"Zu Ihrem neuen Topp von Gucci passt ein Flachbildschirm von Armani!"
Diese Diskussion wurde angeregt durch einen Artikel über neue und alte Medien von Ralf aus Stuttgart.

“Es wird eine neue Computerarbeitsplatzmode produziert, die äußerst elegant ist, aber lediglich aus Oberteilen besteht, die zudem hinten offen und mit Haken und Ösen, Riemen und Gummizügen versehen sind. Diese Kleidungsfragmente sind wesentlich billiger als vollständige Kleidungsstücke oder gar Mehrteiler und sie reichen für den Heimcomputerplatz vollkommen aus. Normalerweise sitzt der Heimcomputerarbeiter nämlich im Schlafanzug und Morgenmantel oder im Jogginganzug vor dem Schirm. Lediglich zu den täglichen oder wöchentlichen Bildschirmkonferenzen schnallt er sich sein Computeroberteil an, um tough auf dem Bildschirm der Kollegen und Chefs zu erscheinen.“

Vor- und Nachteile einer solch modernen Arbeitswelt lassen sich nicht eindeutig gegeneinander abwägen. Selbstverständlich kann ein alter Revolutionshirsch röhren: "Was die Firma dabei spart - Miete und Mietnebenkosten eines Büros plus Sozialleistungen."

Doch wer regelmäßig arbeiten geht, weiß, was er sparen könnte: genau diese 1 Stunde zur Arbeit, genau die, die man sich jeden morgen wünscht, wenn der Wecker kräht. Vermissen könnte man die Morgenzeitung im Bus. Glücklich wäre man doch aber über alle nicht gesehenen gelangweilten, gestressten Gesichter zur Abend-Rush-Hour. Kein Stau, liebe Autofahrer, kein Stau. Kein noch so aufdringliches Körperwässerchen ihres Nachbarn im öffentlichen Nahverkehr, welches die gesparte Zeit für das Nicht-Duschen retuschiert oder meist noch schlimmer: die ganz persönliche Note seines Trägers ausdrücken soll.

Anders gesehen, gerade der Fetischist unter uns könnte in noch so makaberen Äußerem eine seriöse Callcenterauskunft geben, ohne sich “abzuschminken“. Punkt 2 ist jedoch die soziale Isolierung. Bildschirm neben dem Bett – Fluch oder Segen? Einmal den Fängen eines “Büroregimes“ entflohen, begannen z.B. “freie Journalisten“ bald wieder sich in Bürogemeinschaften zusammen zu schließen. Andererseits erfreut sich bei Erziehenden (sowohl Männer als auch Frauen) gerade im Kleinkindalter dieses “new economy –Modell“, da eine intensivere Beziehung zu dem Kind möglich ist. Und man fällt als Erziehender nicht für Jahre aus, die Karriereschranken sind so nicht mehr ganz verschlossen. Ein emanzipativer Bildschirmarbeitsplatz, sollte ich davon reden?

-- von Robert M.
Yo
Sascha B.: Ob Computer-Heimarbeitsplätze emanzipatorisch genutzt werden können, hängt entscheidend von den realen Beschäftigungsverhältnissen ab. Meist steht bei ihrer Einrichtung Kostenminimierung im Vordergrund. Die "physische" Bindung an eine Firma verschwindet, während die ökonomische Abhängigkeit des "Cybersklaven" unvermindert fortbesteht. Disziplinierung von aussen wird durch Selbstdisziplinierung ersetzt, sodass man von einer neuen Form der Entfremdung sprechen kann.  
Tim: Wer als Eigenbrödler schon immer vor sich her grummelte, ist dankbar, sich vor der Plappermeute schützen zu können. Kommunikationswunder und Plappertaschen suchen sich immer schnell jemanden, die beschriebene Bürogemeinschaft. Die Menschen sind verschieden.  
Sascha B.: Das ist ja wohl der Gipfel des gesellschaftlich kritiklosen Pragmatismus, entschuldige bitte! Und weshalb sind die Menschen deiner Meinung nach verschieden? Wegen ihrer Erbanlagen etwa? Oder wegen ihres Karmas vielleicht?  
Robert M.: kreatives oder krankes (bzw. kränkendes)Umfeld, darum geht doch, Tim Pragmatismus vorzuwerfen ist doch quatsch. So mit Ja/Nein läßt sich diese Frage für mich auch nicht beantworten. Es ist dann wohl eher die Frage, ob man gern arbeitet, Spaß dran hat oder es als Qual ansieht, ob man sich eine andere Gesellschaft erträumt oder ob man die bestehende angenehm gestalten/ ggf. reformieren will. Die Grundeinstellung zu dem was man "arbeitet", bestimmt doch wesentlich das Erfüllungs-/Hassgefühl dazu.  
Sascha B.: ..."ob man sich eine andere Gesellschaft erträumt" oder es sich in der bestehenden möglichst angenehm einrichten will - das in der Tat ist die Frage! Natürlich kann ich auch an einer Arbeit Spass haben, die nichts mit meinen politischen Idealen zu tun hat, aber ich komme nur dann damit zurecht, wenn diese Arbeit lediglich einen vernachlässigenswerten Raum in meinem Leben einnimmt.  
kolja: ich höre und spreche schneller als ich lese und schreibe. soweit mein statement zur arbeitsorganisation. am ende ist es eine frage der konkreten arbeitsaufgabe, ob ich z.b. in einem büro kreativ vor mich hinwurschtle und es trotz aller eigenbrödlerei manchmal ganz gut tut, zu sagen, was ich gerade nicht auf die reihe bekomme und dann eventuell jemand zuhört und mir durch das sponate gespräch weiterhilft und ich froh bin, nicht auf die nächste arbeitsgruppenkonferenz warten zu müssen... das jedenfalls ist ein gänzlich anderes arbeitsplatzproblem, als die ersetzung von knöpfchendrückenden bandarbeiterInnen durch callservicebedienstete. (hat das jetzt irgendwer nachvollziehen können?)  
mausebär: vielleicht verstehe ich das thema nicht: geht es hier um emanzipatorische potenzen der new economy? wenn das so wäre ... finster, finster. die hat nämlich keine. und evtl. müsste auch etuxx samt sympathisantinnensumpf ganz ruhig und freundlich noch mal gesagt werden: Wer an Arbeit Spass hat, macht was falsch und betreibt das Geschäft der postmodernen new-economy-wixer. Arbeit ist Scheiße - immer und überall!  
Lore: Lieber Mausebär, warum so undialektisch? Nach Marx liefert gerade der Kapitalismus in seiner entwickelsten Form die Bedingungen für seine eigene Überwindung. Bleibt noch zu fragen, ob die "New" Economy nicht der Alte Schwindel ist.  
Kolja: ganz allgemein gesprochen, schlauer mausebär: es ist nicht die frage des gesellschaftlichen systems, ob man an arbeit spass haben darf. freilich darfst du dir das ganz persönlich verbieten. ich aber nehme mir die freiheit, spass zu haben. genauso wie ich mir die freiheit nehme, in einem abhängigen arbeitsverhältnis zu arbeiten, weil ich einfach (egoistisch und ganz unpolitisch gesprochen) keinen bock auf unternehmerstress habe. was den spatzen zu seinen ausführungen bewegt hat, das weiss ich allerdings auch nicht.  
mausebär: liebe lore: stimmt völlig, was du sagst, ich versteh den widerspruch zu mir nicht. hi kolja: bei etuxxens hab ich gelernt, niemanden irgendwas verbieten zu wollen ;-). na ja: ich mein nur, dass es ein elender selbstbetrug ist, an der arbeit spass haben zu wollen (schlimmer: spass zu HABEN!). klar und banal ist, dass wir uns alle eventuelle arbeit so schmerzfrei wie möglich einrichten. mir wär wichtig, dass bewusstsein des ARBEITSZWANGS, dem wir alle ausgesetzt sind, aufrechtzuerhalten. viel kluges, zu arbeit steht im "manifest gegen die arbeit" von der gruppe krisis: www.krisis.org  Hier auch einiges übers große Ganze....
Robert M.: Mausebär, Du machst dir die Arbeit, hier (und auch früher schon) mitzudiskutieren, warum? aus Zwang oder aus Spaß? Und wenn Du so willst ... hier ging es dem Autor wohl um die "möglichst schmerzfreie Arbeit", eine Diskussion ums Jetzt und die aktuellen Entwicklungen. Du diskutierst von deinem Bildschirm (allein) hier, würdest Du ohne Internet, mit den Leuten sonst darüber reden? Gäbe es sonst überhaupt die Möglichkeit dazu? Pro und Contra ist ja wohl die Frage des Armaniflachbildschirmsartikels. Beantworteten wirst Du's wahrscheinlich nicht. Negieren und Polemik sind ja deine Stärken (ersteres besser,zweiteres schlechter). Wie wär's mal mit Realpolitik?  
micke: I didn't go to work today ... and I think I won't tomorrow *gähn* /me kann nur beipflichten: Arbeit ist Scheiße - auch wenn ich tatsächlich zu Hause arbeiten kann (am Armani-Bildschirm)  x-berg is commin
mausebär: tut mir leid, wenn ich hier schon widder so dominiere, aber so geht das nicht robert: diese diskussion hier is keine arbeit, so, wie ficken nich emanzipatorische politik ist (bitte wirkl. nachlesen: manifest gegen die arbeit). das internet is das was es ist durch geballte kapitalkraft. - ich benutze es, und muss trotzdem nicht vor dem kapital auf die knie fallen. realpolitik, robert?? is bürgerlicher scheissdreck! (übrigens dachte ich früher, dass dir meine polemik gefällt... tja, die zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen... nicht geändert haben sich vermutl. mein fester wille zum dogmatismus.)  
Kolja: och nee mausebär, so dominant bist du hier gar nicht. das wäre mir dann schon vor dir aufgefallen. bezüglich der bewertung von realpolitik kann ich dir nur beipflichten und freilich hast du auch recht, dass wir unter einem arbeitszwang stehen. allerdings stehen wir unter diesem zwang nicht ausschliesslich ökonomisch. ich mache beispielsweise so nebenher noch jobs, die ich ökonomisch gar nicht nötig habe. als workoholic würd ich dennoch nicht durchgehn.  
Robert M.: m-bär, lautmalerische Wortkonwulute sind immer noch schöne Polemiken von Dir, inhaltlich hingegen oft Einbahnstr. ohne Kreuzungen, an denen das Denken auch mal abbiegen könnte. Leider. Deiner Logik, da DAS KAPITAL (Arbeit) hier mein Armanibildschirm , mein Ficken und "my.etuxx" (nicht Arbeit)mag ich nicht folgen. Was fühlst Du denn, wenn Du das Internet benutzt, wie Du schreibst? Hass einen kommerziellen Betreiber zu "benutzen"? oder freust du Dich darüber zu kommunizieren? Überwiegt die Sehnsucht, solche Diskussionen lieber mit realen Leuten zu führen oder bist Du dankbar, an mehreren Diskussionen gleichzeitig teilnehmen zu können?  
Lore: Ich finde die Diskussion um den Arbeitsbegriff bei Krisis, der durchaus erklärungsbedürftig ist und nicht vorausgesetzt werden kann, interessant. Aber dann bitte in einem eigens dafür eingerichteten Diskussionsstrang mit einem tollen Aufhänger vom Mausebär. Denn ich finde schade, dass durch so ein Abgleiten nicth mehr darüber gesprochen wird, was der Artikel eigentlich ansprechen will, nämlich etwas konkreter die Veränderung der Arbeitswelt durch IT und Internet.Die Vereinzelung, die Vermischung von Arbeits- und Privatsphäre, das fällt mir schon auf. Wie sollen sich eigentlich IT-ArbeiterInnen solidarisieren und gewerkschaftlich organisieren, wenn sie alle Sesselpupser sind?  
Kolja: Lore: ich glaube nicht, dass die haltung in der ein job ausgeführt wird, jemanden mehr oder weniger befähigt, sich zu solidarisieren. zudem sind it-arbeiterInnen nicht auf eine branche beschränkt, gewerkschaftliche organisation in der BRD leider schon.  
Sascha B.: Gewerkschaftliche Organisation in der BRD, Kolja, ist längst nicht mehr auf je eine Branche beschränkt. Die IT-Arbeiterinnen könnten sich schon ziemlich vollständig der neuen "ver.di" (grauenhafter Name übrigens) zugeordnet finden. Aber Lore hat insofern recht, als eine Solidarisierung aus der "elektronischen Einsamkeit" heraus wirklich schwieriger ist als an traditionellen Arbeitsplätzen. Eine Frage ist aber auch, gegen wen sie sich solidarisieren könnten...  
Kolja: Sorry, Sascha, aber die IT-ArbeiterInnen vieler IT-Firmen gehören zum Bereich der IG Metall. Während z.B. IT-ArbeiterInnen an den Unis nun zu Ver.di gehören. Es geht immer noch darum, wo sich die Streikkasse befindet.  
Sascha B.: Die Streikkasse, mein lieber Kolja, ist sekundär. Wie könntest Du Dir einen Streik von IT-ArbeiterInnen überhaupt vorstellen? Und, wie schon gesagt, GEGEN WEN sollte gestreikt werden? (Die sog. "Tarifvertragsparteien" gab es mal...) Äh, und, by the way: welche IT-Leute sind denn der IG Metall zugeordnet? (Oha, die Diskussion hier wird jetzt sehr speziell, kann das sein?)  
Kolja: Soweit ich weiß, die Leute von BOSCH, SIEMENS und anderen Firmen, die in Deutschland IT produzieren, sind im Tarifbereich der IG Metall.  
Kolja: IT-ArbeiterInnen sind ja nicht nur Leute, die zuhause an ihren Rechnern sitzen, sondern alle für die IT Arbeitsmittel ist. Insofern sind deren Arbeitsbedinungen eben ein übergreifendes Problem und die deutschen Gewerkschaften aufgrund ihrer überkommenen Vereinzelung dem nicht gewachsen.  
mausebär: hähäää und v.a. WIE sollte so n streik organisiert werden?? wenn sich die postmodernen flexi-zwangssubjekte bei "intershop" bzgl. des wortes "gewerkschaft" nur off die schenkel kloppen? sie sind nicht ausgebeutet, sie sind kreativ, wenn sie 14 h schuften ist das ihre freie entscheidung (PUNK! :-) , wenn sie rausfliegen, haben sie eben pech gehabt, aber dennoch ihrer kreativ-identität wenigstens ein paar monate zucker gegeben.  immer wieder ;-)
orca: mausebär, warum soll ich mir als eis- also ostbär bei "gewerkschaft" nicht die schenkel kloppen? Vom FDGB nie einen ferienplatz gekriegt, vom DGB keinen job, keinen solidaritätsbeweis... man sollte nicht die arbeit kritisch-historisch betrachten, aber die arbeitnehmerorganisationen nicht.  
orca: und: wenn man kreative nicht ausbeuten könnte, wäre mein arbeitgeber schon längst in der bedeutungslosigkeit verschwunden. daß wir uns das für uns nicht vorstellen können, unterscheidet uns NICHT vom traditionellen gesamtarbeiter, der das auch nicht konnte. weshalb wir ja marx, kurz & dich brauchen. ;-)  
Tim: wenn ich mir etuxx so anschaue, sitzt hier wohl auch der ein oder andere 14 h - wie bei Intershop, dort haben sie aber eine Weile geld bekommen, mit etuxx hat wohl noch keiner Geld verdient - und sie machen sich trotzdem die Arbeit. Wer beutet hier eigentlich wen aus? Die Arbeitnehmemerorganistion heißt hier noch Verein, wie ich in den Nachrichten las. Ob die wohl noch Ihre eigenen Chefs sind? Oder wessen Order müssen die etuxxen sich unterwerfen?  
Sascha B.: Wir von ETUXX, lieber Tim, gehorchen nur unserem guten oder schlechten Gewissen. Das haben wir natürlich nicht von jeher, sondern es steht unter dem Einfluss des Über-Ich einerseits und der Sehnsucht, geliebt zu werden, andererseits. Das Organigramm unserer inneren und äusseren Beziehungen zueinander wird ca. alle 14 Tage umgeschrieben.  
Kolja: Und wie definieren wir Arbeit?  
Tim: Arbeit ist der aktiv eingebrachte Beitrag zur Gesellschaft und deren Entwicklung. (Einwandvorwegnahme: Nichts tun ist demnach keine Arbeit, bewußt nichts tun ist auch keine Arbeit in meinem Definitionssinne)  
E. Claudius: "Arbeit ist die große Selbstbegegnung des Menschen."  
orca: Wenn Arbeit was Gutes wäre, hätten die Reichen sie nicht den Armen gelassen... meinte einst - und natürlich vor PC & pc - Paul Lafargue.  
pradameinhof: paul lafargue hat mit den nichtarbeitenden reichen eher den zu seiner zeit immer marginaleren, dekadenten adel gemeint. die aufstrebende bourgeosie, als fleiß`ge bürgersleut aller orten haben geschafft und damit gerafft, dass die schwarten krachten. und ihre dazupassende ideologie über generationen weitergegeben. Im postfordistischen dienstleistungszeitalter (ich red nur von der 1.welt) hat der arme keine arbeit - weil er arbeitslos ist - und wenn du aufsteigen willst in der new economy, musst du drei jobs auf einmal machen. sonst sagt der kanzler faule sau zu dir.  
heinrich: "pradameinhof" als alias ist übrigens das einzig herzerfrischende an dieser diskussion hier. ansonsten viel geistesbläh - macht das wirklich zufrieden, mädels?!  
ein nicht heinrich: ja  
Sascha B.: Heinrich, was erwartest Du eigentlich von ETUXX? Das ist hier kein Kabarett. Anstatt alle Beiträge pauschal und gedankenlos abzuqualifizieren, solltest Du vielleicht versuchen, die Diskussion zu neuen Ufern zu führen. Wichtig genug ist das Thema ja wohl. Dein Lob für pradameinhof ist so, als sagtest Du jemandem, der eine gute Rede gehalten hat, er hätte einen schönen Pullover an.  
Sven: Ich hab nicht mitdiskutiert, aber fand den Anfang interessant und es gibt noch  die andere Seite der "new economy"
Guten Tag, was kann ich für Sie tun.: forsa, emnid, amd ... wer die Daten ermitteln muß, kennt sie die Armanibildschirme und startet eine  Callcenteroffensive