HOMOLAND? Helene antwortet.


Baella: Herzlich willkommen im Kulturhaus. Homoland singen hör ich so gern und lange Einleitungen verderben die Melodie. Ich werde mich also kurz fassen. Als Einstimmung gab es ja schon diesen ersten Brief aus Homoland, den uns die Homoland-Reisende tompurpur zuschickte. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank!

Herzlichen Dank auch an Helene! Was Homoland betrifft, so stand ihr zeitweilig der Schrecken ins Gesicht geschrieben, wie Sie unschwer auf diesem Bild erkennen können. Und das, obwohl sie diesbezüglich schon einiges gewohnt ist. Nun, wie es dazu kam, erfahren Sie aus dem kleinen Gespräch, daß ich unlängst mit ihr über Homoland führte:


Baella: Helene D. Lirium, Du hast schon einmal Homoland bereist, genauer gesagt, mehrere Male und das vor fast zehn Jahren. Da haben wir doch etwas Gemeinsames. Auch ich hatte einmal eine Zeit, in der es mich regelmäßig dorthin zog. Der Auftakt zu regelmäßigen Treffen auf dem Lande war ja, so eine Landwochenhistorikerin, im Fühjahr 1992 in Lutter am Barenberge. Wenn ich mich recht entsinne, warst Du aber damals noch nicht dabei, oder?

Helene: Nein, so früh noch nicht. Meine erste Homolandwoche war 1996 in Karze, einem kleinen Örtchen in den Elb-Auen. Homoland hatte da schon einige Male stattgefunden, und ich war unglaublich schüchtern. Ich wohnte zu der Zeit noch im Landeshauptdorf von McPom. Schwule, Tunten und Transen die sich mit Politik beschäftigen, gab es da kaum und Linksradikale schon gar nicht.

Baella: Wie hast Du dieses Treffen erlebt?

Helene: Für mich war Homoland eine Art gelebte Utopie. Das war alles neu und faszinierend. Einige HomoländerInnen wirkten durch die Provinzbrille betrachtet schon etwas verrückt. Das hat sich aber schnell gelegt, ebenso die Faszination. Aber Homoland war für mich ein großer Schritt in Richtung Berlin. Und da wollte ich hin.

Baella: Homoland als Schritt in die Großstadt?! Das ist ja lustig. Die linksradikalen Schwuchteln trafen sich doch gerade auf dem Land, weil sie auf ihren Treffen in den großen Städten wie Berlin und Köln merkten, daß die Szene sie geradezu absaugte. Immer abends, wenn es gemütlich werden sollte, waren plötzlich alle verschwunden. Also zog man aufs Land. Da hatte man rund um die Uhr was voneinander. - Du bist also nach Berlin?

Helene: Ich zog schon ein Jahr später nach Berlin, 1997.

Baella: Was machst Du hier?

Helene: Seit drei Jahren arbeite ich hier in einem Café-Kollekiv, selbstverwaltet und so. Das ist anstrengend, spannend und macht oft Spaß. Aber Lohnarbeit ist und bleibt letzten Endes Scheiße. Darüber hinaus mache ich unter anderem in der Rattenbar mit, die leider wegen Personal- und Motivationsmangel derzeit keine regelmäßigen Veranstaltungen macht. Dafür beteiligt sich ein kleiner Teil der Ratten wieder mehr an Demos und Politaktionen.

Baella: Damit bist Du eine klassische Homoländerin, von denen es, so weit ich weiß auch auf Homoland immer weniger gibt. Früher gab es da fast nur Leute, die in politischen Zusammenhängen aktiv waren, in Antifa-Gruppen, in der Hausbesetzer-Szene, in Kneipenkollektiven oder auf Bauwagenplätzen. Diese Zusammenhänge gibt es heute in dieser Form und Größe ja leider nicht mehr. Folglich kann Homoland auch kein Erfahrungsaustausch mehr über alternative Lebensweisen und Projekte sein. Aber darauf kommen wir noch. Sag doch zunächst einmal, wieviele ihr wart und wie alt?

Helene: Es waren so etwa 15 Menschen die Woche über da. Die jüngste Person war schätzungsweise 19, zur oberen Altersgrenze äußere ich mich lieber nicht, sonst ist nachher wieder eine beleidigt.

Baella: Ich erinnere mich, daß die Schönheit und Attraktivität der Orte, an denen sich Homoland manifestierte, immer wichtiger wurde. In den Niederlanden trafen wir uns in alten verfallenen Villen und Klöstern, in der Schweiz in einem alten Holzhaus mitten in den Bergen. In der Ferne donnerten die Lawinen das Tal hinunter. Wohin gings denn diesmal?

Helene: Wir waren in der letzten Aprilwoche auf der dänischen Insel Falster. Gewohnt haben wir im Falsterhus, einer ehemalige Dorfschule, die für Klassen- und Gruppenreisen umgestaltet wurde. Das Haus ist sehr hübsch und verwinkelt, aber für viele scheinbar zu weit weg gewesen, denn die TeilnehmerInnenzahl blieb hinter den Erwartungen zurück.

Baella: In Höchstzeiten waren wir in Homoland bis zu 40 Leute. Es gab aber auch damals schon sehr viel kleinere Treffen. Je mehr Leute kamen, desto unübersichtlicher und unverbindlicher wurde es. Insofern wart ihr doch sicher ein nettes Grüppchen, oder?

Helene: Ich empfand es sehr angenehm, weil es möglich war alle zumindest ein bißchen mitzubekommen. Auf den großen Landwochen wurde schnell übersehen, wenn jemand Probleme hatte. Da sind ja auch Leute vorzeitig abgereist. Ein großes Problem bei dieser Landwoche war, daß wir nur ein Croquet-Spiel hatten. Das war für 15 HomoländerInnen eindeutig zu wenig.

Baella: Homoland ist also immer noch ohne das klassische Croquetspiel nicht zu denken. Das ist ja wunderbar! Neben Altbewährtem spielten aber schon damals die Medien auf Homoland eine große Rolle. Ich denke nur an die Foto-Love-Story in Lutter und das Homoland-Diaporama in Karze. Schließlich das Homoland-Radio. Und nicht zu vergessen der Film über Heidi in den homoländischen Bergen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Homoland inzwischen ohne sein Medienspektakel auskommt.

radi.OA.ton - Sender Freies Homoland: "Das ganze Land im Radio". Mit täglichen Berichten. Dem Stimmungsbarometer. Und den Stimmen aus dem Beichtstuhl.

Helene: Da es HomoländerInnen gibt, die inzwischen groß im Filmgeschäft sind und das Haus sich dazu anbot, musste ein Horrorfilm gedreht werden. "Die untoten Tunten vom Falsterhus". Bis zur nächsten Landwoche, Anfang Oktober, soll der Film fertig geschnitten sein. Es wird auf jeden Fall ein sehr politischer Film. Des weiteren gab es einen Nähworkshop, der vor allem von den jüngeren HomoländerInnen betrieben und genutzt wurde. Ich kann nur sagen, große Blumenmuster, vor allem Rosen, werden bald wieder Mode. Die inhaltlichen Arbeitsgruppen sind inzwischen zu Gesprächskreisen mutiert, waren aber durchaus spannend. Es gab Runden zu Arbeit/Lohnarbeit, Lebens- und Wohnperspektiven und das Leben im Chatroom. Außerdem gab es einen Austausch über eine langfristig angelegte Auseinandersetzung mit Militarismus/Militär und Gesellschaft, die unter dem Titel "Wiederentwaffnung jetzt" laufen soll. Anlass ist das 50jährige Bestehen der Bundeswehr. Ich habe bei der Aufzählung bestimmt was vergessen, weil ich nicht überall dabei war, aber ich brauchte ja auch mal Zeit zum Croquet spielen.

Baella: Klingt spannend wie in alten Tagen. Warum bist du eigentlich damals nicht mehr nach Homoland gereist?

Helene: Meine letzte Landwoche war im Herbst 97; für lange Zeit. Irgendwie hat es zeitlich nicht mehr gepasst. Erst hatte ich einen Job und bekam keinen Urlaub für den Zeitraum, dann habe ich das Abi nachgemacht und konnte nur zu den Schulferienzeiten weg. Das passte auch nie mit der Landwoche. Danach hatte ich schon überlegt, mal wieder zu fahren. Aber Leute, die von Homoland zurückkamen, erzählten, dass es immer langweiliger wird, inhaltlich nichts mehr passiert, die Alten alle wegbleiben, anstrengende Konflikte (nicht) ausgetragen werden, es eher ein Nebeneinander her, als ein Miteinander gibt und daß sie keinen Sinn mehr in der Landwoche sehen. Das hat meine Reiselust dann sehr gebremst. Und da auch ich meine Konflikte in dieser Stadt hege und pflege muss ich eingestehen, daß ich bestimmte Leute auch nicht treffen wollte.

Baella: Umso erstaunlicher, daß Du dann doch den Kick bekamst, wieder einmal dorthin zu fahren. Ich muß gestehen, ich war überrascht, als ich von Deinen Reiseplänen erfuhr. Und dachte ernsthaft darüber nach mitzufahren. Wie kam's zu dem Entschluss?

Helene: Von der vorletzten Landwoche hatte ich einiges Positives gehört und mit einem Freund, der auf fast allen Landwochen war, beschlossen, zur nächsten gemeinsam zu fahren. Maren G., eine Freundin und auch Café-Kollektivistin, hatte sich dann entschieden mitzureisen, so daß ich dachte, wenn es ganz schrecklich wird, sind wir halt genötigt einen schönen Urlaub zu dritt in Dänemark zu verbringen. Eine grauenhafte Vorstellung.

Homoland in Karze. Die "Alte Schmiede" zwischen den Elbdeichen war mehrmals Schauplatz der Homolandwochen, die nach wie vor zweimal im Jahr stattfinden.

Baella: Ich glaube, ich hätte heute Angst vor nostalgischen Gefühlen und dem unentwegten Vergleich zu damals. Homoland war für mich immer etwas Besonderes. Jedesmal, wenn ich zurückkam, fiel ich in so ein kleines Loch, was aber nicht so schlimm war, weil es ja die Zusammenhänge noch gab und Freunde, die ebenfalls auf Homoland waren. Wir machten dann eben in Hamburg die Schwule Baustelle weiter, trafen uns regelmäßig, organisierten Veranstaltungen. Homoland gehörte da irgendwie immer dazu. Heute wäre das so nicht mehr möglich.

Helene: Homoland selbst hat sich in den Jahren sehr verändert. Das geht auch gar nicht anders, weil es durch die Leute geprägt wird, die hinfahren. Die linksalternative politische Landschaft hat sich ja insgesamt stark gewandelt. Viele Utopien sind einer veränderten Lebensrealität zum Opfer gefallen. Diverse Gruppen und Projekte haben sich aufgelöst. Abschluss, Lohnarbeit oder Hartz IV- Überlebenskampf nimmt im Leben vieler auch ehemaliger HomoländerInnen einen großen Stellenwert ein. Das verändert die Leute und damit Homoland.

Baella: Kannst Du das noch etwas genauer beschreiben? Wie hast Du die Veränderung konkret erlebt?

Helene: Also der zur Schau gestellte Schmuck ist auf jeden Fall dezenter. Und oft fehlt die Leidenschaft. Beispielsweise beim Kochen. Früher gab es unglaubliche Materialschlachten, es wurden raffinierteste Delikatessen gezaubert und mit viel Kreativität dekoriert. In Dänemark waren die Preise hoch und die Homolandeskasse ziemlich klamm. Es gab Zeiten, da wäre die Schlussfolgerung sicher nicht die gewesen, am Essen zu sparen. Auch in politischen Auseinandersetzungen gibt es weniger Leidenschaft. Und das nicht nur weil Leute älter geworden sind.

Baella: Das klingt ja ganz danach, als sei die Luft irgendwie raus. Vielleicht liegt es aber auch an Dir. Du hast Dich ja schließlich auch verändert.

Helene: Klar. Auch meine Perspektive auf Homoland ist eine andere. Ich bin eben nicht mehr das Landei auf dem Weg in die Großstadt. Auffällig war übrigens, daß gepflegtes Tuntentum nur noch wenig zelebriert wird. Soweit ich mich erinnere, ist das früher anders gewesen. Die Landwoche war mal bunter, dekorativer, schriller. Angenehm fand ich, daß das ganze nicht so mit Ansprüchen überfrachtet war. Was kein Plädoyer für Anspruchslosigkeit sein soll. Aber das verhindert, ständig an der Realität zu scheitern, mit der Folge sich irgendwann resigniert zurückzuziehen.

Baella: Homoland scheint mir, nach all dem wie Du es bisher geschildert hast, einerseits realistischer geworden zu sein, andererseits dadurch aber auch alltäglicher. Also doch so etwas wie eine nette Woche auf dem Lande.

Helene: Was erwartest Du? Erholung, nette Tage und Urlaub sind ja nicht zu verachten. Unter Alltag würde ich das aber nicht abbuchen. Ich habe auf jeder meiner Landwochen, übrigens damals wie heute, Leute getroffen, die ich spannend fand, mit ihrer Biographie, mit dem was sie machen, womit sie sich beschäftigen, wie sie drauf sind. Und nach wie vor möchte ich wissen, was in anderen Städten so läuft, welche Strukturen es gibt und nicht mehr gibt, und welche Diskussionen geführt werden bzw. nicht. Außerdem ist es schön, alte und neue Bekannte zu treffen, die nicht aus dem Berliner Sumpf kommen. Da gibt es auch Kontakte und Besuche zwischen den Landwochen.

Baella: Was würdest Du Dir da noch mehr wünschen?

Helene: Mir hat das politische Selbstverständnis als gemeinsame Basis der Landwoche gefehlt. Ich bin mir aber noch nicht ganz klar darüber, ob es mir abhanden gekommen ist, ich es bei anderen nur nicht wahrgenommen habe oder wir für die Homolandwoche so was gar nicht (mehr) haben. Ich wünsche mir, daß auf den Landwochen wieder mehr diskutiert, gestritten und geträumt wird. Dafür muss ich aber auch selber meinen Hintern bewegen und für das nächste mal was vorbereiten.

Baella: Etwas von dem Traum und der Utopie steckt ja auch in dem Namen "Homoland". Kaum einer weiß mehr heute, daß der Begriff das erste Mal in einem Märchen fiel, das ich anstelle eines Protokolls geschrieben hatte. Ich wollte damals nicht nur wiedergeben, was in der AG über alternative Lebensweisen besprochen wurde, sondern wie die Leute in der Gruppe miteinander umgingen, wie sie redeten, und wer was mit wem am Laufen hatte. Ich erinnere mich, daß es damals eine sehr schöne Arbeitsgruppe war. Jeder versuchte auf jeden irgendwie einzugehen, seine Wünsche und Vorstellungen von einem anderen, selbstbestimmten Leben im Kollektiv. Beim Abfassen des Protokolls merkte ich schnell, daß es nicht wiedergeben konnte, was passiert war. Also schrieb ich diese Geschichte auf, von Anton, Berti, Conny, Det, Edi und Fritzchen, den Mainzelmännchen. Und Homoland war geboren. Durch das Radio-Projekt "radi.OA.ton - Sender Freies Homoland" ein oder zwei Landwochen später und durch immer wiederkehrende Rubriken in der Tuntentinte ("Homoland im Spiegel") etablierte sich der Begriff. Jeder konnte ihn für sich mit seinen ganz privaten Fantasien füllen.

Onan Onair füllt gerade den Begriff "Homoland" mit seinen ganz privaten Fantasien.

Baella: Den Verlust an Utopien, den Du beschrieben hast, nehme auch ich wahr. Mir scheint, daß nicht zuletzt auch deshalb "Homoland" in die Jahre gekommen ist. Wobei man sich schon damals auf Homoland mit Utopien schwer tat. Eine Umfrage, die ich dort machte, zeigte schnell, daß man nicht so gern darüber sprach. Irgendwie waren Utopien, auch als es sie noch gab, ein Tabu. Was ist für Dich denn "Homoland"?

Helene: Namensdiskussionen sind mir nicht so wichtig. Es kommt doch darauf an, was dahinter steckt, welches Konzept es gibt und wie es umgesetzt und inhaltlich gefüllt wird. In der Einladung für Falster war die Landwoche angekündigt als "Treffen linksradikaler Schwuchteln, schwuler Autonomer, autonomer Schwuler, männerliebender Punks, schwanztragender Queers, schwuler Transen, Tunten, homo- und bisexueller Hausbesetzer". Ich denke der Name "Homoland" eignet sich ganz gut um diese Aufzählung zu bündeln. Doch was dort passiert oder nicht, liegt an uns.

Baella: Ein schönes Schlußwort. Eine Frage habe ich aber doch noch. Denn schon damals gab es die Diskussion, Homoland zu öffnen. Für alle Identitäten, Frauen, Lesben, Transgender usw. Inzwischen hat es die Queeruption ja vorgemacht. Sollte sich Homoland öffnen oder in Abgrenzung zur Queeruption so bleiben, wie es ist?

Helene: Das habe ich für mich persönlich noch nicht ganz geklärt. Diese Frage steht ja seit längerem immer mal wieder im Raum und Ansätze für eine Öffnung gab es bereits. Im Tuntentinte-Extrakt Nr.2 vom Februar dieses Jahres gab es einen Bericht von einem Transjungen, der auf der letzten Herbst-Landwoche war. Er schreibt, daß allein der Beschluss einer Öffnung für Transleute nicht reicht. Dazu sei das Treffen zu schwul-identitär und seine Identität einfach nicht schwul genug. Aber um das aufzubrechen wäre es vielleicht besser die Homolandwoche aufzulösen und etwas Neues mit Transleuten und Lesben gemeinsam zu organisieren.

Baella: Also doch in Richtung Queeruption?

Helene: Es muss ja nicht zwangsläufig eine Veranstaltung wie die Queeruption daraus entstehen. Aber wenn es so sein sollte, werde ich wohl nicht teilnehmen. Ich hatte bis jetzt nicht das Bedürfnis danach und auch nicht das Gefühl, dort etwas verpasst zu haben.

Baella: Helene, ich danke Dir für das Gespräch. Nicht auszuschließen, daß wir uns eines Tages doch noch mal auf Homoland begegnen.

"Wie es weitergeht mit Homoland? Um der Göttin Willen!" Die Tonnen-Weissagerin Veronica Villenbrecher, alias Margot, in dem Diaporama "Homoland 4 Kilometer".


Landwochenhistorikerin: historische Anmerkung: mi Frühjahr 1992 erblickte die homolandwoche zu Lutter am Barenberge das Licht der Welt, nicht 91.  
bbb: danke. ist eingearbeitet.  
exHomolandBesucher: kompetenter gesprächspartner. sehr informativ.  
auch ne Exe: herzerwärmend, die gute alte Zeit.  
Ungemütliche: Zu Baellas Satz, daß Utopien auf Homoland tabuisiert wurden, fällt mir noch ein, daß für die Utopisten die real existierenden Zusammenhänge ein Tabu waren. Weil die schnöde Realität anderen Einsatz verlangt als beschauliches Träumen in der 1-Zimmer-Wohnung? "Homoland 4 km" spricht in der Richtung jedenfalls Bände.  
baella@ungemütliche: leider verstehe ich auch nach mehrmaligem lesen deine anmerkung nicht. ich fürchte, unsere leserInnen umso weniger. und inwiefern spricht das diaporama "homoland 4km" bände? wenn du das noch ein wenig extemporieren könntest, wären wir dir, glaube ich, alle dankbar.  
Robert M.: Dass ein Projekt wie die Homolandwoche längst als kleiner Dino gelten darf und noch nicht unter dem Konkurrenzdruck all dieser jungen, flexiblen Hüpfer aus diesem Jahrtausend à la Ladyfest, Queerruption & Co. verstarb, ist sehr schön zu lesen - herzerwärmend meinte ganz treffend UserIn 'auch ne Exe'. Wann macht der liebenswert schrullige Opa Homoland mit seinen Croquet- und Diskussionsrundentraditionen mal eine Veteranenrunde?  
baella: mein lieber robert m. ich denke, wenn sich hier sieben menschen oder mehr als homoland-veteranen outen, könnten wir über eine solche runde nachdenken. sieben, das ist doch noch eine überschaubare zahl, da kann man sich noch persönlich grüßen, dachte ich immer, wenn ich morgens an den homoländischen frühstückstisch trat. außerdem gilt die zahl sieben alttestamentarisch als heilig. warten wir`s also ab.  
kraischkowka: genau, grossartig, die sieben Todsünden, die sieben Aufrechten, die sieben Berge, die sieben Zwerge. Ich möchte ja nicht die Vorfreude auf so ein Veteran(innen?)treffen nehmn, gebe aber zu bedenken, dass Veteranentum sich auf lang vergangenes bezieht, die Landwoche ist aber Gegenwart, und wird es nach dem derzeitigen Stand der Dineg auch noch weiter sein.  
kraischkowka: es sei denn, die Bezeichnung "Veteran" ist selbstbezogen, heisst also mensch zählt sich selber zu den längst Vergangenen. Aber ich hör mal auf mit der Klugscheisserei, und grummele nur noch (etwas beleidigt, aber nicht sehr), in meiner Rolle als einer der dabeigebliebenen, dass doch eine Fete der Generationen viel lustiger wäre, als ein reines Ehemaligen-Stammtischlein. Wobei ich natürlich der letzte wäre, der einen Stammtisch jemals abgelehnt hätte...  
baella@kraischkowka: als eine der "dabeigebliebenen" würde mich von Ihnen interessieren, was es ist, das Sie motiviert, homoland weiterhin zu bereisen. mich interssiert das wirklich, und ich verfolge mit dieser frage keine hintergedanken. ich sage das deshalb, weil denjenigen, die nicht mehr homoland bereisen, immer wieder unterstellt wird, sie hätten etwas gegen homoland. was natürlich unzutreffend ist, in den allermeisten fällen zumindest. was also ist es, dass Sie (heute noch) dazu bewegt, dorthin zu fahren? jetzt schreiben Sie aber nicht: "um alte freundinnen zu treffen."  
beate bronski@baella: die frage an kraischkowka setzt voraus, dass die gründe, die die menschen in den neunzigern zur reise nach homoland veranlasst haben, heute nicht mehr gelten. wieso aber sollte es heute andere gründe geben als zur zeit der "homoland-veteranen"?  
nächste Homolandwoche: Die nächste Homolandwoche findet vom 1.-9. Oktober 2005 im Harz statt. Genauere Infos nach der Anmeldung bei tuntentinte@gmx.net.  
baella@beate: wieso es heute andere gründe geben sollte? weil es immer wieder andere gründe gibt, liebe frau bronski, dem leben sei dank, sonst wär es wohl schrecklich langweilig, oder? jemand, der schon viele jahre nach homoland reist, kann sicher anders darüber berichten und hat andere gründe. und besonders diese interessieren mich. den begriff "veteran" lehne ich in dem zusammenhang ab. ich habe ihn auch nicht ins gespräch gebracht.  
beate bronski@baella: ach so. ich vermutete, ihre frage hätte sich auf die gesellschaftlichen verhältnisse bezogen. und da hat mich dann interessiert, ob möglicherweise der weitreichende erfolg der linken tuntenemanzipation die ehemals guten gründe für eine reise nach homoland heutzutage null und nichtig werden lässt. natürlich stimme ich ihnen gerne zu, dass es sehr verschiedene und sich ändernde persönliche gründe für eine homolandreise gibt.  
van baden-babelsberg: liebe frau bronski, sollen wir Ihrem beitrag entnehmen, dass es auf homoland eine erfolgreiche tuntenemanzipation gegeben hat? auf die allgemeinen verhältnisse kann sich das ja nicht bezogen haben. ich frage Sie dann aber, ob das tatsächlich so ist und wenn ja, was in homoland als nächstes zu tun wäre.  
beate bronski@van baden-babelsberg: nach meiner wahrnehmung handelt es sich hier um eine unglückliche verkettung von missverständnissen, daher ziehe ich mich aus dieser diskussion zurück.  
www.homoland.net: Der Countdown zur nächsten Homoland-Woche läuft. Anfang Oktober ist es wieder soweit. Wir freuen uns auf Deinen Besuch.  
r. z.: ihr spinnt  
Heidi: Ich würde mich über ein "veteranen"treffen freuen. Für eine ganze Homolandwoche fehlt mir leider die Zeit.  
van Baden-Babelsberg: @r.z.: ja, ja, das ist ein wesensmerkmal revolutionärer zellen, dass sie immer etwas ausspinnen. insofern danken wir für die solidarischen grüße von r.z. - @heidi: für ein veteranentreffen muss es doch erst einmal veteranen geben. wenn sie welche kennen, nur zu. in einem weiter oben geführten kurzgespräch wurde diese option allerdings verworfen.  
Heidi@ van Baden-Babelsberg: Ich wollte mich eigentlich nur als eine Vetranin outen, die sich auf ein (möglicherweise stattfindendes)"VeteranInnen"-Treffen freuen würde.Also für den Fall das... betrachte dies als Eintrag auf die Warteliste.  
Homoland-Veteranen-Warte-Liste: 1. Heidi  
Homoland-Veteranen-Warte-Liste:: 2. möchte seinen Namen nicht sagen,aber käme gerne.  
traurige Heidi in der Großstadt: Aus dem "VetranInnen"-Treffen wird wohl nix. Da fehlen ja noch midestens fünf Leutchen.  
van Baden-Babelsberg: Nur Mut, meine Lieben, "anders Altern" ist überall gewaltig im Kommen. Warum also nicht auch Homoland? Die Liste ist gerade mal erst eröffnet worden. Und vielleicht wird ja aus der Anonyma auch noch Schall und Rauch.  
Wo warst du 1994?: Ich hocke hier in einem ganzen Nest von Ex-Homoländern und wüsste gern mal: was ist an einem VeteranInen-Treffen anders als an einer amtlichen Homolandwoche?  
Heidi: 1994 war ich u.a. im Wendland. Die Zeit unterscheidet beides. Eine HLW nimmt eine Woche in anspruch (wie der Name schon sagt), ein VeteranInnen-Treffen kann mensch an einem Nachmittag/Abend gestalten (siehe oben).  
Anand X.: 1994? Mensch(en), da war ich auch "auf Homoland"! Das erste und einzige Mal. Und wir haben damals die "tuntentinte" gegründet, die legitime Vorläuferin dieses schnuckeligen Internetmagazins. Wäre das nicht ein VeteranInnentreffen wert?! Aber hallo.  
van Baden-Babelsberg: Was ist denn an dem Jahr 1994 jetzt so spannend, dass die Frage gestellt wird "Wo warst du 1994?" Und wo befindet sich denn dieses "ganze Nest von Ex-Homoländern"? Ich meine, handelt es sich dabei um einen Länderverbund oder sind Personen gemeint? Ich bitte um kurzfristige Aufklärung hier, besser noch um mittelfristige Expertisen dort: kulturhaus [at] etuxx.com.  
Aufklärung an kulturhaus: Länderverbund Berlin-Brandenburg. Aver uns will man ja nirgendwo dabei haben. Snieff.  
Date.Doc, allein der 1.1.1994: 1.1. Die Bestimmungen des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) treten in Kraft. Er bildet mit 18 Staaten vom Nordkap bis Sizilien und vom Atlantik bis zur Oder den weltgrößten Markt für freien Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr mit ca. 375 Millionen Verbrauchern; sie genießen Freizügigkeit und können ihren Arbeitsplatz frei wählen. Die Deutsche Bundesbahn (West) und die Deutsche Reichsbahn (Ost) werden mit Wirkung vom 1. Januar 1994 privatisiert. Sie bilden die Deutsche Bahn AG (DBAG), die organisatorisch und finanziell in die drei Sparten Personenverkehr, Güterverkehr und Schienennetz aufgeteilt werden soll.  
anonym: 1994? Pulp Fiction!  
van Baden-Babelsberg: Nach Rückfrage an Monsieur Guillaume Le Trouve-Dusson, dem Homoland-Forscher, konnte ich in Erfahrung bringen, dass die Bestimmungen des EWR in Homoland nie ganz zur Geltung kommen. Darüberhinaus verfügt Homoland im Unterschied zur Deutschen Bahn AG über ein weitere Sparte: neben dem Güterverkehr und Personenverkehr auch den Geschlechtsverkehr. Das Schienennetz wurde, so weit ich weiß, bereits im Jahr 1992 stillgelegt. Auf der alten Trasse befindet sich heute der homoländische Rücbenacker, auf dem leidenschaftlicher denn je Croquet gespielt wird.  
Anand X.: Echt? Die Geschlechtsverkehrstrasse wurde 1992 bereits stillgelegt? Und seitdem finden dort nur noch Sublimierungen statt, indem Bällchen durch Törchen geputtet werden? Na so was. Im englischsprachigen Wiki-Artikel steht, Croquet sei ein "recreational sport", mit der sich die Aristokratie die Langeweile vertrieben habe. Das passt dann ja wieder...  
van Baden-Babelsberg: Die Abschaffung der Gleise bedeutet nicht zwangsläufig, dass es in Homoland keinen Verkehr gibt, lieber (oder liebe?) AnandX. Zu einem Verkehr bedarf es nicht automatisch der Straßen oder Gleise. Das macht Homoland ebenso sympathisch wie die Tatsache, dass es dort ausschließlich Aristokraten gibt. Sonst wäre ich dort doch nicht jahrelang hingereist, du Dummerchen ;-)))))  
Anand X., formerly known as Sascha B.: Liebe Baella, ich wusste gar nicht, dass Du Dir über das biologische und soziale Geschlecht eines Deiner Ex-Kollegen so unsicher bist. Aber angesichts Deiner Begeisterung für multiple Identitäten hätte ich es mir natürlich denken müssen... ;-)  
Heidi: Könnten wir nochmal auf die mögliche Anzahl der TeilnehmerInnen eines VeteranInnen-Treffens (wenn es denn stattfinden sollte)zurück kommen?  
Anand X.: Aber klar. Ungefähr 20-25 TeilnehmerInnen. Treffpunkt: Berlin, Prenzlauer Berg, Kastanienallee, Café Morgenrot. Auswärtige werden in die Wohnungen der teilnehmenden BerlinerInnen verteilt. Oder?  
van Baden-Babelsberg: Ich zähle hier im Moment nur drei bis vier Personen, je nachdem, ob es maßgebliche Unterschiede zwischen Sascha B. und AnandX gibt oder nicht. Für ein VeteranInnen-Treffen ist das noch zu wenig; wir werden uns also wohl noch gedulden müssen. Vielleicht könnte Heidi ja in der Zwischenzeit einige homoländische Aphorismen hier zum Besten geben oder aber einen Erfahrungsbericht der vergangenen homoländischen Jahre. Das würde uns die Zeit vertreiben und möglicherweise noch mehr Menschen auf den Plan rufen.  
Heidi @ van Baden-Babelsberg: Einen Erfahrungsbericht möchte ich nicht auf diesem Wege abliefern (das dauert mir zu lange bei meinem Zwei-Finger-Tipp-System). Aber... ich wäre bereit ein gemeinsames Gespräch aufzeichnen zu lassen, daß dann allerdings Sie in digitale Form umsetzen müßten. Nur so als Idee...  
Robert M.: Homoland-Veteranen-Treffen in Berlin wäre absolut stillos! Lutter, Haina, Karze, Nejmegen (Ich weiß nicht, wie die Orte alle korrekt geschrieben werden.) böten da doch mehr "historische Luft". Ein Homoland-Veteranen-Wochenende - ja ich glaub, das ist es, da könnte ich mich wohl für erwärmen ... und ein wenig Zeit und Energie investieren. Statt hier weiter zu lamentieren, jetzt mal Butter bei die Fische: Ich favorisiere eine Konzept Homolandveteranen/Wochenende/Herbst 2006/auf dem Land und unterstütze den Vorstoß von Kollegin van Baden-Babelsberg, dass Interessierte sich doch bei der Kulturhausleitung melden sollten (kulturhaus [at] etuxx.com.)  
Anand X.: Robert, Du willst mit einem VeteranInnen-Wochenende auf dem Land quasi in Konkurrenz zur dann ja wohl noch existierenden Homolandwoche treten? Dann könnten VeteranInnentreffen und HLW ja gleich zusammengelegt werden. Oder dürfte zum VeteranInnentreffen tatsächlich nur kommen, wer bereits 1994 (oder zu sonst einem beliebigen Zeitpunkt) auf einer HLW war? Finde ich etwas seltsam das.  
Robert M.@ Anand X.: ... ist wie Klassentreffen, jedoch keine Replik von (und schon gar keine Kokurrenz zu) Homoland. PS: Ein Klassentreffen kann blöd und ätzend sein, aber auch äußerst aufschlussreich (vor allem über sich).  
Anand X.: Merkwürdige (im alten Sinne: d.h. bemerkenswerte) Erkenntnisse von Klassentreffen habe ich auch schon mitnehmen müssen. Ehemals unkonventionelle Menschen werden in kürzester Zeit zu Spiessern und vice versa. Aber das geht am Kern Deiner "einholenden Romantik" vorbei. Die Erkenntnisse eines Klassentreffens kannst Du nur mit dito Distanzierten teilen. Für solche Erkenntnisse wäre ein Revival zu schade, denn ich möchte nicht, dass wir uns übereinander mokieren oder einander Vorhaltungen machen. Und daher darf ein Wiedertreffen kein Revival sein.  
kraischkowka: Jetzt wirds langsam putzig hier  
van Baden-Babelsberg: Was heißt denn, meine Liebe, "langsam wird es putzig". Ist denn nicht ein wesentlicher Charakterzug der Homoländer, dass sie "putzig" sind? Dann kann es ja nicht "langsam" putzig "werden", weil es schon immer putzig war, in Homoland und um Homoland herum. Oder?  
van Baden-Babelsberg: Das Kulturhaus wünscht allen Beteiligten ein wundervolles Jahr 2006!  
Kulturhausleitung: Die Diskussion wurde heute im Rahmen der bevorstehenden Schließung des Kulturhauses beendet. 31.1.06. Das Kulturhaus schließt im Februar. Nähere Informationen dazu finden Sie im Kulturhaus-Entrée. Klicken Sie dazu auf den oberen Button "Zum Kulturhaus" oder  hier.