Das Kulturhaus "Ernst Meibeck" eröffnete am 12.12.2001 anläßlich des ersten Geburtstags von etuxx. Wie der Name schon vermuten lässt, ist Kultur drin und wartet mit ständig wechselnden Veranstaltungen auf uns und Euch. Film, Musik, Internetseiten, Kneipenprojekte, Imbissstuben oder die billigste Trinkhalle, Kultur hat viele Gesichter.
Diesmal Büchertipps für die Weihnachtszeit


"Der Durchblicker"
Irvine Welsh ist der Autor des Buches, nach dem der gleichnamige Film 'Trainspotting' gedreht wurde. Wem Trainspotting als Buch zu dick ist, dem sei dieses kleine Bändchen empfohlen. Es enthält eine Quintessenz des Welsh-Universums voller männlicher und weiblicher Junkies, unsinkbarer Fussball-Leidenschaft und vergeblicher Liebesmüh. Das schönste daran aber ist die einmalige Darstellung des Schwulen: der Homo, mal nicht als Opfer, nicht als Aussenseiter, sondern als lustvolles Arschloch unter Arschlöchern. Eine Befreiung. Für 15,50 DM bei dtv. (mc)
"Tod einer Queen"
Magdalena Nabb schreibt ein bißchen wie Simenon, einfach und lakonisch, aber immer dicht am Alltag. Hier ist es der Transenstrich von Florenz, der aufs trefflichste mit dem Alltag der kleinen Beamtenfamilie um Commissario Guarnaccia kontrastiert. Wir erfahren eine Menge über die MTF-Welt in Italien, werden über die Unterschiede zwischen Transen und Homos aufgeklärt, und lesen ganz am Ende sogar einige kritische Zeilen über Transsexuelle. Alles verpackt in eine faltenlose Krimihandlung. Für 14,80 DM bei Diogenes (mc)
"Zetsuai" & "Bronze"
Minami Ozaki ist Zeichnerin und Autorin der Reihen 'Zetsuai' und 'Bronze'. Im Stile des japanischen Shonen-Ai-Manga erzählt sie die Liebesgeschichte des Popstars Koji Nanjo und des Fussballers Takuto Izumi. Beide gehen natürlich noch zur Schule und vor allem letzterer ist unglaublich sexy. Die Geschichte ist wohl eigentlich für japanische Teenie-Girls geschrieben. Die Bilder folgen ungewohnt chaotisch, die Figuren sind feingliedrig und sanft, die Konturen offen. Während Koji von Takuto geradezu besessen ist, begreift dieser nur langsam, dass auch er sich in Koji verliebt hat. Das vorsichtige Coming Out zieht sich durch die ersten fünf Bände. Immer wieder wird Takuto von Koji bedrängt. Während Wunsch und Wirklichkeit in den Bildern verschwimmen, bleibt unklar, ob die obsessive Gewalt, die von Koji ausgeht, in letzter Konsequenz real ist. Ein Comic zum Träumen, für alle Schwuchteln mit einer Vorliebe für die Jungs vom Fussballplatz.(br)
"Geständnisse eines Küchenchefs"
Anthony Bourdains Buch ist ein Lese-5-Sterne-Menü, ideal als Geschenk für andere und sich selber, doch vor allem für die, die gerne selber kochen oder noch besser für diejenigen, die gerne 'gut' essen. Es wird radikal aufgeräumt mit dem Mythen der sogenannten gehobenen Küche. Der Untertitel 'was sie über Restaurants nie wissen wollten' trifft’s auf den Punkt und deckt sich mit den jobmäßigen Bratpfannen meiner Vergangenheit. Alles über das Koks der Jungs, die bis spät in die Nacht die Tiegel schrubben, das Eigenleben und die Allüren der Abend- und Nachtschichten dieser seltsamen Gattung 'Wirt'. Auch nicht zu kurz kommt, mein erstes mal Austern und der berühmte Kampf der schwarzen und weißen Küche (Schwarz=Service, Weiß=Küche). Fachsimpeleien á la haute couisine sind für Nicht-Frankophilie und die, die Michelin nur als Autoreifenmarke oder gar nicht kennen, auch einfach überlesbar und trüben ein ständiges schmunzelndes Vergnügen nicht. Kurzweilig für 46,00 DM (rob)
"Reise nach Havanna"
Du wachst auf, der Morgen dämmert schon. Du suchst Nähe zu dem, der neben dir liegt. Als du dich ihm zuwendest, um ihn zu berühren, fährst du zusammen. Unter der Bettdecke neben dir zeichnen sich Umrisse eines Ungeheuers ab. Ein viel zu großes Ohr und halb verstümmelte Glieder. Entsetzt fährst du hoch, schaust wieder hin. Bist Dir ganz sicher, daß es kein Traum ist. Und alles scheint beim Alten, vom Ungeheuer keine Spur. Die „Reise nach Havanna“ des kubanischen Autors Reinaldo Arenas ist voll diffuser Realitätsverschiebungen, die oft so feinsinnig beschrieben werden, daß ich nicht dem Satz traute, den ich gerade eben noch gelesen habe. In drei unabhängig voneinander erzählten Geschichten beschreibt Arenas eine Wirklichkeit, die ebenso skuril und lustig wie schwer zu ertragen ist. Merkwürdige Rätsel sind das, deren Lösungen erst ganz zum Schluß folgen, weshalb ich hier auf jede inhaltliche Wiedergabe verzichte und empfehle, den Klappentext erst hinterher zu lesen. Erst von ihrem Ende aus betrachtet werden Handlung und Motive der Personen plausibel, was die farbenprächtigen und sehr genauen Beschreibungen zu einem Lehrstück machen, wie Leben wohl funktioniert. Reinaldo Arenas wuchs in den Jahren der kubanischen Revolution auf, die er begrüßte und für deren Ziele er sich einsetzte. Doch als schwuler Schriftsteller wurde er bald scharf angegriffen und verfolgt. Nach mehrjährigen Haftstrafen unter übelsten Bedingungen mußte er sein Land verlassen und ins Exil fliehen, zunächst nach Miami, später nach New York. Dort nahm er sich das Leben.
"Ich lerne Deutsch"
Der kleine Roman ist die Geschichte von Ernst auf der Suche nach seiner Familiengeschichte. Ernst ist in Paris als Sohn deutscher Eltern aufgewachsen, die aber mit ihrer deutschen Vergangenheit radikal gebrochen und in Frankreich ein neues Leben begonnen haben. Er entscheidet sich, an der Schule das Fach Deutsch zu belegen und nimmt an einem Schüleraustausch teil, bei dem er den gleichaltrigen Rolf aus Saarbrücken kennen lernt. Die beiden freunden sich an, besuchen sich regelmäßig und haben anfangs auch Sex miteinander, bis Rolf sich in ein Mädchen verliebt. Gemeinsam machen sie sich daran, die Verwicklung ihrer Familien in das Nazi-Regime aufzuspüren. Der Roman erzählt sehr schnörkellos von verschiedenen Identitätsfindungen und wirft einen französischen Blick auf die deutschen Nachbarn. Jeder, der schon mal mit auf einer Klassenfahrt im Ausland war und sich dort unter anderem auch mit seinem Deutsch-Sein auseinandersetzen musste, wird einiges wiedererkennen. Heyne, 7,95 Euro. (ll)
Zum Schluss: Warum diesmal Bücher
Da wir im unserer Dezember-Ausagbe den lesbisch-schwulen Traditionsbuchladen"Prinz Eisenherz" virtuell zu Gast haben, lag nichts näher, als uns als erstes Bücher ins Kulturhaus zu holen. Bücher, die beliebtesten Weihnachtsgeschenke, empfohlen von etuxx-Redakteuren und Usern. Wenn auch Du denkst, andere mit einem Buchtipp besser durch die graue Jahreszeit bringen zu können, oder den "NachhausefahrerInnen" mit einem rettendenden Geschenk zu Weihnachten auf die Sprünge helfen zu können, schick sie als E-Mail an kulturhaus@etuxx.com ! Allen Eiligen und Dränglern steht unser bequeme 700-Zeichen-Theke natürlich wie gewohnt am Ende des Raumes zur Verfügung. Und auch für die schnelle Gegendarstellung, die gegenteilige Meinung oder generell etwas gegen Kulturhäuser ... .
Das literarische Quartett: sucht einen Nachfolger, leider ist hier im Kultur-Buch-Haus noch keines ordentlich verrissen worden, wobei ansonsten auf diesen Seiten doch gern "aufgeräumt" wird mit falschen Meinungen, ... naja vielleicht sind doch weniger (Buch-)leserInnen unter den Kulturhausbesuchern.  
DaRealDiddi (returns): Dit wird o' nich passian. Um een Buche richtich zu vareissn, musstet nämlich zuende jelesen ham. Hack o nich jeschafft bei Benjamin Stockbart-Brille, Christian Ach&Kracht un Jesellen, sonns würd'ck se jetzt vareissn.  
Uwe: Sind die Bratpfannen beim Koch da gar nicht schwul? Hört sich ja so an.  
Janosch: Nö, den Preishammer hat (rob) für ordentliche Hetenkacke vergeben. Ich hab das Buch auch gelesen. Doch so manch abschätzige Homobemerkung wartet auf dich. Profikocherei ist entgegen aller 1000-jähriger "Frau am Herd-Geschichten" sone richtige Männermackerei, so cool wie HipHop... - ne irgendwie kann man auch nicht alles vergleichen ... aber irgendwie doch.  
Der Scheff: ist erbost darüber, diesenorts büchertipps für den american way of life um die ohren gehauen zu bekommen. jedenfalls drängte sich mir just dieser eindruck auf, als ich die rezension zu bourdains geständnissen im reflektierenden intelligenzija-spezialblatt und dort speziell die passage zum gefallene-engel-retter bigfoot las. pfui daibl!  Intulecktuellen-Bild
Uwe: He, he; kommt wir reizen den Küchenautor (rob) und den Scheff gemeinsam. Von beiden ist bekannt, dass sie nicht die schlechtesten Kaltmamsells sind. Und wir bekommen wie in alten Zeiten (Tuntentinte) endlich wieder eine gute Rezeptseite. Der kulinarische Rundumschlag damals von der Bäckerblume über Volksküchen-Mengenangaben zu Schweizer Apfelkuchen (PS: ein gutes Rezept) waren unschlagbar.  
xy unbekannt: das Kochduell: Mangoldstrudel (rob) gegen Böhmische Knödel mit sächsischer Ente (scheff)  
Der Scheff: übt schon mal, "eine Pfanne wie einen Basketball im Bogenwurf" auf den etuxx-server segeln zu lassen. (-:  
Uwe: scheff, was liest denn Du außer Entenrezepten und der Intelektuellen-Bild? Ernsthafte Nachfrage, wenn Du hier die Tellerwäscher-Mille-Geschichten bäscht, was aber durchaus dieser Seite gut tut. Andere Frage in die Runde; und wie stehts um die anderen Bücher? Hat die jetzt auch mal jemand zerrissen oder sich einen drauf runtergeholt?  
Der Scheff: Uwe, ich find ja die frage nach meinem lektüre-waschzettel etwas vermessen und daß ich entenrezepte läse, iss nur eine unbewiesene behauptung, aber sei es drum. ein wenig buchladenreklame schadet wenig: Alexander Osang: die nachrichten, Josef Rauhenberg: Zerschlag dein Spiegelbild, Wolfgang Schmidbauer: Die Angst vor Nähe, Arne Hoffmann: Lexikon des Sadomasochismus, Arne Hoffmann: Political Correctness, Herbert Sonnenberg: Boxen - Fechten mit der Faust, Kief Hillsbery: SkateBoy, Joseph W. Bean: Flogging, Michael L. Bushnell: essentials of elctronic Testing for digital, Memory & Mixed-Signal VLSI Circuits (in dieser reihenfolge)  
OnAir: Nachdem der Scheff auf dieser Seite unmißverständlich seine ungeheure Belesenheit dokumentiert hat, erwartet etuxx von ihm spätestens zur neuen Ausgabe im Februar (mindestens) eine Buchrezension eines der o.a. Bücher. Sonst droht unweigerlich der Verlust des Scheff-Titels! (Das ist keine Drohung sondern eine Tatsache. Wie Sie wissen hat auch Frau Lore Loghorröe durch Unachtsamkeit - wenn auch noch zu Tuntentinten-Zeiten - ihren Dr.Titel erfolgreich verloren. Seither versucht das Lorchen mühsam, den Titel an der Uni wiederzuerhalten, (vielleicht auch, um zu einem ganzen Mann zu werden? Aber das ist ein anderes Thema).)  
OhneAbiGlücklichSein: Der Doktortitel macht den ganzen Mann? Na, das erklärt einige(s).  
Der erschreckte Scheff: OnAir, heißt das, daß ich bis zur februar-ausgabe mindestens eines der waschzettel-bücher lesen muss oder tut es auch eine rezension ohne inhaltskenntnis?  
schlaubär: aber das hast du doch schon getan!  der foo zu: A.Ho.: Political Correctness
OnAir eskalierend:: @OhneAbiGlücklichSein: Da kannst Du mal sehen wieviele Luschen überall rumlaufen Herzchen. Mach mal schnell Dein Abi nach! @Scheff: auch querlesen ist erlaubt, was man als Scheff ja sowieso kann. Die OhneAbiGlücklichSeins merkens ja wahrscheinlich eh nicht. Und Lore konnte schon zu Zeiten ihre Doktors immerhin nicht nur quer- sondern auch queerlesen.