Ist das Transgeniale noch zu retten?
Anmerkungen zum Kreuzberger CSD
oder besser: zur Kolumne Gloria Viagras im Berliner Homo-Magazin sergej


   Wie kommt eigentlich Gloria Viagra zu einer Kolumne im sergej? Und wie ist es möglich, dass ein Aufruf zum Transgenialen CSD neuerdings von einer habitare-Möbel-Werbung unterstrichen werden kann? Ist Frau Viagra mit ihrem Versuch, an diesem Ort an das Radikale des CSD zu erinnern, noch zu retten? Der Logik des Blättchens folgend hat sie wohl verloren: Ihr Aufruf auf Seite 4 endet mit den wellbeing-Empfehlungen auf den Seiten 80 ff.

Nun gut, die Kolumnistin gibt sich betont proletarisch. Obwohl doch der Rest des Bedruckten und Bebilderten betont exklusiv daherkommen will. Ist das also ein Eiertanz zwischen den Lagern, bei dem Frau Viagra vielleicht noch in der Pflicht punktet, in der Kür aber schmählich versagt, versagen mußte? Das Ganze klingt hier doch so unauthentisch wie der Berliner Slang, der ihrer Feder ab und zu entspringt.

„Wer soll sich denn engagieren, wenn nicht ihr selber?“ ruft sie da in eine Pause hinein, zwischen Werbung für absolut wodka und campari mixx. „Anlass für den CSD ist doch...“ so erinnert und mahnt sie ihre LeserInnen weiter. „Ach Kinder, denkt doch mal nach“, könnte problemlos ergänzt werden. Mag sein, dass das notwendig ist, heute und hier. Mag sein, dass die Kinder der Radikalen, Zielpublikum dieses Alp`schen Blättchens, schon nicht mehr wissen, was „radikal-politische Forderungen für gesellschaftliche Veränderungen“ sind. Und dass es ihnen zumindest bewusst gemacht werden sollte. Zu befürchten ist nur, dass der gewählte Ort und das gewählte Stilmittel dazu nichts taugen. Erst recht nicht die gewählte Sprache.

Doch schlimmer als die verpatzte Kür ist der Sturz in der Pflicht. Bei dem Versuch den alten Wein in neue Schläuche zu gießen, musste das einst scharfe Bouquet zwangsläufig verwässern, wurde es sogar verfälscht. Weiß doch Frau Viagra selbst nicht mehr ob sie unter Berufung auf die Tradition (sic!) , die der kritische CSD inzwischen hat, von einem „anderen“ oder (vielleicht besser?) „ergänzenden“ CSD reden soll. Führt sie doch als Grund für die Etablierung des alternativen die „schlechten Erfahrungen mit dem Mainstream-CSD“ an. (Schlechte Erfahrungen? Aha...)
Gelungen hingegen ist der Höhepunkt ihres Sturzes, da er dramatisch auf das Ende hin konstruiert ist: Es gebe, so heißt es da, „so viele Meinungen wie teilnehmende Menschen“, und das sei auch gut so. Vor dem Hintergrund dieser seichten Formulierung garniert mit einem Wowereitschen Augenzwinkern, sollte sich die Autorin doch einmal fragen, ob sie nicht selbst eine dieser „bürgerlichen Kräfte“ ist, die mit ihrem Geschreibe dem CSD noch die letzte „Schärfe nimmt“, weil nun auch den ganz rechten Arschlöchern überhaupt nicht mehr klar wird, warum sie da nichts verloren haben.

Der alte Wein hätte längst verköstigt und verdaut sein müssen! Er ist es aber immer noch nicht. Mit Erinnerungen an das Radikale und die fehlende Schärfe in superkommerziellen Homo-Magazinen anzutreten, spricht leider mehr für den Herausgeber als die Autorin. Was wohl ein echter Alp-Traum sein dürfte. Nach dem Generationen-Wechsel der vergangenen zehn bis fünfzehn Jahre und dem damit sich abzeichnenden Paradigmenwechsel mutet die Sprache der alten Gloria Viagra anachronistisch an. - Und wirkt darüber hinaus der alljährliche Versuch, einen anderen (ergänzenden? ja was denn nun?) CSD zu etablieren, eher kläglich und vor allem ohne Fantasie.

Es hat ihn ja auch längst gegeben - zumindest in Berlin. Der Kreuzberger Karneval der Kulturen war in seiner Ästhetik so wunderbar verschieden und in seiner Politik so überzeugend anders wie es ein transgenialer CSD nie werden kann. - Wenn er in den alten Denkmustern eines Viagra-Textes vorbereitet wird.

Entschuldige Gloria, entschuldigt Ihr Transgenialen, aber das musste mal gesagt werden.

Baella van Baden-Babelsberg

Lore: Ist jetzt der größte Vorwurf an Gloria wirklich nur, dass sie ihren Artikel in die Sergej gesetzt hat? Richtige Gedanken können meinetwegen auch in der FAZ oder der Financial Times Deutschland stehen. Außerdem werden hier die Leser des Sergej sehr pauschal über einen Kamm geschoren. Warum hast du denn, liebe Baella, die Sergej dann überhaupt in die Hand genommen?  
bluddd: Zu dumm nur, dass Baella einen "Eiertanz zwischen den Lagern" Gloria zuschreibt, denn dieses Lager-Fass macht die olle Baella ja wohl erst auf. (Wer hat hier welche Denkmuster im Kopf? Baella oder Gloria?) "Jeder Zaun, jede Mauer wird aus Blumen sein, allerliebste Baella. Gloria scheint da weniger Mauern im Kopf zu haben bzw. Feindbilder als Du, Frau van Baden-Babelsberg. Und trotzdem hast Du recht, Baella, dass Glorias liebloses anachronistisches Revolutionsgequatsche wie ein muffiger Wein daherkommt, der das SO36ste Mal umgefüllt wurde. In Früher-war-alles-schöner-Larmoyanz-Schläuche!  
Rudi: Viagra, zeig uns Deine Transgenialität auf dem CSD  
Kati Gloria Witt-Viagra: Liebe Punktrichterin Baella Barbara Salesch, erfreut, ihre Wertung meiner Kür vorzufinden (da weder Sie noch etuxx mal Bescheid gegeben haben..), möchte ich Ihnen gerne antworten: Ganz allgemein bedauere ich, dass ein ganzer Teil meines Eistanzes Ihrem geschulten Auge entgangen ist (wonach bückten Sie sich denn??) bzw. bewusst nicht in Ihre Bewertung eingeflossen ist. Somit kann eine Darbietung natürlich nicht die volle Punktzahl erreichen... Dass Sie meinen appellativen Dialog mit den Zuschauern(Lesern) belächeln, steht Ihnen frei, sowie es meine persönliche Freiheit ist.  
Kati Gloria Witt-Viagra: Ob der von mir gewählte Berlinerische Stil die Zuschauer erreicht, ist Sache der Zuschauer und steht Ihrer Bewertung nicht zu. Und da ich monatlich auf dem Eis bin, kann ich Ihnen nur sagen, die Resonanz ist weit größer, als erwartet und hat Kontinuität. Und für mich ist dieser Dialog der Sinn meiner Vorstellung !! Insofern kann Ihre vorgefertigte Meinung über die Zuschauer doch nicht in Ihre Wertung über mich einfließen. Aber mein Stil scheint ja ein Lieblingsthema bei etuxx zu sein... (Wer darf, und wie...)  
Kati Gloria Witt-Viagra: Auch hier denke ich, werden Sie mir die künstlerische Freiheit als in Berlin Aufgewachsene lassen müssen, zumal ich zwar Ihre Identität nicht kenne, aber in Ihnen eine Zugereiste vermute, da der Berliner Eislauf-Verband so klein ist, dass er keine eigene Punktrichterin stellen kann !!! Berlinerisch als proletarisch zu klassifizieren entspringt übrigens Ihrer Interpretation.  
K G W-V: Da Sie so gerne auf meinem ach so alten Alter rumreiten, was die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat, gehe ich davon aus, das Ihre jugendlichen Erfahrungen nicht bis an die ersten Spaltungen des CSD reichen, die da sehr wohl aufgrund von Verarsche und Streit von den bürgerlichen Kräften im CSD-Bündnis herrühren...  
K G V-W: Doch möchte ich Ihre Kritik im Bezug auf die fehlende Schärfe, als auch die Kritik an der Traditionalität des alternativen CSD zur Kenntnis nehmen und geloben, da noch ein wenig zu trainieren. Dieses Paar Schlittschuhe werde ich mir wohl anziehen müssen. Wobei ich mich ja aus dem SO36 als auch aus der Vorbereitung des transgenialen CSDs schon im letzten Jahr verabschiedet habe. Es ist also durchaus Platz für Sie, liebe Frau Baella, ihren Wertungskatalog und Ihr unerschöpfliches Engagement dort einzubringen und sich in zeitgemäßer Form zu engagieren. So müssen Sie nicht immer nur andere bewerten.  
Kati Gloria Witt-Viagra: Im Bezug auf die Austragungshalle "sergej" kann ich mich eigentlich nur dem Tenor der ersten beiden Kommentatorinnen anschließen. Es gibt sicherlich schöner geschmückte Hallen, und ich muß mich fragen, wer hier wen aufwertet, aber aufgrund des o.g. Dialogs werde ich hier erst mal weitertrainieren. Insofern finde ich diese Kritik warme Luft in einer Eishalle. Ich bin jedoch nach wie vor für Ihre Anregeungen wie z. Bsp. Trainingsmethoden und neuen 4-fach-Sprüngen gegenüber aufgeschlossen, und hoffe, hier werden nicht gleich wieder etuxx-mäßig die Eisenstangen vor die Schienbeine gehauen.... Mit freundlichen Grüßen Ihre Kati Gloria Witt-Viagra  
Gloria Witt: @ RUDI Mein Lieber, besorg dir nen schönen Fummel und machs (dir) doch selber..... !!!!  
jugend trainiert für olympia: liebe kati gloria witt. ich bin "die lätta" und 12 jahre alt und vorläuferin bei der jugendgruppe "eisprinzessinnen" hier bei uns im leistungszentrum in halle saale. seit vielen jahren verfolgen wir mädchen und buben deine tollen küren. am besten gefiel uns deine carmen 1988 oder so in calgary, wo du der andren blöden kuh die show gestohlen hast: einwandfrei in der technik, vollblütig in der mimik & gestik und transgenial in den sprüngen. für das diesjährige tunt-und spotfest, nächsten samstag auf dem kuhdamm und in kreuzberg haben wir auch eine kleine kür eingeprobt - aber laß dich überraschen  
jugend trainiert für olympia: zu dem etwas unoriginellen beitrag von der blöden paella (die sollte lieber weiter ihre nase in ihre fisch-reispfanne zwischen den beinen stecken) kann man einfach nix sagen. vielleicht sollte alle schwulen mädchen froh sein, das wir zweigleisig marschieren & feiern - oder könnt ihr mir sagen, wie man die ganzen interessierten rentner, heten, hunde & touristen in kreuzberg auf den fußwegen stapeln soll? für viele der ganz jungen sowie uns hier vom leistungszentrum gibt der "große" csd mut zum coming out: wir sehen dort, es sind wirklich viele so wie wir.  
jugend trainiert für olympia: die kleine aber feine schwester in kreuzberg gehört aber auch dazu und ist genauso wichtig und steht für mich unter dem motto "I'm coming home!": zeigen das nicht die ganzen großen autos und die laute musik den csd ausmachen, sondern die schwulen, tunten, lesben, transen. liebe paella, bitte laß dich vom magazin kündigen und spende dein honorar der renovierung unserer eisporthalle in halle. eure "die lätta"  
Gloria@Baella BlaBla+ etuxx-Redak.: ALSO ICH FIND'S NACH WIE VOR NEN ZIEMLICHES UNDING, WENN HIER JEMANDEM (HIER FRAU BAELLA BLABLA) DER RAUM GEGEBEN WIRD, SICH ALS RICHTERIN(...) AUFZUSPIELEN UND JEMANDEN PERSÖNLICH (OUI, C'EST MOI...) UND ÖFFENTLICH ANZUGREIFEN - (DETTE NOCHMA RICHTUNG ETUXX-REDAKTION UND FRAU BAELLA....) ABER DAS FRAU BAELLA ES BIS HEUTE NICHT FÜR NÖTIG HÄLT, OOCH NUR EINMAL NOCH MAL NE POSITION DAZU ZU BEZIEHEN, FIND ICK DANN DOCH ZIEMLICH ERBÄRMLICH... BÄHHHHH.....  
BBB @ Gloria 1: meine liebe gloria: ich spiele mich hier nicht als richterin auf, sondern habe mir erlaubt, dich zu kritisieren. mehr nicht. was in deiner antwort nur rüberkommt ist die empörung, dass du hier öffentlich kritisiert wurdest und dass mir hier dafür raum eingeräumt wurde. ich wundere mich. wer sich öffentlich äußert, muss damit rechnen, dass man auch öffentlich über seine (ihre) äußerungen spricht. eine mitteilungspflicht einzufordern ist albern. ich habe weiter nicht geantwortet, weil du in der sache nicht weiter auf meine kritik eingegangen bist. worauf also hätte ich noch reagieren sollen, außer auf dein verletztes ego?  
BBB @ Gloria 2: übrigens wurde ich als punktrichterin von der redaktion bezeichnet. diesen titel habe ich mir nicht selbst gegeben, im gegenteil, die rolle der (punkt) richterin ist mir zuwider. zuwider sind mir auch DEINE beleidigungen, die du über mich ausgegossen hast und die in keinem verhältnis stehen zu dem, was ich mir erlaubt habe, über deine kolumne zu schreiben. ich hoffe, du bekommst jetzt nicht einen herzinfarkt, wenn ich dir sage, dass baella van baden-babelsberg eine aktive mitwirkende der etuxx-gemeinde ist (sich also auch noch selbst den raum genommen hat).  
BBB @ Gloria 3: und dass wir zwei hübschen sogar schon mal zusammen auf einem so36 wagen geglänzt haben (anläßlich der präsentation des farbbeutel luders in strömendem regen). diese ähnlichkeiten machen wahrscheinlich deine raserei aus? ach herzchen. nimm dir doch selbst den raum auf etuxx, der hier anderen eingeräumt wird. oder kritisier das kulturhaus ernst meibeck im sergej. du brauchst mich auch nicht darüber zu informieren. dann, hoffe ich, wird alles gut.  
Gloria 2 Baella: Meene liebe Bell-la, schön ma wat von dir zu hören, ooch noch mal ne Antwort von mir... Als erstes sorry, aber icke weeß nicht (mehr), wer du bist.. kann mir an die Beutelluderregenaktion erinnern, aba nich mehr an alle Leute..., wie jesacht sorry. 2. Natürlich jibts keene Mitteilungspflicht, icke halte det so, aber hab ooch mitjekriegt, dass det längst nich Tenor is... Schwamm drüba. Aba natürlich is meen Ego verletzt, weil ich die Kritik inhaltlich ziemlich dürftig fand bzw. jesacht hab, wo de Recht hast...  
Gloria 2 Baella: bzw. icke Kritik annehmen kann. Der Rest war Kritik am Alp'schen Blättchen, die ich durchaus teile, aba wie jesacht, icke nutze det Forum, weil die Resonaz durchaus spannend is und icke mit den Lesern zu tun hab, und nich inner Redaktion sitze... Wo und an welcher Stelle icke dich beleidigt hab, det is mir völlig unklar... janz ehrlich. Den Stil, den ick jewählt habe??? Können wa ja ma bei nem Bier drüber reden..., wenn de dir (noch) ma zu erkennen bist...  
G2B: ...zu erkennen GIBTS... sorry  
Franz B (etuxx-Redakteur): Liebe Gloria, willste nicht mal einen schönen Text schreiben zum tollen Thema Kritik/Sebstkritik oder Geständniszwang als Diskurs (Foucault) oder gar zu "Was tun?" (Lenin)? Auch die etuxx-Redaktion freut sich über Kritik. Man darf uns auch schonmal als "neunmalkluge Hetzer" (mausebär) bezeichnen ohne, dass wir gleich einen Krieg beginnen wollen. Wir sind ja nicht die Bahamas. Also dies ist eine Einladung. Wenn du etwas mitteilen möchtest, schreib was und wir könnten es als foo hier online stellen. Trau Dich.  
Gloria @ Franzl: ?????  
Lore@Franz: etwas netter hättest du die einladung an gloria schon formulieren können. es ist ja nicht in erster linie eine frage von mut, etwas für etuxx zu schreiben, sondern von gemeinsamem diskussionsinteresse.  
Franz B@Gloria: Na , d.h. wenn Du einen text schreiben willst für die nächste Ausgabe, könnten wir den ja rein nehmen.  
Gloria @ Franz: Können wa/icke ja ma überlegen... Aba icke kenn die Foucault-Ergüsse beim besten Willen nich... Aba jeht ja ooch ohne denk ick.. Wann issn Redak.schluss...??  
Franz B: Asche über mein Haupt! Ich hoffe hier mit der Einladung zum schreiben nur im positiven Sinne vorgeprescht zu sein und tatäschlich netter muss ich die Einladung zum Schreiben schon formulieren. Wir sind ja kein Käseblatt oder die Interim. Die Themen über die bei uns geschrieben werden können sind vielfältig im Prinzip gibt es da kaum Grenzen. Kritik an etuxx ist aber nicht nur geduldet, sondern erwünscht davon lebt unser Projekt. Auch das veröffentlichen in sergej ist keine Straftat, das ist sogar mir mal passiert. Redaktionsschluss ist der 22.9. ein Text solt aber wenigstens bis zum 15. bei uns vorliegen.