einer Infektion mit Trichomonaden. In der Literatur wird er als schaumig mit weißgelblicher Farbe beschrieben. Hinzu kommen häufig Brennen und Jucken. Gelb ist der Ausfluss bei einer Infektion mit Chlamydien. Candida albicans macht eher weißlich-bröckeligen Ausfluss. Er ist geruchlos und es brennt und juckt!
Eine Gonorrhoe (Tripper) kann Grund für eine riesige Menge Ausfluss sein. Dieser riecht bei einer alleinigen Infektion mit Gonokokken in der Regel nicht. Der Ausfluss verschwindet häufig wieder von allein, was aber nicht bedeutet, dass die Infektion und damit die Ansteckungsgefahr für die SexpartnerIn überwunden sind. Wie für alle anderen gilt auch hier, dass eine gynäkologische Untersuchung zwingend notwendig ist, da häufig verschiedene Erreger und Ursachen zugrunde liegen können!

Zur Übertragung der oben beschriebenen Infektionen kann es bei jedem Kontakt der Vaginalschleimhaut mit dem Erreger kommen. Somit bieten Kondome einen relativ zuverlässigen Schutz. Allgemeine Hygienemaßnahmen wie Reinigung der Genitalien und der Hände sind ebenfalls wichtig. Von Vaginalduschen und Intimsprays ist wegen der Zerstörung des "Säureschutzes" abzuraten. In jedem Fall sollte auch der Sexpartner / die Sexpartnerin mitbehandelt werden, um zu vereiden, dass die Erreger wechselseitig immer wieder übertragen werden (Ping-Pong-Effekt).

Nach einer antibiotischen Therapie kann es sinnvoll sein, Yoghurt in die Scheide einzuführen, um die Produktion von Milchsäurebakterien zu fördern. Pharmazeutische Äquivalente gibt es in der Apotheke. Entscheidet sich eine für die Selbsttherapie mit Knoblauch (wird in die Scheide gelegt), so sollte trotzdem am Ende der Behandlung eine gynäkologische Untersuchung erfolgen, um auszuschließen, dass noch weitere Bakterien vorhanden sind.

Frauen mit HIV sind besonders gefährdet, vaginale Infektionen zu bekommen. Bei Veränderungen des vaginalen Ausflusses, Jucken, Brennen, Schmerzen im Genitalbereich muss sofort die behandelnde HIV-Schwerpunktärztin oder die Gynäkologin aufgesucht werden. Regelmäßige gynäkologische Untersuchungen sind auch wegen der erhöhten Gefahr der Krebsentstehung dringend nötig!

Während einer Schwangerschaft werden Infektionen der Genitalien und der Harnblase gefährlich insbesondere für das ungeborene Kind: es kann zu frühzeitigen Wehen, Frühgeburt und - abhängig vom Erreger - zur Übertragung der Infektion auf das Kind kommen.
Hinweis: Diese Übersicht dient zur Orientierung und ersetzt nicht den persönlichen Besuch bei deiner Gynäkologin.

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Schwuchtel: Wie gut daß ich keine Scheide habe und mir wenigstens dieser Ärger erspart bleibt.  
Ätsch @Schwuchtel: dafür hilft bei dir kein Joghurt.  
Transit: Danke etuxx für die Infos für Menschen mit Mösen, die ja u.U. auch schwul sein können.