Stell' dir vor, es ist Fussball-EM ...

... und keiner schaut zu. Was noch vor gut einem Jahrzehnt eine Wunschphantasie vieler Linker war, ist inzwischen einer offenen Teilhabe gewichen. Wer Fussball etwa aus ästhetischen Gründen nicht mochte, konnte dies früher wunderbar politisch verbrämen. Und wer heimlich Fussballfan war, durfte zwar in irgendeiner Spassliga mitkicken, musste Weltklassefussball aber verschmähen - wegen Kommerz und Nation.

Einige Spiele der WM 1994 sah ich im Hof eines besetzten Hauses in Berlin. Eine Minderheit hatte durchgesetzt, Fussball schauen zu dürfen, allerdings unter der Bedingung, auf keinen Fall für die deutsche Nationalmannschaft zu sein. Das war eigentlich selbstverständlich, lief aber, da ein unparteiisches Publikum ein gelangweiltes wäre, darauf hinaus, immer gegen die Deutschen zu sein, d.h. für ihre jeweiligen Gegner. Da ich aber nicht prinzipiell etwa für Bulgarien jubeln wollte, beobachtete ich aus einiger Distanz, wie aus einem guten - antinationalen - ein zweifelhafter - antideutscher - Impuls wurde.

Stell' dir vor, es ist Fussball-EM ...

... und Deutschland gewinnt das Finale. 1996 war das zuletzt der Fall, und das war nicht schön, gar nicht schön. Nicht allein, weil, falls Deutschland ein entscheidendes Spiel gewinnt, meistens die spielerisch schlechtere Mannschaft gewonnen hat, sondern mehr noch der schwarzrotgoldenen und schwarzweissroten Fahnen wegen, die dann unweigerlich geschwenkt werden - und wegen des "Von-der-Maas-bis-an-die-Memel"-Mobs, der sie schwenkt.

Dieser Kelch ist bei der WM vor zwei Jahren glücklicherweise an uns vorübergegangen, weil die bessere Mannschaft, Brasilien, das Finale gewonnen hat. Am entspanntesten aber lässt sich ein internationaler Wettbewerb hierzulande verfolgen, wenn die deutsche Mannschaft, wie zuletzt bei der Europameisterschaft 2000 schon in der Vorrunde ausscheidet. Dieses Szenario ist angesichts fussballerisch so fähiger Gruppengegner wie Tchechien und den Niederlanden realistisch.

Stell' dir vor, es ist Fussball-EM ...

... und das Politische bleibt aussen vor. Unmöglich, sagst du?! Ja, das ist es wohl. Bei der WM 1978 in Argentinien, wo eine Militärdiktatur herrschte, wurde der deutsche Delegationsleiter gefragt, ob er deswegen Bedenken hege. Seine Antwort: er glaube nicht, dass seinen Spielern etwas passiere. Eine atemberaubende Ignoranz angesichts der vom Regime Gefolterten und Ermordeten, um es vorsichtig auszudrücken. Argentinien wurde Weltmeister - mit einem Trainer Menotti, der ein dezidierter Regimegegner war, und den wohl nur sein Erfolg schützte.

Was lehrt uns das? Können wir die taktisch versierten Italiener bewundern und dabei den Paten Berlusconi ignorieren? Die stürmischen Engländer von Tony Blair abstrahieren? Die französische und niederländische Spielkultur geniessen, ohne an die migrantenfeindliche Regierungspolitik dieser Länder zu denken? Sollten Nationalmannschaften und deren Ersatzkriege, die sich Welt- oder Europameisterschaften nennen, nicht ganz abgeschafft werden?

Stell' dir vor, es ist Fussball-EM ...

... und du schaust trotzdem zu. Gemeinsam macht das am meisten Spass, und wer aus Berlin kommt, kann das in schwarz-rot-gold-freier, also angenehmer Atmosphäre in der "Baiz" tun (Tor-, Ecke Christinenstrasse, mit Grossbildleinwand). Infos und Stimmungsbilder zu ähnlichen Orten in anderen Städten, Abgründiges, Merkwürdiges und Interessantes rund um die EM poste bitte unten. Und nach den Spielen kann dir hoffentlich dieser etuxx-Foo ein wenig dabei helfen, dein schlechtes Gewissen zu entlasten, indem du es mit anderen Unbekehrbaren teilst.

Mein EM-Notizbuch:

1. Spieltag: Samstag, 12.6.04, ("Baiz"): Überraschung im Auftaktspiel: Otto Rehhagels Griechen besiegen die favorisierten Portugiesen 2:1. +++ In der Stunde zwischen den beiden Spielen dieses Tages sitze ich draussen im - welch schönes Wort - "Schankvorgarten". Am Nachbartisch die hiesige Kinder- und Jugend-Antifa. Sie singt umgedichtete Volksweisen, zuletzt: "Die Nazis sind schwul, schwul, schwul - und gar nicht cool (cool, cool)!". Nachtigall, ick hör dir trapsen... Das nächste angestimmte Lied enthält immerhin die Zeile: "Wir sind die Proll-Antifas vom Prenzlauer Berg!". Nun wohl. +++ Anschliessend gewinnt Spanien gegen Russland 1:0 - mit zum Teil schönem Spiel über die offensiven Aussen Exteberria (rechts) und Vicente (links). Diese beiden merk' dir mal! +++ Abschliessend einen Gruss an den netten jungen Mann, der sich so freundlich von mir verabschiedet hat.

2. Spieltag: Sonntag, 13.6.04, (privat): Schweiz - Kroatien 0:0. Wer diesen Grottenkick gesehen hat, weiss, wie Fussballmasochisten leiden. Alle Spiele, alle Tore - das ist zuweilen wie 24/7/365, falls du weisst, was ich meine. +++ Aber es gibt ja noch was Leckeres an diesem Abend: Frankreich gegen England. Merkwürdigerweise bin ich der Einzige in unserer Runde, der auf die Franzosen setzt. Zugegeben: die Engländer agieren gut. Ihre Viererabwehrkette verschiebt sich wie an der Schnur gezogen. Echtes Rasenballett. Wie machen die das, fragen wir uns. Und als David Beckham einen seiner samtweichen metrosexuellen Freistösse über die Scheitel der im Strafraum Stehenden streichelt und Frank Lampard einköpft, sieht es lange nach einem Sieg der Engländer aus.

Dann wird das antrittsschnelle "Fässchen" Wayne Rooney (so genannt wegen seines tiefen Körperschwerpunkts) im französischen Strafraum gelegt. Die Entscheidung scheint gefallen. Aber Beckham, der einzige der 20 Feldspieler, der nie zu schwitzen scheint (Wie macht der das? - Oh, Fussball, du grosses Geheimnis!), verschiesst den fälligen Elfmeter, Bartez hält. In den letzten Minuten rennen die Franzosen verzweifelt gegen die englische Abwehr an, und tatsächlich: Zinedine "Zizou" Zidane - wer sonst? - kann's noch richten: mit einem direkt verwandelten Freistoss und einem Elfmeter. Der englische Torwart David "Calamity" James (welch' hundsgemeiner Spitzname!) sieht dabei nicht ganz so gut aus, wie er ohne Ball aussieht (David, ich will ein Poster von Dir, deine Torwarthandschuhe, deine Unterhose, ach: heirate mich!). 2:1 - England trauert.

3. Spieltag: Montag, 14.6.04, ("EM-Salon Tante Käthe", Oderberger Strasse): Wer jemals bezweifelt hat, dass ein 0:0-Spiel auch ein spannendes und gutes sein kann, der hätte sich die heutige Partie Italien gegen Dänemark anschauen und sich eines Besseren belehren lassen sollen. Und wer vermutet hatte, ein Spiel wie Schweden gegen Bulgarien könne nur langweilig sein, dem kann ich nur sagen: du hast was verpasst! Eine schöne Atmosphäre mit vielen dänischen und schwedischen Fans war das heute abend, und während die Dänen ihr Unentschieden gegen Italien in Unterzahl nicht ganz zu Unrecht fast wie einen Sieg feierten, kannte die schwedische Euphorie in der zweiten Halbzeit gegen Bulgarien keine Grenzen mehr.

Dass die ganz und gar nicht schlechten Bulgaren am Ende 0:5 verloren, liess den schwedischen Konterfussball umso strahlender erscheinen. Der Flugkopfball von Henrik Larsson zum 2:0 hätte ein "Tor-des-Jahres"-Prädikat verdient. Dazu Ljungberg und der grandiose, unentwegte Ibrahimovic - die Abwehr nicht zu vergessen: Diese Mannschaft muss (und wird hoffentlich) weiter kommen! Schweden, mein Geheimfavorit! Nicht zu vergessen die couragierten Dänen, die ebenfalls... Italien? Oh, Italien... Schade für Italien (höhö!). +++ Und morgen spielt Deutschland gegen die Niederlande. Ich erwarte drei schöne Tore für Oranje (mindestens...).

4. Spieltag: Dienstag, 15.6.04, (privat): Soll ich jetzt Oliver Kahn zum 35. Geburtstag gratulieren? Nein. Obwohl er heute ein gutes Spiel gemacht hat. Jaja, der Rest der deutschen Mannschaft auch. Sie hätte sogar gewinnen können heute gegen die Niederlande, die 70 Minuten lang recht lahm und umständlich spielten. Aber Oliver Kahn hat noch nie an seinem Geburtstag gewonnen. Sagt jedenfalls sein Trainer Sepp Maier, der das wissen sollte. 1:1 also.

Noch mehr zum Thema Aberglauben gefällig? Oliver Kahn mache seine Fehler stets zu Beginn eines Spiels. Das meinte jedenfalls mein Freund S. Stimmt nicht, sagte ich: Oliver Kahn mache immer dann Fehler, wenn's d'rauf ankommt. Ganz sicher bin ich mir da aber auch nicht. Vielleicht macht Oliver Kahn ja einfach auch immer Fehler, wenn er Fehler macht. Das ist mit Abstand die plausibelste Theorie. Soviel zum Wert der Spökenkiekerei im Fussball (und im Leben). Tschechien gewann übrigens gegen Lettland mit Ach und Krach 2:1.

5. Spieltag: Mittwoch, 16.6.04, ("Baiz"): So war das heute: zwei spielerisch absolut überlegene Mannschaften schnüren ihre Gegner an deren Strafraum ein. Die Unterlegenen wehren sich verzweifelt, mit unterschiedlichem Erfolg. Otto Rehhagels Griechen mit ihrem vom Trainer so genannten "Koloss von Rhodos", dem eindrucksvollen Verteidiger Dellas, der zwar schwankte und fiel, aber immer wieder aufstand, gelang ein Remis gegen die Spanier, während die EM-Gastgeber nach einer unberechtigten Herausstellung des russischen Torwarts Ovchennikov (der ersten roten Karte des Turniers) 2:0 gewannen.

Rehhagel übrigens beschwerte sich hinterher über die Farbe der Tornetze in den portugiesischen Stadien: Dieses Schwarz sei zuschauer- und überhaupt -unfreundlich. Während doch Fussball ein freudvoller Sport sei. Ein Johannes B. Kerner oder eine ähnliche Knalltüte hätte wahrscheinlich auch diese Beobachtung wieder auf den Fado, den portugiesischen Blues, wenn man so will, zurückgeführt. Die Tornetze der EM kommen aber gar nicht aus Portugal, sondern aus ... , na? Genau: aus Deutschland. Der Berliner "Tagesspiegel" lieferte gestern eine launige Erklärung des starken Auftretens der griechischen Mannschaft: "Otto Rehhagel ist irgendwie antik. Aber das passt ja auch zu Griechenland.".

6. Spieltag: Donnerstag, 17.6.04, (da und dort): Ohoh, die Franzosen. Schon gegen England spielten sie nicht wirklich überzeugend, heute gegen die Kroaten ebensowenig. Die erste Halbzeit war langweilig, es war so etwas wie ein Freundschaftsspiel. Nach der Pause führte Kroatien plötzlich 2:1. Frankreich gelang noch der Ausgleich, aber ausser Zidane und Viera hängte sich niemand rein in der Equipe Tricolore. +++ Im ersten Spiel des Tages zeigte die Schweiz, dass sie eigentlich nichts verloren hat in diesem bislang recht hochklassigen Turnier. Gegen auch nicht überragende Engländer (is' ja gut, Wayne, Du warst schon toll) verlor man glatt mit 0:3.

Am Samstag gibt's das zweite deutsche Gruppenspiel gegen Lettland. Topexperte Berti McVogts erklärte dazu: "Das ist eigentlich nicht ein Spiel gegen Lettland, sondern ein Spiel gegen die Konzentration!". Ah ja. Die deutsche Mannschaft steht also vor der Frage: Wie bekämpfen wir (für Freund S.: WIR) die Konzentration? Nur damit es am Ende nicht heisst: Deutschland vs. Konzentration 0:1. +++ Enthüllung des Tages: Oliver Kahn ist eigentlich Lette! Sein Vater wurde dort geboren. Rudi Völler hat, sagt er, nichts davon gewusst. Er wusste nur: "Die EM ist nun mal in Portugal. Sie ist nicht in Sibirien.". Das hörte sich an wie eine Entschuldigung. Aber wofür? Für schwitzende Spieler wohl.

7. Spieltag: Freitag, 18.6.04, ("Freiraum"): Neinnein, Bela Rethy, wir haben heute nicht das schlechteste (dies war: Schweiz gegen Kroatien), sondern nur das zweitschlechteste Spiel der EM gesehen: Dänemark gegen Bulgarien 2:0. Die Dänen waren spielfaul, die Bulgaren autoaggressiv (es wurde kolportiert, sie hätten sich im Training gegenseitig verprügelt). Gefallen haben mir bei den Dänen der unermüdliche Gravesen (aber nicht wegen, sondern trotz seiner Glatze) und der ständig rochierende Solskjaer. Bulgarien ist nach dieser Niederlage als zweites Team, nach Russland, aus dem Turnier ausgeschieden.

Vor kurzem fragte ich mich, ob ein 0:0 gegen Italien oder ein 5:0 gegen Bulgarien fussballerisch mehr wert sei. Nach dem (wunderbaren!) zweiten Spiel des heutigen Abends hat sich die Lage (und damit die Frage) verändert: Was ist mehr wert in der Endabrechnung: ein 0:0 oder ein 1:1 gegen Italien? Wenn nach den Punkten die Tordifferenz zählte, könnten Schweden und Dänemark in skandinavischer Solidarität sich beim letzten Gruppenspiel die Punkte teilen - und Italien hätte das Nachsehen. Freund S., ich erbitte Nachhilfe in UEFA-Arithmetik! Das irrwitzigste Tor des Turniers gelang übrigens heute Zlatan Ibrahimovic: mit der Hacke irgendwie nach hinten rechts; das war der Ausgleich für Schweden. Italien war gut, keine Frage, aber gut ist eben manchmal: nicht gut genug. Dafür zahle ich gerne 2 Euro 50 in's Phrasenschwein.

8. Spieltag: Samstag, 19.6.04 (privat): Über das Deutschlandspiel schreibe ich nichts. Und ich gebe auch keine Begründung dafür, warum ich nichts darüber schreibe. O.k., nachdem das geklärt ist, nun etwas über das bisher beste Spiel des Turniers. Niederlande gegen Tschechien, das war 90 Minuten lang Tempo, schöne Spielzüge, viele viele Torchancen: Die Niederländer führten schnell 2:0, wobei van Nistelrooys Treffer allerdings (wegen seiner Abseitsstellung) hätte aberkannt werden müssen. "Ausgleichende Gerechtigkeit" wenig später: mit der Verweigerung eines klaren Elfmeters (Foul an van Nistelrooy) beging der spanische Schiedsrichter seine zweite schwere Fehlentscheidung. Eine dritte sollte folgen.

Als der 2:1-Anschlusstreffer (durch Koller) gefallen war, schwächte Bondscoach Dick Advocaat seine eigene Mannschaft entscheidend, indem er den brillanten Flügelstürmer Arjen Robben unverständlicherweise durch den Defensivmann Bosveldt ersetzte. Wollte dieser (-zensiert-) wirklich eine so knappe Führung verteidigen? Das klappt doch nie, dachten die niederländischen Fans und dachten wir. Es klappte auch nicht. Die Niederlande verloren Johnny Heitinga durch eine unberechtigte gelb-rote Karte, nachdem Pavel Nedved sich zu einer 1A-Schwalbe hingelegt hatte: die dritte katastrophale Fehlentscheidung des Referees. Und Tschechien schoss noch zwei Tore gegen konsternierte Oranjes. Damit qualifizierte sich das Team von Karel Brückner als erste Mannschaft für das Viertelfinale - und wird es im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland hoffentlich nicht allzu locker angehen lassen, denn ich möchte natürlich, dass die Niederlande weiterkommen - und nicht Rudis Dillettantentruppe.

9. Spieltag: Sonntag, 20.6.04 ("Freiraum"): Leider kann ich das Spiel Russland gegen Griechenland nicht sinnvoll kommentieren, da ich live Spanien gegen Portugal verfolgte. Die letzten Gruppenspiele der EM finden zeitgleich statt - der Fairness halber. Der Zusammenfassung zufolge sah es so aus, als hätten sich die bereits ausgeschiedenen Russen ganz und gar nicht hängen lassen. Sie gewannen 2:1 gegen Griechenland - aber danach konnten sich auch einmal die Verlierer freuen. Denn damit steht Griechenland im Viertelfinale.

Hochdramatisch war das Spiel der Portugiesen gegen Spanien: die EM-Gastgeber mussten unbedingt gewinnen - und das gelang ihnen auch. Wir durften einen portugiesischen Sturmlauf bewundern, der auch mit einem 3 oder 4:0 hätte enden können - der aber nur mit einem 1:0 endete. Die Abschlussschwäche (neuerdings mit drei "s") der Westiberer beklagte Günter Netzer, und er hatte recht damit. Nach diesem Spiel wird aber jedenfalls einer der Portugiesen nachnominiert für "meine" Mannschaft: Christiano Ronaldo, der immer gut aussah (ich meine durchaus auch: am Ball).

Alexander Frei, der einzige nennenswerte Stürmer der schweizerischen Nationalmannschaft, wurde per Fernsehbeweis als zweiter Spucker dieser EM (nach Herrn Totti) überführt. Spucken - das scheint ein neuer Sport-im-Sport zu sein. Ich weiss nicht: Steht jemand der Etuxx-Sportkolumnen-LeserInnen darauf, angerotzt zu werden? Die Etuxx-Sportredaktion präferiert eher Schweiss, Schlamm und Urin - das möchte ich mal feststellen. Gegenvorschläge immer erbeten...

10. Spieltag: Montag, 21.6.04 ("Freiraum"): Die Netzer-Delling-Kommentare habe ich heute verpasst. Weil ich nicht Frankreich gegen die Schweiz (3:1 übrigens, zweimal Thierry Henry), sondern das mehr Spannung versprechende Match England gegen Kroatien sehen wollte. Das hat sich gelohnt: Die in der ersten Halbzeit mindestens gleichwertigen Kroaten unterlagen zwar 2:4 - aber: es war ein sehenswertes Spiel, bei dem eigentlich nur der englische Kapitän David Beckham aussen vor war. Zum Star des Abends entwickelte sich das englische Supertalent Wayne Rooney, der nicht nur seine grandiosen Qualitäten als Stossstürmer zeigte (zwei Tore), sondern der auch als Vorlagengeber glänzte und unvermutete technische Qualitäten offenbarte. Sein Verein, der FC Everton, hatte für ihn spasseshalber eine Ablösesumme von 115 Millionen Euro festgeschrieben. Mittlerweile erscheint das fast schon realistisch.

Ein Wort zu den Schiedsrichtern, die meiner Ansicht nach fast immer unterbewertet werden: Was die "Men in Black" leisten (von Ausnahmen abgesehen, vgl. meine Notiz von vorgestern), verdient höchsten Respekt. Pierluigi Collina bewies heute bei der Leitung des Spiels England - Kroatien wieder einmal, warum er der wohl weltbeste Referee ist: er kommt fast ohne gelbe Karten aus (vielleicht haben die Spieler ja alleine schon Angst vor seinerm flackernden, leicht psychotischen Blick), und er zerstört ("zerpfeift") kein Spiel. +++ Wieder einmal war der englische Torhüter David James der attraktivste Mann auf dem Platz. Immer bin ich nahe dran, ihm eine Fanmail zu schreiben, bin mir aber sicher, er würde das als Verarschung empfinden (da er um seine fussballerisch eher zweifelhaften Leistungen weiss). Ich kann ihm ja schliesslich nicht schreiben, dass ich ihn für den sexuell attraktivsten Spieler der EM halte. Oder doch? Ich bitte um Rat.

11. Spieltag: Dienstag, 22.6.04 (überall und nirgendwo): Ja, ich gebe es zu: heute habe ich zum ersten Mal seit zehn Tagen nicht Fussball geschaut - nach zwanzig Spielen in Folge brauchte ich einfach mal eine Pause. Ich bin ja auch nur ein Mensch. Da ich ausser auf meinen nur noch auf den Fussballsachverstand von Freund S. baue, bestand auch gar keine Notwendigkeit, dass ich mir die Spiele Schweden gegen Dänemark und Italien gegen Bulgarien ansehen musste. Die Skandinavier erzielten - angekündigt aber unabgesprochen - ihr Idealergebnis 2:2, das die Italiener zum Ausscheiden verdammte. Auch wenn sie 10:0 gegen Bulgarien gewonnen hätten (es gab ein 2:1 am Ende), hätten die "Azurri" heimfliegen müssen. Ich empfinde darüber eine tiefe Befriedigung, die nur noch durch einen, sagen wir: 3:0-Sieg der tschechischen B-Auswahl gegen Völlers Stolpertruppe (Do you remember EC 2000?) morgen übertroffen werden könnte.

12. Spieltag: Mittwoch, 23.6.04 (an merkwürdigen Orten): Hat geklappt. Die tschechische B-Mannschaft war tatsächlich eine solche: nur ein Spieler aus dem letzten Match gegen die Niederlande war anfangs dabei. Nach einer mauen ersten Hälfte durfte endlich (?) "Poldi" 'ran, Lukas Podolski, 18, der deutsche Wayne Rooney, wie manche meinen - aber realiter von diesem ungefähr so weit entfernt wie die DFB-Elf davon, eine Klassemannschaft zu sein. Immerhin: Beim Stand von 1:1 stürmten Rudis Mannen recht munter d'rauflos, wobei nichts herauskam - ausser einem Gegentreffer durch einen Konter, den der eingewechselte Milan Baros erfolgreich abschloss. Na gut, der gehört zur ersten tschechischen Auswahl. Torchancen (gefühlt): Deutschland 10, Tschechien 2. Tore (real): Deutschland 1, Tschechien 2. Das müsste eigentlich reichen, um Rudi Völler endlich zu entlassen.

Die Niederlande gewannen gegen Lettland problemlos 3:0 und treffen im Viertelfinale auf Schweden, Tschechien spielt gegen Dänemark. +++ AfterHour in der "Baiz" mitten unter (gefühlten) 200 Proll-Antifas von der von mir schon mal erwähnten "Alle-Nazis-sind-schwul"-Sorte. Ein Interview mit Oliver Kahn wird von Urwaldschreien begleitet. Gut, Kahn ist kein Schwarzer, aber ein Unbehagen bleibt. Ich kann diesen neoliberalen, bis zur Psychose ehrgeizigen deutschen Nationaltorwart auch auf den Tod nicht ab. Aber beim Verhalten dieses pseudolinken antideutschen Pöbels kommt mir das Kotzen! Interview mit dem deutschen Trainer Griechenlands, Otto Rehhagel: vergleichbares Rumgebrülle. Weil er deutsch ist. Genau wie die Brüller. Ich könnte gleich nochmal kotzen! - Aber eigentlich war es ja ein schöner Fussballabend...

13. und 14. Spieltag: Donnerstag/Freitag, 24./25.6.04 : Zwei Viertelfinalspiele, Dramatik pur und eine Riesenüberraschung. Am Donnerstag verlor England gegen Portugal im Elfmeterschiessen - und die englischen Tabloids schossen danach auf den Schweizer Schiedsrichter Urs Meier. Der jedoch hatte, anders als die Jungs von der Insel, eine gute Leistung erbracht und das Tor von Sol Campbell in der 90. Minute (es wäre das 2:1 für England gewesen) zu recht nicht gegeben; Verteidiger Terry behinderte den portugiesischen Torwart Ricardo im Fünfmeterrraum.

Überhaupt: Ricardo. Der hatte etwas von der psychischen Struktur Oliver Kahns sich abgeschaut: Zu Beginn des Elfmeterschiessens rief er David Beckham etwas zu, wohl um ihn daran zu erinnern, dass der seine letzten beiden Elfmeter verschossen hatte. Daraufhin verschoss Beckham auch diesen dritten. Danach wehrte Ricardo (ohne Torwarthandschuhe!) den Schuss von Darius Vassell ab und verwandelte den nächsten, den entscheidenden Elfer selbst: Eine Lehrstunde in puncto: Demütigung des Gegners. Portugal steht im Halbfinale.

Und ebenso: Griechenland! Unglaublich, aber wahr. Die Griechen taten, was sie können: taktisch äusserst diszipliniert spielen, den jeweils ballführenden Franzosen doppeln, hinten alle Bälle weghauen - und gelegentlich kontern. Einer dieser Konter führte zum Tor des Tages: Kapitän Zagorakis setzte sich auf der rechten Seite bis fast zur Torauslinie durch, flankte nach innen, und Charisteas plazierte einen wuchtigen, lehrbuchmässigen Kopfball, den abzuwehren Barthez keine Chance hatte.

Den Franzosen fiel kaum etwas ein, sie wirkten ideen- und ratlos. Von Zidane war fast gar nichts zu sehen; Pires, Makelele und Trezeguet wurden von der griechischen Verteidigung abgemeldet, und Henry blieb glücklos. Diese EM hat nun ihre erste echte Sensation: Griechenland - mit einer im Vergleich zu anderen Mannschaften B-Elf - zieht mit einem Sieg gegen den amtierenden Europameister Frankreich in's Halbfinale ein. Der etuxx-Kolumnist ist angetan - und nur ein bisschen traurig darüber, dass er von jetzt an die einzige Nationalhymne, die er ein bisschen mag, die französische, nicht mehr hören wird.

15. Spieltag: Samstag, 26.6.04 : CSD in Berlin-Kreuzberg. Genau vor zwei Jahren bei der WM hatte an diesem Tag die türkische Mannschaft das Spiel um den dritten Platz gewonnen. Wegen des Autokorsos ihrer Fans die Oranienstrasse entlang konnte die schwullesbische Demo erst mit Verzögerung losziehen: es gab Sicherheitsbedenken. Wohl überflüssigerweise, denn Glück hilft, Schranken zu durchbrechen. Ich erinnere mich an eine ätere Frau, die "Türkije, Türkije!" rufend auf mich zukam, mich umarmte und mir "Geil, wa?!" in's Ohr schrie.

Und nun, zwei Jahre später bei der EM, steht Griechenland sensationell im Halbfinale, und es wurde empfohlen, griechische Restaurants aufzusuchen, da man dort alles umsonst bekomme, solange das griechische Glück noch währt. Dies also der Tip für diejenigen, die alles mitnehmen, was man so kriegen kann. Ein Tip also auch fü die Anti- resp. Ultradeutschen des "Queer for Israel"-Grüppchens, die in diesem Jahr dort angekommen sind, wo sie hingehören: beim grossen CSD-Karneval an der Siegessäule.

Heute abend spielen die Niederlande gegen Schweden. Bei dieser Gelegenheit: Kann mich mal jemand darüber aufklären, warum die Niederlande permanent "Holland" genannt werden? Holland ist, soweit ich weiss, (nur) eine Region der Niederlande. Deutschland wird doch auch nicht "Bayern" oder gar "Preussen" genannt (fü den mir bekannten jungen Herrn in der BFC-Dynamo-Jacke, den ich heute auf dem Kreuzberger CSD sah, auch: "Proissen! Oi!"). Hoffe ich jedenfalls.

Liebe Leserin, lieber Leser: Nein, heute gibt es hier keine Spielbesprechung! Ich schreibe diesen Text vor dem Spiel, wie du bemerkt haben wirst, denn Spielberichte auf Etuxx seien eigentlich überflüssig, habe ich zu hören bekommen. Zu recht! Denn was überall nachzulesen, zu hören und zu sehen ist, muss ja nicht auch noch in einer Etuxx-Kolumne stehen, nicht wahr?! Daher gibt's für die letzten Spieltage das EM-Tagebuch jetzt immer vor dem Anpfiff. Denn: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Oder so.

16. Spieltag, Sonntag, 27.6.04 : Elfmeterschiessen ist fies. Es begünstigt die Unsympathen, die Spieler eben, die alle Psychotricks d'raufhaben und dabei kalt sind bis in's Herz. Und eben nicht die guten Fussballer, die irritierbaren, die skrupulösen, die sympathischen. Demzufolge hätten gestern eigentlich die Niederländer und die Schweden verlieren müssen. Aber es musste leider einen Sieger geben.

Gerade noch kam es mir so vor, als wolle der unsägliche DFB-Präsident Gerhard Meyer-"Trollinger"-Vorfelder Ottmar Hitzfeld als Nachfolger von Rudi Völler verhindern: in alter Rotweintrinker-Kokser-Solidarität zu Christoph Daum. Inzwischen scheint es aber so, als wolle Hitzfeld sich selbst verhindern: Seiner Frau, sagt er, habe er versprochen, ein Jahr lang mal etwas anderes zu machen als Fussball. Das muss Liebe sein. Oder Dummheit. Oder beides.

Die ideale Fussballergattin, meinten einmal etliche Bundesligaprofis bei einer Umfrage des "Kicker", interessiere sich nicht für den Sport ihres Mannes. Das genau bezeichnet den Unterschied zwischen Aktiven und Fans: für Fans gilt das Gegenteil. Christoph Daums Frau, so las ich, interessiere sich sehr für Fussball. Deshalb ist Christoph Daum als deutscher Nationaltrainer ungeeignet. Nur deshalb.

Keine Spieltage: Montag/Dienstag, 28./29.6.04. Zwei Tage Pause vom EM-Stress. Nun sind auch die Skandinavier ausgeschieden. Und hierzulande tobt unvermindert die Debatte um den nächsten Rudi. Ich verstehe wieder einmal etwas nicht; diesmal: die deutsche Verehrung für den "Trainer" Völler. Vielleicht verstehe ich ja überhaupt dieses "deutsche Wesen" nicht. Im Internet drehen die "Tante-Käthe"-Fans jetzt vollkommen frei: besuche mal: www.rudi-muss-bleiben.de oder auch: www.wir-wollen-rudi.de. Ich verlinke das hier absichtlich nicht - denn wer sich das antun will, der möge sich bitte der Mühe des "copy-and-paste" unterziehen.

Die beiden EM-freien Tage werde ich nutzen, um mir abschliessende Gedanken über den attraktivsten Spieler des Turniers zu machen. Ich musste also lernen, dass der englische Torhüter David James durchaus auch scheisse aussehen kann. Und zwar nicht nur frühmorgens nach einer durchzechten Nacht. Das hat mich ein bisschen verunsichert. Daraufhin habe ich mit dem Suchwort: "Trikottausch" gegoogelt. Neben einer Menge Mist kam ein Photo des halbnackten Philip Lahm dabei heraus. Oh nein, der nicht! Oder allenfalls, wenn er sich eine Latexmaske über sein Gesicht ziehen würde. Ich bitte um Verbesserungsvorschläge. Und da ich ein Freund von Gewinnspielen bin: der (mich :-) überzeugende Kandidatenvorschlag wird mit einem Exemplar der gerade erschienenen Autobiographie von Günter Netzer belohnt. Versprochen.

17. Spieltag, Mittwoch, 30.6.04 : In Frankreich, den Niederlanden und Portugal ist die Rede vom Abtreten einer "Goldenen Generation" nach dieser EM. Von Deutschland aus können wir da nicht mitreden: die hiesige letzte (und wohl einzige) "Goldene Generation" des Fussballs gab es vor 30 Jahren; ihre Angehörigen hauen uns dieser Tage ihre mittelprächtigen Binsenweisheiten um die Ohren (heute Günter Netzer, morgen wieder Franz Beckenbauer). Der sichtbare Umbruch in den oben genannten Mannschaften erzeugt(e) Ärger, Fehlentscheidungen und Melancholie. Wer auf "Goldene Generationen" steht und zugleich einen Blick in die Zukunft werfen will, der sollte das heutige Spiel nicht verpassen.

Luis Figo und Cristiano Ronaldo gegen Clarence Seedorf und Arjen Robben. Seedorf übrigens, so vermeldet das "Allgemeen Dagblad", der früher sehr polarisierte, sei nun zum "onomstreden leider" seines Teams geworden, was vom ob seiner Auswechslung beim Viertelfinale beleidigten Figo wohl nicht mehr gesagt werden kann. Leider versteht der Tagebuchschreiber die Sprache der EM-Gastgeber nicht, kann also nicht zitieren, was Figo im Urteil der portugiesischen Sportjournalisten stattdessen ist. (Für sprachmächtigere LeserInnen sollte die erste Quelle: www.abola.pt sein.) Beide Mannschaften waren in den Viertelfinalspielen nicht durchweg überzeugend, daher kann ich nur einen Tip des Herzens abgeben: 2:1 für die Niederlande - möglichst ohne Verlängerung.

Nach dem 18. ist vor dem 19. Spieltag, 2.7.04 : Oh, Ranje! Wie sehr habe ich dir den Finaleinzug gewünscht, o Ranje. Aber leider bist du ja nicht einmal in Schönheit gestorben, sondern hast gegen die portugiesischen Schönlinge absolut verdient verloren. Und nicht Clarence, der Löwe, war der "onomstreden leider" auf dem Platz, sondern Luis, das "alte" Gelhaar. Und Cristiano, das Junggel, wurde, wenn ich das recht verstehe, von meinem Redaktionskollegen F.B. zum attraktivsten Spieler gekürt. Nein, ich verstehe das nicht. Auch das nicht.

Da verteidige ich lieber Otto Rehhagel - und zwar nicht nur gegen seine Verächter, sondern auch gegen die Claqueure. Dem Mann ist ein Fussballwunder gelungen, ein echtes, kein scheinbares, wie es der Finaleinzug der deutschen Mannschaft bei der WM 2002 war. In Griechenland war er anfangs das Gegenteil eines Rudi Völler in Deutschland, nämlich absolut nicht "everybody's darling". Gegen wen musste sich Rudi Völler schon durchsetzen? Er war immer nur "Tante Käthe", während Rehhagel es allen gezeigt hat.

Der griechische Fussball sei "deutsch" geworden, und deshalb unsympathisch, sagen die Verächter; dabei gibt es längst in jedem Land Trainer, die das spielen lassen, was Otto Rehhagel "kontrollierte Offensive" nennt. Nur ist kaum jemand so konsequent wie er: "Früher spielten sie, wie sie wollten, heute spielen sie, was sie können.", sagt er über sein Team - eine hervorragende Maxime für den Erfolg. Wie war das noch?: "Jeder nach seinen Fähigkeiten..." ... Die Griechen haben keineswegs ungerechtfertigterweise gegen ach so tolle Franzosen und Tschechen gewonnen - sie hatten schlicht das bessere Konzept.

Erstens ein Konzept und zweitens eine Person, die es umsetzt, benötigt auch die deutsche Nationalmannschaft, und zwar subito. Der Hitzfeld Ottmar verweigerte sich einer nahezu unlösbaren Aufgabe, und es scheint, als stinke der Fisch vom Kopfe her: "DFB-Caudillo Meyer-Vorsitzendenfelder" ("Der Spiegel") - er möge zurück(ge)treten (werden)! Und um den Posten des deutschen Fussballnationaltrainers kann sich jede/r Interessierte jetzt online bewerben.

Nach dem letzten Spieltag; Sonntag, 4.7.2004 : Das Wunder wurde Wirklichkeit: Griechenland ist Europameister! Wer von Euch zu Beginn des Turniers darauf gewettet hätte, würde jetzt für jeden eingesetzten Euro 100 Euro oder mehr zurückbekommen. Tja, da waren wir wohl alle zu feige. Sie haben sich nicht einmal versteckt, die Griechen, sondern sie hielten, zumindest in der ersten Halbzeit, offensiv mit den Portugiesen mit.

Angelos Charisteas erzielte das spielentscheidende Tor - und dieser Mann wird - das prophezeihe ich mal - bei Werder Bremen in der kommenden Saison gesetzt sein. Der ultimative Triumph für einen absoluten Aussenseiter! Der Applaus im "Schokoladen" in Mitte, wo ich dieses Spiel zusammen mit Freunden sah, hielt sich in Grenzen. Aber jeder wirkliche Fussballfan wird die grenzenlose Freude mit diesem unverhofften, unglaublichen Europameister teilen wollen.

Lang lebe Griechenland! Ihr habt den Traum des Fussballs wieder einmal erneuert! Den Traum des Sieges über alle Favoriten! Den Traum der "Underdogs". Die Liebe des etuxx-EM-Tagebuchschreibers, der hiermit seine Tätigkeit einstellt, gilt Euch!

Sascha Berlinskij

Boa tarde para todos: Vielleicht erfreut es den Autor, zum Thema VATERLANDSLIEBE antworteten die deutschen Kommentatoren bei einem Moderatoren-Form-Test: REINHOLD BECKMANN: "Ein merkwürdiger Zustand bei uns Deutschen, immer fühlen wir uns ertappt. Wie beneiden wir die Franzosen. Aber kann ich einen Staat eigentlich lieben? Da halt ich's mit Gustav Heinemann. Unsere Natioanlelf, die Kultur, die Freiheit unseres Landes und vor allem meine Frau lieb ich umso mehr ... ."  
Boa tarde para todos: JOHANNES B. KERNER: "Immer zur EM und WM stärker werdend"  
Boa tarde para todos: BÉLA RÉTHY: "Angesichts zuletzt gezeigter Vorstellungen unbedingt notwendig. Nur zusammen sind wir stark."  
Boa tarde para todos: STEFFEN SIMON: "Ich tue mich mit dem Begriff schwer. Nicht wegen der Gegenwart, sondern der Geschichte meiner Großeleltern, die mich, seit ich klar denken kann, sehr beschäftigt. Ich beneide andere Nationen, die damit viel selbstverständlicher und fröhlicher umgehen."  
Sascha B.: Ich bin ratlos über diesen Neid auf den "unproblematischeren" Patriotismus in anderen Ländern, über dieses fortwährende Beklagen eines angeblichen Defizits. Und vermute natürlich ein Defizit bei jenen, die ein solches beklagen. Warum reichen zivilere Kriterien als die Nation nicht hin, um eine Mannschaft zu unterstützen?  
Boa tarde para todos: Glaub mir, es ist geil, wenn Millionen mit Dir sind - und deutsch war es eben, wenn Millionen hinter ihm standen. Bei Nation klebt im Deutschen eben zu sehr "Nation und Rasse" dran, leider - ja, ich beneide Nationen, die damit selbstverständlicher und fröhlicher umgehen, im übrigen auch CSDs, die sich nicht per "keine Nationalflaggen" definieren müssen.  
rOte kArte: Der Fussball ist unser Leben, der König Fussbal regiert die Welt. Was wären denn "zivilere Kriterien" der Identität? Adidas, Puma, Nike, Umbro? Ich glaube, der Fussball kommt ohne dieses Nationalitäten-Getrommel nicht aus. Stadt gegen Stadt, Land gegen Land. Aufstieg, Abstieg. Die Muster sind so einfach und billig, dass auch der letzte Depp mitmachen kann. Und gerade darum ist Fussbal eben der König. Was aber ist eine König ohne eine Nation? Ich fürchte, lieber Sascha, da wirst Du noch lange ratlos bleiben müssen.  
Sascha B.: Zivilere Kriterien wären zum Beispiel: schöne Spiele, schöne Spielzüge, schöne Spieler! :-) Natürlich ist Fussball ein Mega-Kommerz. Aber wenn er nur das wäre und sonst nichts, wäre er längst schon tot, believe me. Ein König ohne Nation wäre der König aller Könige, the king of the kings!  
;-): Wann wurde die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zum ersten Mal schriftlich erwähnt? Im alten Testament: "Sie trugen seltsame Gewänder und irrten planlos umher."  
brenda, neugierig: wo im alten testament steht das denn?  
rOte kArte: Versteh ich nicht: wie sollen sich denn Massen-Identitäten am Begriff "schön" festmachen? Wie sehen deren Fahnen dann aus? Und wie finden die sich in den Kurven? Der "König aller Könige"... gibts da nicht ein Weihnachtslied? :-) Also ich versteh diese Alternativen nicht. Ich glaub, die sind nicht brauchbar.  
Sascha B.: Es geht mir nicht um Massenidentitäten, gerade nicht! Denn Masse, zumindest "formierte" Masse, und Zivilität stehen einander entgegen. Da bei Länderspielen Kollektive agieren, die sich national definieren, ist es in der Tat nicht einfach, keine Fahne vor sich herzutragen. Nur: warum muss die Mannschaft, die ich mag, die gleichen Pässe haben wie ich? Ich trage eben die Fahne der Mannschaft, die am schönsten und spektakulärsten spielt (und die die schönsten Spieler hat :-) und gehe immer wieder gerne von der Fahne.  
rOte kArte: Die Mannschaft, die Du magst, muss nicht die gleichen Pässe haben. Meine hat das auch nicht. Wenn Du hier mal Deine Mannschaft aufstellen würdest, könnten wir ja vielleicht noch zusammenfinden und über eine Fahne nachdenken... ;-)  
Freund S: These: Oliver K. macht die seinen Titanenruf schmaelernden Fehler grundsaetzlich zu einem Zeitpunkt, da sie entscheidenden Einfluss haben auf den spaeteren Spielverlauf und damit auf die Gesamtleistung seiner Mannschaft, was dann zum sogenannten DEBAKEL fuehrt. Das muss aber dann ein frueher Zeitpunkt des Spiels sein. Passierte der Fehler eher gegen Ende des Spiels, wuerde man hingegen nur von einem FATALEN FEHLER sprechen, als dessen Folge dann ein bis dahin gutes oder zumindest erfolgversprechendes Spiel DOCH NOCH KIPPTE (vgl. den in deiner Kolumne angefuehrten "Fall" Calamity James).  
Freund S abermals: Die These ist nicht haltbar? Okay, dann eben ein induktiver Beweis: Ich kann mich erinnern, dassbei allen diesen beruehmten Spielen, in deren Verlauf Herr K. einen entscheidenden Fehler machte, dieser Fehler dazu fuehrte, dass ich dachte: Aha - jetzt geht das Ding aber schief, das heißt er leitete eine Niederlage damit ein. Beweis: Zuletzt gegen Werder, davor gegen Brasilien. An das Real-Spiel kann ich mich nicht mehr so genau erinnern, war aber aehnlich  
Freund S zum Dritten: Das heißt, es haette trotz des Fehlers auch noch gut gehen koennen, ist es aber eben nicht. Was bedeutet, man hatte prinzipiell noch viel Zeit, Harrn K.s Fehler auszubuegeln, tat bzw. konnte es aber nicht. Stattdessen musste Herr K. die folgenden Spiele dann allein gewinnen.  
Sascha B. @ S.: Wenn ich mal etwas bösartig sein darf: Jetzt mutet die Kahn-Theorie nicht mehr wie Spökenkiekerei an, sondern wie Rechthaberei (ähem...). Möglicherweise ist die wichtigere die von Dir zuletzt angerissene Frage: Warum kann seine jeweilige Mannschaft einen Fehler des Torwarts Oliver Kahn nicht wieder ausbügeln? Antwort: Weil Oliver Kahn Gott ist (allerdings eben kein unfehlbarer Gott, eher ein Gott der "alten Schule"). Göttliche Fehler können wir Menschen nicht korrigieren.  
Sascha B. @ rOte kArte: Gerne. Wir spielen ein offensiv ausgerichtetes 4-4-2 mit einer Mittelfeldraute. Derzeitige Aufstellung: Sörensen (DAN) - Lahm (GER), Campbell (ENG), Dellas (GRE), N. Jensen (DAN) - Hamann (GER), Exteberria (SPA), Vicente (SPA), Scholes (ENG) - Larsson (SWE), Ibrahimovic (SWE). Und Zidane, wo ist Zidane? Den wechseln wir in der 89. Minute ein, o.k.?!  
Sascha B. @ rOte kArte: Achja, die Fahne: nach obiger Aufstellung ist sie rot-weiss-schwarz-gelb-blau. Diagonal gestreift, schlage ich vor.  
Recht habender Freund S: Noch mehr wilde Theorie gefaellig? Nun, nachdem WIR Totti vorsorglich aus dem Viertelfinale befördert haben, werden WIR in selbigem natürlich Italien schlagen. Sieht fatal nach England-Deutschland im Halbfinale aus (es sei denn, die Engländer würden im VF nicht gegen Spanien, sondern gegen Griechenland spielen), womit dann in jeden Fall doch wieder Deutschland im Finale steht. Es ist leider nicht zu verhindern.  
Sascha B.: O.k., von der Spökenkiekerei geradewegs zur Verschwörungstheorie. Mein Lieber, was haben WIR denn mit der nachträglichen 3-Spiele-Sperre für Totti zu tun? Dass dieser lustlos über den Platz schleichende, aber lustvoll in des Gegners Waden springende und nun also auch herumrotzende Totti-Bigotti bestraft wurde, ist doch wohl der Aufmerksamkeit einiger Dänen zu verdanken:  Tottis snotter.
Dänen lügen nicht: [private Mitteilung an Freund S., der früher ja wohl auch ein M. im Namen hatte, leider hält dieses Chatprogramm keinen Privatchannel bereit]. Wenn WIR dann gegen eben jene "spontanen Italiener" [Zitat Frau B.] spielen müssten, wüst' ich schon ein gutes Plätzchen für uns: DER GOLDENE HAHN (gegenüber der Markhalle, meine Seite), gute Küche, aber zu so Fußballereignissen stellen sie auch immer einen großen Fernseher auf die Straße. Doch bis es soweit ist, schnitz' ich Ikebana-Fußbälle (bei dieser EM-Bemalung sehr einfach) aus meinen Radieschen und sing zu den Totti-News: "Dänen lügen nicht." Ihr Robert Michael M.olm  
Wayne Rooney: Boom. Boom. Seen that? Me great! Worth 40 m. Uh.  
Freund S. äh M.: Hallo Faesschen. Das 2. Tor darf sich Freund Stihl (wie schreibt man den eigentlich? Stiel? Stil gar?) aufs Konto schreiben - und voll zurecht, wurde er doch seiner neulichen Interviewbemerkung damit erneut gerecht: Man soll nicht so verbissen sein, Fußball soll auch Spaß machen. Und das Tor von Gerrard fand ich besser als dein erstes. Sonst wars ok.  
Freund S. @ Friend Sascha: Meine Verschwörungstheorien basieren auf der alten Bauern- oder Binsenweisheit: Der Kaiser hat immer seiner Finger im Spiel, wenn die Uefa was entscheidet. Oder wars jetzt der MV? Frei nach G. Netz(!)er: Das mit den schwarzen Netzen war doch wieder so ein Funktionär, der von Fußball keine Ahnung hat. Noch eine Verschörung also, zumal die Netze ja tatsächlich auch von den Deutschen geliefert wurden. Oder war das auch vom Rehagel? Oje, soviele Spiele, soviele Menschen...  
Griechischer Wein: [Privatchat mit Schwester L.] Wir müssten. Und dein schönes Plätzchen ist diese dubiose Feinkostkneipe, die ich mich bisher nie zu betreten wagte? Da isst man gut? Super! Leider bin ich zu dem Zeitpunkt bei den Tifosis dortselbst im schönen Napoli und kann unser Rendezvous daher schmerzenden Herzens nicht wahrmachen. Aber außerdem hat der Maître du foo mir heute gesteckt, dass es zu D-I nicht kommen wird, weil die Italiener ohne ihren Wadenbeißer Totti ja überhaupt nichts können und daher sang- und klanglos in der Vorrunde ausscheiden werden. Danach drehte sich dem Propheten allerdings der Magen um.  
Vorabergänzung des morgigen Tagebuchs: Beckham schwitzt nicht, weil er auf dem Spielfeld nicht läuft, sondern steht. Aber er steht immer genial richtig, notfalls wartet er halt, bis jemand ganz besonders schnell an ihm vorbeiwetzt, dem er dann den Ball zum Weiterspielen geben kann. Genialer Minimalismus! So sitzt auch die Frisur immer tadellos. War durch perfekte Verzögerung maßgeblich am dritten Tor beteiligt heute, aber das sag ich jetzt nur so ausführlich, weils der Herr Berlinski leider nicht mitbekommen hat. War eine tolle Kombination. England daher verdient mit 3 Punkten.  
Sascha B.: Ein bisschen was habe ich ja doch noch mitbekommen. Lesen Sie oben. +++ Beckhams Frisur hält, soso, sehr witzig. Und was ist mit Zidanes Frisur? Hatte er nicht im ersten Gruppenspiel noch diesen Tonsurschnitt? Jetzt hat auch er eine Glatze. Am schlimmsten aber, dass Henrik Larsson seine wunderschönen Dreads abgesäbelt hat. Ich will wieder mehr Haare sehen bei dieser EM!  
Rasenprinzessin: Also mir gefällt das ja, generell für die Gegner der Deutschen zu jubeln: Man kann sich damit unter vielen Menschen - z. B. im Biergarten -überaus präzise mit genau den Leuten anlegen, die man politisch nicht mag (... und die in Porto minutenlang "schwule Holländer" gesungen haben). Und das macht Spaß, zumindest dieses wohlige Gefühl, auf der richtigen Seite zu sein, weil man ja von Nationalisten angepöbelt wird. Außerdem spielen die Gegner der Deutschen in fast allen Fällen sowieso schöneren Fußball, und meistens sind auch die besser aussehenden Spieler nicht die im DFB-Trikot.  
Freund S.: Dann sorg dafür, dass unser Superstar Ziege endlich spielen darf.  
Freund S.: Das ging an dich, Sascha. Die Eisprinzessin ist mir dazwischen gekommen  
Rasenprinzessin: Pah ...  Best Bum
Haare ab!: (Tommi an Sascha B.) There are a lot people, die glatzen als Kicker mögen!  
Tommi: G latzen, natürlich  
Rasenprinzessin: 0:0 - Und alles wie erwartet: Die Deutschen spielen scheiße und ein paar Fans haben sich mit Pickelhauben und schwarz-weiß-roter Kriegsbemalung ins Stadion gesetzt - vielleicht im Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 90 oder den Völkermord an den Herero vor 100 Jahren?! Tschechien regiert!  
Sascha B.: Die deutschen Pickelhaubenträger sollen `rausfliegen, Prinzessin, und das kriegen wir (wer ist "wir"?) auch noch hin. Nein, die Tschechen haben nicht so ganz verdient gewonnen - aber mehr noch als die Herausstellung von Heitinga hat den Niederlanden die Auswechslung eines ihrer besten Spieler geschadet: Lesen Sie meinen obenstehenden Tagesbericht.  
Sascha B.: Nach dem zweiten Durchgang der Gruppenspiele stelle ich eine neue Mannschaft auf: Cassillas (SPA) - Mellberg (SWE), Nesta (ITA), Cannavaro (ITA), Lahm (GER) - Robben (NET), Davids (NET), Cassano (ITA), Ibrahimovic (SWE) - van Nistelrooy (NET), Rooney (ENG). Ich bitte um Gegenvorschläge. V.a. brauche ich einen guten Linksverteidiger, einen wirklichen, mit dem ich Lahm ersetzen kann. Ich würde ja Herrn Neville (ENG) nehmen - aber ich glaube, der ist ein Rassist. Alternativen?  
Goofy: Einer der Hertha-Junx ist wirklich süss. Sollte ich deswegen Fussballspielen, Sascha B.? Oder kommt man über das Kommentieren auch an so jemanden ran. Was ist Deine Erfahrung?  
S.B.s Fussballpartnerberatung: Das kommt darauf an, ob Du mit einem One-Night-Stand zufrieden bist, oder eine Fussballerliebe suchst. Da es sich um einen Hertha-Fan handelt, dürfte das letztere von vornherein ausgeschlossen sein. Mit Hertha-Fans mehr als drei Worte zu wechseln, ist nämlich sinnlos oder deprimierend oder beides. Also brauchst Du Dich nicht sonderlich zu verausgaben. Sag´ihm einfach etwas wie: "Du bist genauso süss wie Arne Friedrich!".  
S.B.s Fussballpartnerberatung (II): Ersatzweise: "...wie Nando Rafael.". Aber Vorsicht: Der ist ein Schwarzer, und möglicherweise ist der Hertha-Junge ein Rassist. Das wäre zumindest für einen Hertha-Fan nicht gerade untypisch. - Ich finde übrigens Fussball nur mittelmässig sexy. Zumal die UEFA die sexiesten Trikots immer wieder verbietet. Fussball ist eher etwas für nach dem Sex, gegen den postkoitalen Blues (you know: "Post coitum omne animal triste.").  
Gerda Müller: Ich finde anspucken eher eklig, schon allein von der Gestik her, ganz zu schweigen von der mit Spucken verbundenen Mimik. Günter Netzer sieht allerdings so aus, als müßte er sich mal richtig auskotzen. Es wäre ihm zu wünschen, dass er's mal schafft. Dieses maskenartige Gesicht ist einfach nur gruselig und könnte einer der Höhepunkte jeder Geisterbahnfahrt sein. Ich glaube, die Studioluft bekommt ihm nicht. Was waren das noch für Zeiten, damals Günter und mein Vater auf dem Rasen...  
Fetisch Spucke: also ich finde das ja geil, aber eher ins Gesicht ... - aber lassen wir mal lieber außerhalb des Spielfeldes, Anpullern würde ja auch geahndet werden, was bedeuten soll, was dem einen sein Spaß/Fetisch, kann bei der EM geahndet werden. Siggi aus Dresden  
Fetisch Nass: Pullern in Sporthosen ist fast witzlos.  
Rasenprinzessin: Warum hat sich Lizarazu die Brustwarzen mit Pflastern beklebt? Fetisch? Oder gibt es da einen sportlichen/praktischen Hintergrund? Klärt mich bitte auf, ihr Experten des europäischen Fußballs.  
Sascha B.: Liebe Rasenprinzessin: Brustwarzen bei SportlerInnen werden im allgemeinen be- bzw. verklebt, damit sie (die Brustwarzen!) sich nicht "aufscheuern". Das ist auch einigermassen "reasonable", wie ich aus meiner einzigen Marathonteilnahme berichten kann. Vulgo: Dit macht schon Sinn...  
Siggi: Woher bekommt man denn die Adressen, wenn man den Fußballgöttern mailen wollen würde? und wenn man sie hat, lesen das ja wohl eher betreuende Agenten oder sowas? I love Straßenköter-Moppel-Rooney.  
Football Against Racism in Europe (1/2): In the night before the Germany versus Holland match, a number of extreme-right fans wearing shirts and caps of the neo-Nazi brand ‘Thor Steinar’ mingled under the German and Dutch supporters celebrating on the central square by the river Douro. One T-shirt bore the words ‘Ultima Thule’ – the name of an openly neo-Nazi band from Sweden. Fortunately, nobody joined in the songs these fans attempted to start.  
Football Against Racism in Europe (2/2): On the way to the ground a small number of German fans hoisted a Reichskriegsfahne, a World War II Nazi flag which is banned in Germany. Inside the stadium one German fan gave the Hitler salute during the national anthem. During the game itself small groups of German fans directed “monkey chants” at Edgar Davids, while the broad mass of German fans drew attention with repeated renditions of homophobic songs aimed at the Dutch.  
Freund S.: Vor meinem Abflug nach Italien zur Live-Beiwohnung der Live-Übertragung des heutigen Italien-Rausschmisses noch dies: Bei drei punktgleichen Teams werden die direkten Vergleiche als erstes Ausscheidungskriterium herangezogen, d. h. die drei Begegnungen untereinander. Man würde also, falls dieser Fall heute eintritt, die Gruppe C zunächst so werten, als hätte es die Spiele gegen Bulgarien gar nicht gegeben, erst danach schaut man auf die Gesamtzahl der erzielten Tore. Und danach tritt der UEFA-Koeffizient in Kraft. Die 5 Tore gegen Bulgarien können für Schweden also nicht unbedingt entscheidend sein.  
Freund S.: Noch 3 Nachträge: 1. Ich habe gestern gesehen, wie Beckham gegen Spielende tatsächlich über die Gesamtfläche des Rasens gelaufen ist: Er hat auf Höhe des eigenen Strafraums abgespielt und wurde dann binnen kürzestem auf Höhe des gegnerischen Strafraums wieder angespielt. Erst dann hat er zu laufen aufgehört (was sehr dumm war, weil man mit etwas mehr Tempo noch einen Konterangriff hätte durchziehen können). Ich finde im übrigen interessant, wie sehr die Leute danach trachten Beckham zu dissen, und zwar anscheinend nur deshalb, weil er eben auch außerhalb des Fußballplatzes Star ist und (nunja) gut aussieht.  
Freund S.: Als würde deshalb ein schlechter Tag bei Beckham doppelt schlimm sein. Man will, dass er Scheiße spielt. Bei Rooney zählen dagegen nur die guten Tage - oder wie? Ist das die berüchtigte Ausweitung der Kampfzone???? 2. Ich finde den jungen Ronaldo genauso ineffektiv wie Schweinsteiger: Jugendlicher Leichtsinn, viel Gedribbel für die Galerie und dann Pässe ins Nirgendwo - das sollen gute Spieler sein? Vielleicht werdens nochmal welche...  
Psychologe: Mr. James schreiben? Unbedingt. Das könnte der Anfang einer langen und intensiven Freundschaft werden. Zu befürchten hingegen gibt es nichts.  
Freund S.: 3. Kokst Collina? Diese Augen... Erinnern mich fatal an den jungen Daum. ... äh... Genau  
Rat: "Ich kann ihm ja schliesslich nicht schreiben, dass ich ihn für den sexuell attraktivsten Spieler der EM halte. Oder doch? Ich bitte um Rat." - Also ich finde, das kannst Du ihm schreiben. Und die Antwort musst Du hier posten.  
Sascha B.: Lieber S., selbstverständlich ist ein Fehler von Beckham schlimmer als ein Fehler von Rooney oder Cristiano Ronaldo! Sobald die beiden aber den gleichen Markt- und Werbewert wie Beckham erreicht haben, werden ihre Fehler genauso schlimm sein wie seine. Du kannst Dich also beruhigt zurücklehnen bzw. nach Italien fahren.  
29% Zinsen bei "KAHN-BANK": Oliver Kahn, 35, Torwart der deutschen Fußballnationalelf, zieht mit fragwürdigen Werbegeschäften den Unmut japanischer Verbraucherschützer auf sich. Anlass zur Kritik sind Reklamespots, mit denen Kahn in Japan für die Kreditgesellschaft Shinki die Trommel rührt. Für Verbraucherkredite verlangt Shinki von Kunden Wucherzinsen von bis zu 29 Prozent. Die Leitzinsen der japanischen Notenbank betragen derzeit hingegen nur 0,1 Prozent. "Kahn gibt sein Image her, um ahnungslose Sportfans in die erdrückende Verschuldung zu treiben", kritisiert der prominente Verbraucheranwalt  Kenji Utsunomiya in Tokio.
Sascha B.: Und wer wird jetzt Europameister, nachdem Spanien, Italien, England, Frankreich (und, na gut, auch Deutschland) ausgeschieden sind? Tschechien, die Niederlande, Portugal? Schweden gar? Wohlmöglich Griechenland? Ich bitte um ein paar schnelle Tipps!  
NEU: EM-Tagebuch mit CSD - und VOR dem Anpfiff.  
Boa tarde para todos: Purrrrrrrtugal wird Europameister, logo!  
Sascha B.: Na gut: immer die Gastgeber. Wäre ja aber auch ein bisschen langweilig, oder?! Besser: Portugal bekommt Stress, weil Scolari zuletzt Figo ausgewechselt hat (er bekommt also Stress mit Figo und seinen Freunden) - und Portugal scheidet nach dem Halbfinale aus. Der Kolumnist lächelt jedenfalls für die Niederlande. Oder für Tschechien?  
Brenda: lieber Sascha, also die Franzosen, die Spanier, Portugiesen, Türken und Araber sagen Allemannen zu den Deutschen, obwohl bekanntlich nur die Freiburger von denen abstammen. Für die Engländer (bzw. die Briten, Iren, US-Amerikaner, Kanadier etc.) sind die Deutschen Germanen, die Franzosen, Italiener, Holländer usw. jedoch nicht. Also warum nicht weiternin Holland sagen, oder Engländer, auch wenn wir mal einen Waliser meinen!?  
Rasenprinzessin: Ruuuuuuuuuuuud! Oranje wird's! Obwohl ich auch auf Frankreich gesetzt hatte und sehr enttäuscht bin.  
Rasenprinzessin: "Ich bin ratlos über diesen Neid auf den 'unproblematischeren' Patriotismus in anderen Ländern, über dieses fortwährende Beklagen eines angeblichen Defizits." Um das noch mal aufzugreifen: Diese Defizit-Klage gibt es auch anderswo, sogar von höchst ehrenwerten Leuten wie Morrissey:  Irish Blood, English Heart
Sascha B. @ Brenda: Das scheint mir nicht ganz triftig, was Du da anführst: Denn die niederländischen Fans selbst feuern ihre Mannschaft mit: "Holland!" an, während sich andererseits kein Schotte als Engländer bezeichnen würde. Eigen- und Fremdbezeichnungen würde ich schon trennen wollen. Bei "Allemagne" oder "Germany" hingegen handelt es sich schlicht um Übersetzungen für "Deutschland". Ich bräuchte eine Niederlande-Expertin (Paula hilf...).  
Brenda: naja - "übersetzung". aber worauf geht denn die übersetzung zurück? wie auch immer. ist paula denn hier manchmal online?  
für den Autor: den scheinst Du ja zu mögen,  oder?
Sascha B.: Mit blondiertem Haar sieht er allerdings ein bisschen scheisse aus...  
Sascha B.: Spielpause. Und: Gewinnmöglichkeit! Lesen Sie oben.  
Netzer oder Beckenbauer?: 41% Netzer-Delling, 33% Beckenbauer-Poschmann, 16% weiß nicht, 8% schauen gar keine EM. Was machten die Restlichen 2%? Gaben keine Antwort? Konnten sich nicht entscheiden?  (Emnid)
Vergesst nicht: den homoerotischen Aspekt des Ganzen  http://kodap.com/public/kamasutra.htm
Sascha B.: Der "homoerotische Aspekt" ist hier nicht nur nicht vergessen worden - er wurde sogar forciert. Alle diese Fussballer-Intim-Bildchen helfen aber auch nicht entscheidend bei der Beantwortung der Frage: Wer ist der attraktivste Kicker bei dieser EM?  
Es muss nicht immer "Hooligan" sein: ...was den Fußball an sich eklig macht. Wird die schönste Nebensache der Welt TODERNST genommen passiert auch schon mal  "so etwas"
2 %: haben erbrochen, als sie eine dieser Figuren sehen mußten, die allabendlich ihre hochbezahlten Belanglosigkeiten in Expertenmine von sich geben. Nicht nur deshalb sehen sie fortan Fussball im Radio.  
Franz B.: Jetzt wird es Portugal! Völlig klar! So ein langweiliger Defensivfussball der Griechen und des doofen Otto darf einfach nicht Europameister werden. Ausserdem ist die EM ja auch dafür da, dass Ronaldo bei jeder Gelegenheit (=Tor) sein Shirt auszieht. Eine kleine eitle Rampensau. Aber so ist er, es sei ihm als jugenlichem Leichsinn verziehen.  
Sascha B.: Warum Otto nicht doof ist und sein Fussballkonzept intelligent, steht oben im neuesten Tagebucheintrag. Warum aber Eitelkeit und jugendlicher Leichtsinn keineswegs dasselbe sind, sondern fast schon Gegensätze, darüber möchte ich Dich, lieber FB, nachzudenken bitten. Keine Macht den Gelhaaren!  
Robert M. @ Franz B.: jugendlicher Leichtsinn? von wegen! eitle Kuh! Gleitgel-Machoochse, der nach dem Tor als erstes schaut, wo Kameras stehen. Not my taste, und verziehen wird da nichts, nein ich halte ab jetzt zu Griechenland.  
rainer - fussballhasser -: jetzt ist schon von gleitgel die rede, wo eben noch von haargel die rede war... koennt ihr eigentlich an gar nix anders denken als sex? anti-gel-attacken finde ich aber auf jeden fall ok. na dann cheers fuer anti-gel-hagel!  
rOte kArte: Bevor es nun richtig zur Sache geht, müßte nun doch noch geklärt werden, was Ihr Süssen hier von Nuno Miguel Soares Pereira Riberio vulgo Nuno Gomes haltet. Ich vermute mal nach all den Statements hier so rein gar nichts. Schade eigentlich. Hat er doch vor vier Jharen erstmals "Portugal ins Halbfinale geschossen". Na, dann bleibe ich eben in stiller Bewunderung, zu der zugegebener Maßen auch ein wenig die Faszination des Grauens gehört.  
Sascha B.: Jaja, der Nuno. Stehst Du auf Langhaarige, Schatz? Oder ist es das, was Du mit "Faszination des Grauens" meinst? Fragen über Fragen. Na, ich hab' da 'was  für Dich.
gOlbe kArte: Ach es lohnt sich doch, auf Sascha B's Internet EM-Seite mitzumachen. Ich danke dir. So wechselt die Farbe von rOt auf gOlb. Werde mich aber hier nicht differenzierter zum Thema äußern. Manchmal sind es ja gerade die Widersprüche, die in einem Manne vereint so sexy sind. So gesehen kann schon die Faszination des Grauens sehr erotisch sein. Würdest Du Gomes in Dein Team nehmen? Ich würde dann beim Training immer die Bälle holen und danach zwischen den Kacheln die Handtücher reichen.  
Ente Lippens: Bei "wetten das" sang das publikum "es gibt nur ein rudi völler", und der Besungene weinte vor rührung. Zumindest tat er so. Rudi Völler ist schon ein As(s) im Umgang mit den Medien. In der Vorrunde aufs kläglichste gescheitert - und doch VÖLLIG unschuldig und unbeschädigt davon gekommen. Schleimscheisser, der. Jetzt muss es Lothar machen. Dann kann er schon 2006 wieder zurücktreten. Und wir haben das unvermeidliche hinter uns und können aufatmen. Danach muss ein Holländer doitscher Nationaltrainer werden. Hähähä.  
Sascha B.: Und nun: Ouzo! Diese, die griechische, Geschichte ist eine unglaubliche! Eine Geschichte aus dem Nichts. Aus dem Nichts an die Spitze. Und deshalb ist diese Geschichte schön. Wirklich schön. Traianos Dellas - marry me!  
rOte kArte: wo wir nun schon mal bei den tränen sind (@ente lippens), die tränen von ronaldo und gomes waren echt und zwischen all den versteinerten gesichtern, auch denen aus freude (siehe rehakles) das eigentlich beeindruckende. dass griechenland den titel davontrug, ist pures glück gewesen. der kopf von charisteas ging nun mal etwas höher hinaus, na und? beide mannschaften haben ein schönes spiel gezeigt. dass herr b. nun zuletzt doch wieder die nation hochleben lässt, klingt nach alldem befremdlich. projektion geglückt. der fussball funktioniert. rote karte!  
Sascha B.: Mein Lieber, die Griechen haben keineswegs zufällig gewonnen. Der Kopfball war einfach gut. Und der Rest des Spiels nicht minder. Wenn Spiele nur durch Glück gewonnen würden, wäre ein solches Turnier vollkommen uninteressant. Ich lasse nicht "die Nation" hochleben, sondern für wenige Tage eine, beim nächsten Turnier möglicherweise eine andere. Falls es wieder ein "Underdog" ist. Denn nur das ist es, was mich begeistert. Das ist zwar in der Tat eine Projektion, aber keine, die den von Dir unterstellten Charakter trägt. Du hast leider gar nichts verstanden. Schade.  
Franz B: Ich bleibe dabei, ein abgehalfterter ehemaliger Bundeligatrainer hat im Pensionsstadium die Griechen zur Europameisterschaft geführt. Mit den "deutschen Tugenden" der Defensive, oder wie es bei ihm heisst: "kontrollierte Offensive", wurde das Meisterstück vollbracht. Ein zum Teil langweiliges Gekicke mit reinem Ergebnisfussball (1:0) hat es geschafft. Nein, das ist nicht fair. Bei Rehagel heisst es "Modern ist das, was erfolgreich ist". Nur hört sich das verdammt nach "Wichtig ist was, was hinten rauskommt" an, des Dicken aus der Pfalz (H.K.).  
Was bitteschön ist "Ergebnisfussball"?: fragt sich ein stiller Mitleser dieses Tagebuchs.  
Sascha B.: Die Griechen waren durchaus auch konterstark, lieber Franz. Und ihr Fussball war ein besserer als der, der die Deutschen vor zwei Jahren in's WM-Finale führte. Und: Otto Rehhagel hat einen völlig desolaten Verband und eine absolute Aussenseitermannschaft an die Spitze Europas geführt. Das ist eine grossartige Leistung, vor der man zumindest respektvoll (wenn auch nicht begeistert) den Hut ziehen muss. Für mich ist der EM-Gewinn Griechenlands eine noch grössere Sensation als der dänische 1992 oder als das sogenannte "Wunder von Bern".  
"Ergebnisfussball"...: ... bezeichnet gemeinhin eine Spielweise, die darauf angelegt ist, bloss nicht zu verlieren. Dies wurde eigentlich von keiner Mannschaft bei dieser EM praktiziert, nicht einmal von Griechenland. Oder doch: von einer Mannschaft: Genau von einer: der deutschen nämlich. (Sascha)  
stiller Mitleser: ich dachte, das wäre das Ziel jeden Spiels  
Sascha B.: Nee, das Ziel jedes guten Spiels sollte es ein: zu gewinnen. Und zwar egal, ob auch ein Unentschieden - beispielsweise zum Weiterkommen in einer EM-Vorrundengruppe - reichte. Ergebnisfussball, besser: ergebnisorientierter Fussball funktioniert also nicht in Final- oder Pokal-, sondern nur in Gruppen- bzw. Ligaspielen, wo man ein Untentschieden oder auch mal eine knappe Niederlage einkalkulieren kann.  
Sascha B.: Gerade erhielt ich eine etwas patzige verspätete Mailantwort von der niederländischen Botschaft auf meine Anfrage, wie das denn nun sei mit den Bezeichnungen "Niederlande" vs. "Holland": "Natürlich heisst es "die Niederlande", denn Holland ist nur eine Provinz unseres Landes, und das bleibt auch nach der Fussball-Europameisterschaft so.".  
Ente Lippens: Was uns patzig erscheint, findet der Holländer witzig. Und was uns witzig erscheint, findet der Holländer patzig... Unser Wirt hatte in jedes Pissbecken ein Stück kunstrasen geklebt. Darauf das Bild eines holländischen Spielers. Dazu ein kleines Tipp-Kick Tor. Und einen runden Klostein, den man durch geschicktes Pinkeln ins Tor befördern sollte.