LGHEI (sprich: Elgey) heißt
Lesbian /Gay Hospitality Exchange International


Interview mit Jay Wiley von LGHEI, geführt von Viajero
und ein LGHEI-Reise- Erlebnisbericht von Ahorn vom Val d'Or

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Was genau ist L/GHEI? Von welcher Hauptidee lasst Ihr Euch leiten?

L/GHEI ist ist ein expandierendes Netzwerk von Schwulen und Lesben weltweit, die bereit sind, ihre Gastfreundschaft anderen Mitgliedern kostenlos anzubieten. Wir fördern einen Austausch auf der kulturellen, politischen und persönlichen Ebene und möchten dabei mehr Verständnis für einander schaffen, um die Welt friedlicher zu gestalten.

Die Idee stammt von Garnet Colly, aus Montréal, Canada. Während seiner Reisen durch die Welt kam er auf die Idee, wie schön es wäre, eine Organisation für Gastfreundschaftsaustausch von Schwulen für Schwule zu haben. Ich denke auch, dass SERVAS aus Dänemark hier eine Rolle gespielt hatte. (SERVAS - eine nach dem 2. Weltkrieg gegründete Organisation, die durch Reisen zum Frieden zwischen den Völkern beitragen möchte)

Wann wurde L/GHEI gegründet?

L/GHEI entstand in 1991, in Montréal, Québec, Canada.

Wie viele Mitglieder hat L/GHEI und wo?

L/GHEI hat zurzeit ca. 700 gelistete Einträge. Manche MitgliederInnen sind ledig, aber viele sind auch Paare. Daher habe wir insgesamt über 1000 MitgliederInnen. Die Frauen machen ca. 10% der gesamten Mitgliedschaft aus. Die meisten Mitglieder sind aus Nordamerika und Westeuropa.

Warum seid Ihr in den reichen Ländern Europas im Norden so viel stärker als in den südeuropäischen Ländern?

Die Länder Nordeuropas sind sozial und politisch etwas liberaler als die im Süden. Die Kirche und Familie spielen hier eine groß;e Rolle. Viele Jugendliche im Süden wohnen auch länger zu Hause bei ihren Eltern als hier im Norden.

Warum kommen so wenig LGHEIler aus den armen Ländern? Tut Ihr was, um hier mehr zu werden?

Sicherlich sind die Probleme, die wir hier haben, ähnlich wie die in Südeuropa. Außerdem leben viele offen Homosexuelle in Ländern der dritten Welt gefährlich. Noch werden sie in manchen Ländern verfolgt und eingesperrt. Wir sehen selbst hier in Europa noch so etwas, wenn man bedenkt wie der Bürgermeister von Warschau sich im Augenblick mit der CSD Feier dort verhält. Wir versuchen natürlich in diesen Gebieten Kontakt zu knüpfen, durchs Internet oder Werbung in der Homo-Presse, falls sie überhaupt existiert. Ansonsten, unsere beste Werbung ist persönlich und durch andere Mitglieder.

Wie klappt die Zusammenarbeit von Lesben und Schwulen innerhalb L/GHEIs?

Persönlich würde ich "ganz gut" sagen. Im Vorstand haben wir eine Frau. Die Liste von Regionalen Vertretungen ist auch zum Teil mit Frauen besetzt. Trotzdem würde ich mich freuen noch mehr Frauen bei unserem Jahrestreff (Vollversammlung) im Herbst sehen.

Besuchen Lesben auch Schwule und umgekehrt?

Hierzu kann ich ein großes "Ja" sagen. Wie erwähnt, war L/GHEI ursprünglich nur für Männer "GHEI". Ich glaube 1993 hat Montréal auch Frauen mit in die Gruppe integriert. Warum auch nicht? Wir sind alle im selben Boot! Momentan machen die Frauen etwa 10% der Mitgliedschaft aus. Wir diskriminieren nicht. Männer müssen Frauen aufnehmen und umgekehrt. Diese vergrößert die Reisemöglichkeiten für die Frauen enorm. Wenn Frauen in die Organisation eintreten wollen, müssen sie manchmal richtig überredet werden. Aber inzwischen kann ich ihnen Beispiele geben von Reisen unserer Frauen, wo sie nur bei Männern untergebracht waren. Und diese Geschichten sind reizend! Überall wurden sie nett und freundlich aufgenommen.

Gibt es einen Verhaltenskodex untereinander?

Ja. Wir diskriminieren nicht wegen nationaler Herkunft, Hautfarbe, Rasse, Alter, "Schönheit" oder Geschlecht. In der Regel werden 2 Nächte bei den Gastgebern verbracht. Das kann mit dem Einverständnis des Gastgebers natürlich verlängert werden. Es wird auch gebeten, eine Kleinigkeit als Gastgeschenk mitzubringen, oder sie können den Gastgeber zum Essen eingeladen. Wichtig ist einfach, dass die Mitglieder die Regeln des jeweiligen Hauses befolgen.

Gibt es negative Erfahrungen und wie reagiert Ihr darauf?

In den 12 Jahren, wo ich bei L/GHEI bin, weiß; ich von nur 3 ernsthaften negativen Ereignissen, wo wir Mitglieder ausschließen mussten. Diese Zahl ist miniskül wenn man bedenkt wie viele MitgliederInnen wir haben. Natürlich gibt es auch zwischendurch Beschwerden über Sauberkeit, Pünktlichkeit, Situationen wo Übernachtungsanfragen nicht beantwortet werden. Wir versuchen diese zu glätten sobald sie auftauchen. So etwas passiert aber nur selten.

Sind L/GHEI-Mitglieder einer Region untereinander vernetzt?

Ja. Zuerst fing es hier in Berlin an, wo wir uns ein oder zwei Mal im Jahr getroffen haben. Inzwischen gibt es "Jahrestreffs" in Großbritannien, Montréal, Italien, und nun dieses Jahr zum ersten Mal Nordouest France! Ich habe persönlich an allen außer in Frankreich teilgenommen. Es war schön die meisten MitgliederInnen in diesen Gebieten kennen zu lernen. Es gab auch schon regionale Treffen in Chicago, und es wird bald eines im Baskenland geben.

Wie nehme ich Kontakt mit einem anderen Mitglied auf?

Ganz einfach. MitgliedIn aus dem Jahresverzeichnis auswählen und dann entweder anrufen, faxen, schreiben oder E-mailen. Mehr gibt's nicht zu tun.

Wie finanziert Ihr Euch?

Wir haben einen Mitgliedschaftsbeitrag in Höhe von € 30. Diese Gebühren decken die Kosten wie die Herausgabe des Verzeichnisses, Porto, Websitegebühr, Werbung hier zu Hause und auch im Ausland, usw.

Für wen ist es sinnvoll, Mitglied zu werden?

Ich würde LGHEI natürlich jedem empfehlen, aber sicherlich ist es nicht für jedermann. Wenn jemand seinen/ihren Horizont erweitern möchte, etwas mehr von der Welt erlernen und erleben will, mehr von anderen Kulturen und Sprachen erfahren und einfach Verständnis unter und mit anderen Völkern der Welt entwickeln möchte, dann würde ich ihm/ihr schon L/GHEI empfehlen. Das Schwul- oder Lesbisch-Sein hilft ja auch!

V: Jay, ich danke Dir für unser Gespräch und wünsche Euch weiterhin viel Erfolg.

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Anders reisen mit LGHEI:
- Montréal & Toronto

von Ahorn vom Val d'Or

Seit 2001 bin ich Mitglied bei LGHEI und ich habe bis heute nur gute Erfahrungen gesammelt. Im letzten Jahr war ich für viereinhalb Wochen in Canada. Montreal und Toronto waren meine Reiseziele. Nachdem die Flüge gebucht waren, habe ich zur Vorbereitung das LGHEI-Mitgliederverzeichnis nach Gastgebern in den Zielorten durchgesehen. Jedes Mitglied hat einen Eintrag, aus dem die Eckdaten hervorgehen. Hunde- und Katzenbesitzer konnte ich nicht in meine Suche einbeziehen, da mein Freund und ich allergisch sind. So suchte ich mir die zentralsten Unterkünfte mit Doppelbett, aber ohne Pelztiere aus. Nach und nach versandte ich E-Mails an die ausgesuchten Gastgeber mit meinen Wunschterminen. Je Gastgeber hatte ich maximal drei Nächte geplant, damit der Besuch nicht zur Last werden sollte. Wir hatten dann zwar mit dem Umziehen zu tun, konnten aber so mehr Leute kennen lernen.

In Montreal hatten wir zwei Gastgeber. Der erste überließ; uns sein Schlafzimmer und zog ins Arbeitszimmer auf eine Luftmatratze und der zweite Gastgeber übergab uns gleich sein luxuriöses Appartement, da er eine Woche auf dem Land verbrachte. In Toronto wurden wir am Bahnhof mit einem Schild "Berlin" von unserem nächsten Gastgeber abgeholt. Dort bekamen wir in einem schönen alten Haus eines der beiden Schlafzimmer und am nächsten Tag gleich eine professionelle Stadtführung mit dem Fahrrad. Unsere Gastgeber hatten schon die Fahrräder organisiert. Danach wechselten wir auf eine Ledercouch im Wohnzimmer des nächsten Gastgebers. Wir waren jetzt im schwulen Brennpunkt Torontos angekommen. Auch unsere nächsten beiden Gastgeber leben dort. Nach der "Ledercouch" wechselten wir in eine riesige Stadtwohnung in ein Gäste-Schlafzimmer mit eigenem Bad. Unsere letzte Unterkunft in Toronto war einfach eine Matratze auf dem Wohnzimmerboden.

Alle unsere Gastgeber waren sehr nett, hilfsbereit und gastfreundlich. Selbstverständlich haben wir allen Gastgebern ein kleines Geschenk mitgebracht und auch mal zum Essen eingeladen. Frühstück haben wir uns meist selbst zubereitet. Es kam aber auch vor, dass wir zusammen mit unseren Gastgebern gefrühstückt haben.

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Pedro aus Costa Rica: Super, als MENSCH in den Entwicklungsländern, kann man teilnehmen und zahlt keinen Beitrag, weil man ja keine Knete zum reisen hat. Bekommt daher auch weniger Rechte. (Kein Material etc.) Die dritte Welt zum Service an die erste Welt. Es gefällt mir dieses Netzwerk ist cool.  
viajero: @Pedro: was schlägst Du vor? Ich werde es an LGHEI weiterleiten. Was sollte geändert werden?  
Pedro aus Costa Rica: Man sollte als Mensch aus der "Dritten Welt" zwar keinen Mitgliedbeitrag zahlen, jedoch alle Rechte haben. Also auch Info Material etc erhalten und nicht nur als Gastgeber funktionieren. Das ist ja sonst wie überall. Die Leute aus dem Súden als Service für die aus dem Norden.  
Viajero: Lieber Pedro:a)Jeder, der/die mit LGHEI uebereinstimmen, koennen Mitglied werden, unabhaengig davon, ob sie aus einem reichen oder armen Land stammen, mit vollen Rechten und Pflichten, welche die Beitragszahlung einschliessen. b) wenn jemand aus einem armen Land Kontakt wuenscht mit anderen LGHEI- MitgliederInnen, kann er/sie kostenloses assoziiertes Mitglied werden, wie beschrieben. Das geschieht aber nur auf eigenen Wunsch und verpflichtet das assoziierte Mitglied zu garnichts, speziell nicht zur Unterbringung von LGHEI-Mitgliedern.  
Viajero2: c) ich habe grosses Verstaendnis ueber Deinen Zorn auf die hemmungslose Auspluenderung der armen durch die reichen Laender. Um diese abzuschaffen, bedarf es anderer Mittel als LGHEI.LGHEI kann nur mithelfen, einige Kontakte zwischen Leuten herzustellen, die vielleicht auch in diesem grossen Kampf nuetzlich sein koennen. Mit solidarischen Gruessen