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Redebeitrag auf dem transgenialen CSD, Berlin Kreuzberg, Kottbusser Tor 26.06.2004
Unsere Installation "Feindbilder abbauen" zitiert die deutsche Geschichte. Faschismus, Terror, Totalität, menschenverachtende Ideologie bestimmten den Zeitgeist, der offensichtlich in der Gegenwart zunehmend an Aktualität gewinnt. Immer noch werden Menschen nach diesen oder jenen Merkmalen eingeordnet, anonymisiert und als Schuldige ausgemacht, bedroht und angegriffen. Dadurch, dass sie hier nebeneinander hängen, wollen wir sie nicht gleichmachen. Die Judenverfolgung und der Holocaust bleiben ein unfassbares Gräuel. Die Installation nennt Menschen, die immer noch und immer wieder als Feindbilder herhalten müssen.
Wir akzeptieren diese Feindbilder nicht, und wo sie uns begegnen, bekämpfen wir sie. Nie wieder Faschismus, nie wieder Judenverfolgung; gegen Fremdenfeindlichkeit und Judenhass, gegen Feindbilder jedweder Art, sei es gegen die Tunte, um die Ecke, sei es die lesbische Nachbarin, der Dicke im Bus, sei es gegen die türkische Deutsche, sei es gegen das unbekannte Schwulenpaar auf der Straße, seien es transgender Personen, die ihre Individualität zeigen wollen, sei es die Frau, die ihren Körper vermarktet, der Schwarze in der Kneipe ... diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen, endlos lang ... .
Heterosexuelle Männer machen die Gesetze der Straße und des Heimes - sie bestimmen wer sich wann, wie und wo bewegen darf oder wie auszusehen hat. Sie sind die Norm, an der alle Anderen gemessen werden. Eine Tunte, welche nicht tarnungsfähig oder tarnungswillig ist, kann an jeder Ecke Ärger bekommen - dunkelhäutige Menschen in bestimmten Stadtteilen oder auf dem Lande. Frauen fürchten sich nicht ohne Grund nach Sonnenuntergang allein auf der Straße. In manchen Gegenden wird ihnen "Hure" nachgerufen, weil sie kein Kopftuch tragen oder der Rock zu kurz scheint..... oder, oder, oder.......was sich die so genannten Herren der Schöpfung nicht alles einfallen lassen, um ihre Macht auszuspielen - je nach ortsüblicher Moralvorstellung.
Wenn mir von Männern, wie so oft, Schimpfworte ( wie Schwuchtel oder Missgeburt und so weiter ) hinterhergerufen werden, dann bin ich eigentlich noch gut dabei weggekommen, weil mich dieser Angriff nur mit Worten verletzte und keine antrainierten Kampfsport-techniken an mir ausprobiert wurden. Selbst Heten-Männer, die wissen was es bedeutet diskriminiert zu werden ( z.B. Südländische Ausländer in Deutschland ) - die wissen, was es bedeutet sich einen Freiraum erkämpfen zu müssen, sind nicht in der Lage ihre eigene Erfahrung zu reflektieren - treten ihren Frust nach unten weiter - Sie vereinnahmen - wie alle anderen Heten-Männer auch - die gesamte Umwelt auf ihre, ihnen eigene unangenehme Weise für sich. Menschen, die ihnen nicht ins Bild passen, von der von ihnen vorgeschriebenen Norm abweichen, werden als Fremdkörper ausgegrenzt und bekämpft.
Falls hier nun der Eindruck entstanden sein sollte, dass ich etwas gegen Heteromänner habe, dann stimmt das grundsätzlich.............................................nicht. Denn die schmecken untenrum auch nicht anders und bitte glauben sie mir - ich weiß ganz genau wovon ich rede.
Wo bleibt die Zivilcourage? Gemeinsam nicht nur gegen Feindbilder kämpfen sondern selbst auch keine Feindbilder schaffen bzw. auf ihnen zu verharren! Und das meine Lieben, ist eine tägliche Aufgabe - eine tägliche Herausforderung für jeden von uns.
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Redebeitrag des transgeniale CSDs auf der Demo am 26.06.2004, Kottbusser Tor - Klick auf die Minis für den Elektroflyer und die Plakatmotive des transgenialen CSDs |
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