Ratten sind goil
Es kursieren ja verschiedene Erzählungen über Skinheads und schwule Skinheads im Besonderen. Auch auf etuxx entzündete sich ein Disput, welche denn die angemessene Erzählung darüber sei. Die von der völkischen Glatze in ostdeutschen Plattenbausiedlungen oder die von der multiethnischen Subkultur solidarischer Underdogs der britischen Arbeiterklasse? Die von der patriarchalen Hau-drauf-Mentalität oder die von der rebellischen Gegenkultur? Ich möchte hier eine Erzählung zum Thema schwule Skinheads vorstellen, von der ich nicht behaupten möchte, dass sie die vorherrschende sei, von der ich mir aber wünschen würde, mehr und öfter davon zu hören.

Dem Autor Lawrence Ytzhak Braithwaite, der von seinem Land zynisch als "KKKanada" spricht, ist das Bravourstück gelungen, ganz unterschiedliche, vermeintlich unvereinbare soziale und kulturelle Sounds zu sampeln. Jedes gute Pop-Kunstwerk bringt ja Dinge zusammen, die sich eigentlich dagegen zu sträuben scheinen, dann aber letzten Endes ein klasse Mix ausmachen: Braithwaite schreibt schwarze, jüdische, franko-kanadische Elemente in die Skinhead-Kultur ein, beziehungsweise gräbt sie wieder aus. Zum Titel erklärt der Autor: "Ratten überleben und passen sich an, sie treffen sich in den tiefer liegenden Gegenden, wo niemand hinmöchte, essen, was niemand essen möchte. Wie die armen und niederen Klassen, wie Edison und die anderen Figuren in dem Buch. Weil die Dinge eben so sind, sage ich: Ratten sind nett."

Der Roman spielt in den weniger gut situierten Vierteln des kanadischen Victorias, wo verschiedenen subkulturelle Cliquen abhängen. Edison, ein schwarzer schwuler Skinhead und Rudeboy mit jüdischer und franko-kanadischer Verwandtschaft, der als Schuhputzer arbeitet, gehört zu einer davon. Und hat Ärger mit einer weißen rassistischen Neo-Nazi-Skinhead-Gang. Quex ist der Chef der einen, Sparker der der anderen Clique. Prochain wiederum ist ein Hool und Schlägertyp, dem keiner aus beiden Gangs zu nahe kommen möchte. Und dann ist da noch Elie, ein Freshcut, um den beide Gang-Chefs werben und in den sich Edison verknallt und mit dem er viel Spaß hat. Schließlich gibt es noch den Intellektuellen Chubby, der Edison super annervt mit seinem abgehobenen Gewäsch über Edisons emazipatorischen Kampf. Der Roman hat den Untertitel PSP (Perfect Street Punk) und so ist er auch komponiert: ein spannendes Gewirr aus verschiedenen Stimmen, die hart aufeinandertreffen und zu einer Kanak Sprak verschmelzen. Der eigentliche Inhalt des Buches ist nämlich sein kraftvoller Sound, den man genießen kann wie ein gutes Stück Musik oder ein kühles Bier.

"... es ist wie eine frische Tätowierung, wenn man eine Seite druckt. Es fängt einen Moment/Ort, Gefühl und Zeit ein. Es orchestriert den Körper in Bewegung, wie er sich krümmt, um einen Stift zu bewegen/auf eine Taste zu drücken/ eine Faust zu formen/ eine Getränk zu heben oder sich zu einem Rhythmus zu bewegen."

Na, ob wir das noch zu träumen gewagt hätten, dass wir es auf etuxx noch mal mit einem Skinhead-Rap zu tun bekämen? (Obwohl ich auf der "Sun, Sea and Socialism" CD von Mad Butcher schon auf einen solchen gestoßen bin, der mir allerdings weitaus weniger gefallen hat als der phatte Oi!-Groove von Bredda Braithwaite.)

Der Roman hat für deutschsprachige Leser nur einen Nachteil: er ist sauschwer zu verstehen, weil er sehr virtuos mit der Sprache umgeht und sich nicht viel um ortografische Standards kümmert. Um seine weniger eingeweihten Leser und Leserinnen dennoch nicht ganz auf dem Trockenen sitzen zu lassen, hat der Autor einige Begriffserklärungen angehängt, die schnoddrig in die verschiedenen Szenen, Kulte, Styles und Bands einführen, wie sie dem Mund seiner Romanhelden und nicht irgendwelchen Soziologen entsprungen sein könnten, also absolut Street Credibility besitzen.

Oi! und Cheers vom stift

Lawrence Ytzhak Braithwaite: Ratz Are Nice (PSP), LA/NYC: Alyson Books, $ 11.95
Kontakt zum Autor des Buches
Interview auf Englisch mit dem Autor

-- von stift

Yo
Diddi: Ick wollt einfa' ma' hier wat hinjeschriem' ham'. Wejn dem Volka. Jippt'a sich ja imma sone mühe mit seine attikel. Und denn jipps keen kommenta. Dit hatta nich vadient.  
Diddi: Nich dattich dit buch jezz jelesen hätte odda so. Hack' ma zwa ma vorjenommen, abba .. wie det so jeht. Ers denkse, klaaa altta, lawrence ytzhak brainwhite, allta, voll der typ. Abba dann ... verjisstet. thatz the way. abba nix uff volka. full der mate.  
Stulle: Ditta Volka sich sooooone Mühe jippt mit seine Attikel halltick abba fürn jerücht!  
Bemerkungmaker: Könnt ihr mal mit Eurem Kauderwelsch aufhören? Hier sind auch noch andere Leute.  
Diddi: Aaaalta! Hier wa jah-re-lang nüscht los, in dem Forum hier. Un jetz, womat grade für uns entdeckt ham, jetze komms du. Vapissda!  
icke: diddi, du vakleideta kaffesachse, "womat" is ja wohl quatsch mit soße, alta. "wowat" höchstens. aba mach ma weita, is bessa wie dea müll sonst. ;)  
volka: ey, voll phätta groove, kumpelz. schreibtma ochn buch, dit ma vasteht, wenn ma nich kanadisch kann. oi un rotfront, mates  
Guckegern: Möchtergerns unter sich  
Diddi: Seh'ck jenauso.  
Labersack: samma Bemerkungmaker, woh sinn hier andra Loide?