An den sehr geehrten Herrn von Praunheim
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Anlässlich des sechzigsten Geburtstags Rosa von Praunheims am 25.11.2002 erreichte die etuxx-Redaktion eine Bewerbung. Der Verfasser war in der Annahme, etuxx würde mit Rosa von Praunheim zusammenarbeiten. Wir haben aber weder die Adresse des berühmten Filmemachers, noch wissen wir, wo er sich zur Zeit aufhält und schicken deshalb die Bewerbung eines gewissen Blau von Rheinau in die weite Welt. Wir kennen die Chat-Gewohnheiten Rosa von Praunheims nicht, aber wir hoffen, er wird auf diese Weise von der Bewerbung erfahren. Über die unten bereitstehende Eingabemaske kann er oder sein Büro eine Zu- oder Absage erteilen. |
Blau von Rheinau
BEWERBUNG
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Sehr geehrter Herr von Praunheim,
letztens hab isch bei Ihrer Geburtstagsfeier im Kino gsesse. Isch fand die escht schä. Auch wenns mit de Mikrofone un mitm Gsang net so geklappt hot. Wisse Se, des war so als ob Hollywud und die rattebar fusioniert sin. Die rattebar, des is son autonomes homokneipeprojekt, wo isch als hiegeh. Doo kenne Se mehr lese zu. Un mit denne Autonome habbe Sies doch auch, gell? Des wees isch, weil Sie damals als isch noch in Hamburg so Häuser bsetzt hab, da habbe Sie auch für Ihre Biografie rescherschiert.
Isch fand auch suber, dass alle umsonscht neigekomme sin, isch meen, ins Kino. Wo ma doch sonscht zu so was immer Eintritt zahle muss. Isch hab glei gspürt, dass isch dazughör. Hinnerher hab isch ä bissel geprahlt damit, des muss isch zugebbe. Als dann abber nur die uf die Bühne gegonge sin, die schon mal in nem Film von Ihne mitgewirkt habbe, da hab isch leider unnebleibe müsse. Isch hab gedenkt, was wär des jetzert schäh, wann isch do obbe mit gstande hät. Und so süsse Bube habbe Ihne Küsssche gegebbe, Kinners näh!
Also isch sachs jetzt grad frei raus, dass isch misch entschlosse hab, misch bei Ihne zu bewerbe. Damit isch, wenn Sie Ihrn Siebzischste feiere, do obbe mit dabei bin. Isch steh a uff Männa. Und am liebschte würd isch hinner der Kamera was mache. Weil des, was Sie vor der Kamera do ins Bild bringe, des gefällt mer net immer. Isch sags grad raus: isch würd gern bei nem, wie sacht ma? Dukomentarfilm mitmache. Weil des, was Sie dukomentarisch gemacht habbe, des hat mir eigentlisch immer gonz gut gfalle. Aber sobald bei Ihne Schauspielr ufftrete, do werds peinlisch. Äscht. Am schlimmschte war der Hirschfeld-Film, also ährlisch, den hab isch Ihne noch bis heut net verziehe, weil do geht's ja nur schauspielerisch zu. Des, was die do saache, des nimmt ma ja kennem ab. Des hätte Se dem alte Mann net antun dürfe. Aber okay, die Bettwurscht war suber. Oder der Film über die drei Fraue do in New York. Oder auch der über Sie selbst, net schlescht.
Wisse Sie, isch muss mol eens saache: Ihrn allererschter Film, der über die Homos, der war ja auch gstellt. Den hätte Sie besser dukomentarisch gedreht. Isch glaub, der hot nur soviel Betroffeheit ausglöst, weil alle peinlisch berührt ware über die gstellte Szene und des Moralin was Sie da mit versprüht habbe. Die Leid sinn damals uffgstanne, net weil Sie dursch Ihrn Film Mut bekomme habbe. Des is Quatsch. Gonz im Gegeteil, die habbe sisch gschämt für des un hinnerher habbe se sisch gsacht: Des kenne mer net so stehlosse. So, wie der Herr von Praunheim uns dastellt, so simmer net. Un donn habbe se sisch organisiert. Uff ä Art is des gut, weil Sie Ihre Wut domit quasi nahtlos weitergegebbe habbe. Uff die anner is aber des Moralin dabei net rausgegange. Des spürt ma heit noch, Sie! Bei Ihne und bei all denne annere auch.
Also isch will Sie jetzt net langweile mit Details, die könne mer donn ja später bespreche. Isch könnt ja Ihrn Sekretär mache, hab isch mir gedacht. Des hot mein Ex emol bei Ihne gmacht. Von demm her wees isch nämlisch, dass Sie, immer wenn Sie in New York sin, donn gehe Sie immer im Zentralpark spaziere un redde übers Lebe. Und da könnt isch Sie a bissel berate, wenn Sie mir des jetztert verzeihe. Aber en Radschlach konn noch jedder gut gebrauche und die beschte Berater sind die kritischste.
Isch bin a schon ä bissel älter und hab Lebenserfahrung. Aber isch seh noch gut aus. Mein Name is Peter Manheim, aber isch nenn misch auch Blau von Rheinau, weil do kumm isch her und die Farb gfällt mer. Bei Ihrer Feier hab isch auch schon mal gonz nah nebe Ihne gstanne, aber isch hab misch net getraut, Sie anzuspreche. Isch bin nämlich nur gut im Redde wenn isch Wut im Bauch hab, und die hab isch da net gehabt.
Also, alles klar, gell? Also. Okay. Herzlische Grüße auch ans Tiem von
Ihrem
Blau von Rheinau
P.S. Rheinau, des ghärt zu Mannem dozu. Isch hätt noch zwee Vorschläg fürn Dukomentarfilm, den Se mache könne, aber nur wann isch do mitmach. Erschtens mol en authentischer Porno oder zwettens en Film über die rattebar, oder so.
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