Sex im Katastrophengebiet
Die recht subjektive Sicht auf eine tatsächliche Begebenheit. von MPLA
Sonne und Neugier haben mich ans Fenster gerufen. Das Zimmer meiner Mitbewohnerin geht nach Süden raus und überblickt die Straße. Es ist kurz vor Drei und ich bin verabredet. Mit einem Salvadorianer, der zwar nicht hübsch im klassischen Sinne ist, dafür aber auf eine morbide Art sexy. Ein verruchter Nachmittag steht bevor.

Meine MitbewohnerInnen sind arbeiten und wäre da nicht Manu, der jugendliche mediterrane Freund meines Mitbewohners, wäre ich mit besagtem Zentralamerikaner allein in der Wohnung. Um zwanzig nach drei fummeln und küssen wir wild und laut, um uns kurze Zeit später in eindeutigen, hier nicht näher zu beschreibenden Positionen wiederzufinden. Musik dröhnt aus den Boxen und lässt in Verbindung mit verschiedenen Eigenlauten kein anderes Geräusch im Zimmer zu. Gefühlte Sekundenbruchteile vor dem vorläufigen Höhepunkt dieser schweißtreibend umtriebigen Episode schwingt mit einem Knall die Tür auf. Manu steht im Zimmer und sechs Augen starren sich erschreckt und peinlich berührt an. Manus Gemurmel wird durch ein überzeugendes "RRRRAUS" unterbrochen. .

Einen Augenblick später bin ich mit meiner Drei-Uhr-Affaire wieder allein - verdutzt, belustigt und aus dem Konzept gebracht. Dem zweiten Anlauf ist kein besseres Schicksal beschieden als dem ersten. Ein zweites Mal steht Manu im Zimmer. Diesmal dauert es grotesk peinliche Sekunden, bis er wieder draußen ist. Denn er sagt in nicht interpretierbarem, sachlich-genervten Ton die unvergesslichen Worte "Also, das geht so nicht ... Wasser". Das war's! Den Orgasmus kann ich vergessen! .

Drei Minuten später habe ich mir sehr knapp etwas übergezogen und bewege mich aus meinem Zimmer auf den Flur hinaus. Doch, "HUCH", dort stehen zwei mir völlig unbekannte Frauen, eine ältere Dame um die Sechzig im rosa T-Shirt und eine jüngere in kaum weniger unmodischer Freizeitkleidung. Ihre auf mich gerichteten Blicke ignorierend bahne ich mir den Weg dorthin, wo die Damen, ihrem Aufenthaltsort nach zu urteilen, vorher hingesehen haben müssen. In die Küche! Und, "OH SCHRECK", auch hier sind Menschen. Ein älterer Herr kniet auf dem Boden und auch Manu ist dort zugegen. Beide wischen sehr geschäftig den von mir erst am Tag zuvor gefegten Boden. .

Erst jetzt fällt mir auf, dass sie bald fünf Zentimeter tief im Wasser knien. Ich stürme zurück in mein Zimmer, wo immer noch ein nackter Chico sitzt und klemme mir alle Handtücher unter den Arm, die greifbar sind, auch das des verschwitzten Kerlchens. Die nächsten 10 Minuten verbringe ich ebenfalls damit, den Wasserpegel in der Küche zu senken. Erfahre nebenbei, dass die junge Frau im Schlabberanzug meine Nachbarin unterhalb ist, in deren Küche es vor kurzem zu nieseln begonnen hatte.

In den fünf Minuten, die zwischen Manus zweimaligem Eindringen vergingen, muss sie sich wohl mit ihren Eltern Zugang zu unserer Wohnung verschafft haben. Letztere wohnen über uns und über sie weiß ich von meinem Mitbewohner nur, dass sie der Ur-WG vor drei Jahren kleine Briefe in das Postfach gelegt hatten, auf denen stand: "SIE WERDEN HIER NICHT VIEL FREUDE HABEN!". Nun, heute sind sie, der Situation völlig unangemessen, sehr entspannt. Vatter erläutert mir noch kurz, welche Hähne er vorsorglich abgesperrt hat, die Tochter leicht belustigt, dass dies schon die dritte Überschwemmung sei, die diese WG ihr beschert hätte. .

Weiter entspannt wird die Situation durch einen leicht dunkelhäutigen Mann, der sich an den beiden Frauen vorbei, von meinem Zimmer Richtung Wohnungstür zu mogeln versucht. Inzwischen heißt er im ganzen Haus "DER BRASILIANER", mit dem ich wohl "BESCHÄFTIGT GEWESEN" sei. Auch dass Manu nicht in der Lage war, selbst den Absperrhahn zu finden und zu betätigen, führte keineswegs zu Schelte. Er ist jetzt der nette Junge mit den zwei linken Händen. Außerdem fanden es die Damen sehr amüsant, dass er den Wassermassen zunächst mit einem größeren Spülschwamm Herr zu werden versuchte. Sie kicherten noch, als mein Mitbewohner später am Abend eine Tour durch das Haus machte, um sich für die entstandenen Unannehmlichkeiten zu entschuldigen. .

Er war es auch, der den grandiosen Einfall hatte, der Tochter eine Flasche Sekt zu versprechen, natürlich neben einem opulenten Abendessen. Sie aber trinkt keinen Alkohol und verwies auf eine andere Flasche Sekt, die sie mal vor einem Jahr geschenkt bekommen hatte und die bis heute nicht angerührt wurde. Diese Flasche steht jetzt bei uns im Kühlschrank. Die Handwerker waren da und haben uns die Zuleitungen repariert. Die Hausverwaltung ist informiert und es wird uns wohl gelingen, alles ohne große Eigenbeteiligung zu beheben. Warum Manu allerdings zweimal in mein Zimmer platzte, ohne so konsequent zu sein, eindeutig die Vorfälle zu beschreiben (z.B. HIFE, DIE KÜCHE STEHT UNTER WASSER), warum er nicht einfach Hilfe schreiend gegen die Tür gewummert hat, all das bleibt ein Rätsel. Das nächste Mal, wenn Manu mich anspricht und irgend etwas murmelt wie "Feuer?", werde ich wahrscheinlich leicht nervös werden.
... a continuación... .

Ju: köstlich. wir wollen mehr von manu!  
Keine dumme Idee: Eine Leseecke für Schreibversuche, diese etuxx-Werkstatt für kleine Geschichten. Stimmts, die gibt es jetzt jeden Monat?  
1 x Chico, verschwitzt: Vor Continuacion würde ich MLPA ein wenig Reflektion über ihre Wortwahl wünschen. Auf diese Art von Subjektivität verzichte ich bei Etuxx gerne.  
Reiko: Wo bleibt Manu Teil 2?  
Herzblatt: Alles schön und und gut, aber wo bleibt die Fortsetzung, über Manu???