Wie etuxx-LeserInnen aus leidvoller Erfahrung wissen, bemüht sich die Redaktion von Zeit zu Zeit darum, die persönlichen Steckenpferde ihrer Mitglieder unangemessen in den Vordergrund zu rücken. Angeregt durch eine Anmerkung unserer LeserIn Paula zum Nahrungsmitteltest im |
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Es ist ein Samstagnachmittag im Herbst, viertel vor drei am Nachmittag. Gerade bist du mit schwerem Kopf erwacht. Die vergangene Nacht war lang. Eigentlich hattest du dir vorgenommen, in eine Sportkneipe (http://www.sportkneipe.de) zu gehen, um die Fussball-Bundesliga mitzuverfolgen. Aber du hast einen schweren Kater. Schwach erinnerst du dich an einen Ratschlag deiner Grossmutter, die in solchen Fällen zu sagen pflegte: "Am besten machst du da weiter, wo du gestern aufgehört hast!" "Erstmal kalt duschen, dann einen Orangensaft und ein Müsli und dann ab an die frische Luft!" |
Falsch! Das hat deine Oma niemals gesagt! Denn sie war erstens der Überzeugung, dass man mit vollem Magen nicht ins Bett gehen soll und dass man zweitens tagsüber sowieso nichts im Bett verloren hat. |
Richtig. Es war zwar nicht gestern, sondern schon heute, als du dein letztes Bier getrunken hast, aber eine Molle, ein Korn und eine Boulette sind jetzt das beste Frühstück für dich. Ab in die Kneipe! Nächste Frage: Du hast es mit wackeligen Knien bis in deine Lieblingssportkneipe geschafft und deinen Platz am Stammtisch eingenommen, der dir immer freigehalten wird - nicht weil dich alle so sympathisch finden (wie du naiverweise glaubst), sondern weil du schliesslich für den halben Umsatz des Ladens sorgst. Noch zehn Minuten bis zum Anstoss. Dem Wirt, der dich mit männlich-kräftigem Handschlag begrüsst, lallst du mit schmerzverzerrtem Gesicht deine Bestellung zu. Sie lautet: "Wie imma, Gerd!". "Mach'mir doch mal ... 'n Bier vom Fass ... grosses und ... 'n Doppelkorn ... 'n doppelten Doppelkorn und ... was zu essen brauch' ich auch noch ... ach, einfach 'ne Boulette ... mit ... mit viel Senf, ja?!". "'N Herrnjedeck und 'ne Sättijungsbeilage!". |
Falsch! Das hat nicht deine Oma gesagt, sondern deine Mutter. Und seit wann hörst du auf deine Mutter? Du bist schliesslich stolz darauf, dass du weder Sportler noch Öko bist. |
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Richtig. Beide Begriffe enthalten genau das Mass an primitiver Ironie, das du in einer Sportkneipe anbringen darfst (um den sog. "Haha-" oder auch "Hahaha-Effekt" zu erzielen). Möglicherweise bekommst du auf diese Bestellung hin zwar nur ein kleines Bier, einen einfachen Korn und statt der Boulette einen Kartoffelsalat, aba dit is ja nu ooch nich der Weltunterjang, wa?!
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Richtig, zumindest sofern die Sportkneipe im (unter)bürgerlichen Westen Berlins liegt. Liegt sie im Ostteil der Stadt, tendiert man eher zu: "Mama Hansa" (gemeint ist Rostock, der einzige Ostverein in Liga 1). Liegt sie in Kreuzberg, kann man ein "Mama Freiburg" oder auch (unverständlicherweise, gell, Karsten?!) "Mama Hannover" erwarten. "Mama" ist übrigens natürlich die Kurzversion von "Mach' mal". Das lässt tief blicken (psychoanalytisch gesehen). Frage 4: Während du noch überlegst, ob du nicht besser die Boulette oder den Kartoffelsalat gleich wieder auf dem Klo auskotzen solltest, siehst du, dass der dubiose Skinhead, der neben dem dicken "Gerd" sitzt, eine Minute vor dem Anstoss hektisch in einem Druckerzeugnis blättert. Dabei handelt es sich um: den Prospekt eines Möbelhauses, der aus irgendeiner Tageszeitung herausgefallen ist. den "Kicker", der natürlich immer auf dem Stammtisch liegt. die "Bild"-Zeitung, in der der Typ das tägliche Foto einer barbusigen Frau sucht. |
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Frage 5 Anstoss. Auf die beiden letzten freien Plätze am Stammtisch setzen sich zwei Gestalten, denen du hier leider schon öfter begegnen musstest: ein schnauzbärtiger Typ undefinierbaren Alters mit Vokuhila-Frisur in ballonseidenem Jogginganzug und sein circa sechzehnjähriger möglicherweise Sohn in Ich-hab'-den-Schritt-am-Knie-HipHop-Hosen und Sneakers mit offenen Schnürsenkeln, so dick wie Schiffstaue. Beide sind schwer betrunken. Der Knabe hebt seine rechte Hand und meint zu dir: "Heil Hitler! Haha!" "Ey, was geht, Alda?! Gimme five!" "Ey, meine Freundin hat gesagt, dass ich hässliche Finger habe. Findest Du auch, dass ich hässliche Finger habe?" |
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Richtig, Der Junge hat Minderwertigkeitskomplexe, zu denen er nur im Suff stehen kann. Zwar sagt sein möglicherweise Vater dazu: "Warum fragst'n ihn das? Bist du schwul, oder was?! Oder is' er schwul, oder was?!" - aber eine Antwort darauf darfst du dir gerne verkneifen. Zumal der Junge tatsächlich hässliche Finger hat... Frage 6: Angenehmerweise läuft in dem Raum, in dem auch der Stammtisch steht, tatsächlich die Konferenz. Aber obwohl in den anderen Stadien massenweise Tore fallen und spannende Spiele stattfinden, zeigt "Premiere", von gelegentlichen Zwischenschaltungen abgesehen, fast ausschliesslich die grottenlangweilige Partie von Bayern München im dortigen Olympiastadion. Du spürst den allgemeinen Unwillen darüber und entdeckst zugleich und plötzlich deine populistische Ader. Um dich beliebt zu machen, rufst du laut: "Scheiss Millionäre!" "Die Bayern-Fotzen haben ja wohl "Premiere" gekauft!" "Zeigen die eigentlich bewusst immer das schlechteste Spiel von allen?!" |
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Richtig, Leider. Die Verwendung der misogynen Injurie "Fotzen" in Verbindung mit allgemein unbeliebten Personengruppen (auch: Schiedsrichter, Funktionäre, Journalisten...) garantiert in einer ordentlichen deutschen Sportkneipe höchste Aufmerksamkeit und Zustimmung. Allenfalls in Kreuzberger (oder St.Paulianer oder Freiburger) Sportkneipen mag das freundlicherweise anders sein. Frage 7: Halbzeit. Hannover 96 führt zuhause 3:0 (Gell, Karsten?!). Gegen wen, ist egal. Wichtiger ist, dass der Dicke von gegenüber, den "Gerd" zu nennen du nunmehr eisern entschlossen bist, dir eine Wette über den Ausgang dieses Spiels angeboten hat. Wer verliert, soll die Zeche für beide bezahlen. Da "Gerd" genauso viel trinkt wie du, besteht ein erhebliches finanzielles Risiko. Aber da du hier unter richtigen Männern bist und inzwischen die halbe Kneipe von dem Wettangebot erfahren hat, willst du nicht kneifen. Deinen Fussball-Sachverstand hältst du ohnehin für überlegen. Also tippst du auf folgendes Endergebnis: |
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Richtig, Es ist ein Naturgesetz, dass Hannover 96 eigentlich schon gewonnene Partien noch verspielt. Bevorzugt gegen ähnlich langweilige Mannschaften. Frage 8: Anpfiff der zweiten Halbzeit. Deine zum Platzen gefüllte Blase kannst du nun nicht länger ignorieren. Du merkst, dass es ein Fehler war, nicht vorher auf's Klo gegangen zu sein, und du weisst, dass du das jetzt sofort nachholen musst. Einer deiner Stammtischnachbarn, der natürlich längst registriert hat, dass du mit Schweiss auf der Stirn und verkrampft übereinander geschlagenen Beinen nervös auf deinem Stuhl hin und her rutschst, begleitet deinen Abgang zur Unzeit mit den Worten: "'Soll'n ditte?! Willste jetz' pissen, oda wat?! Jeh' ma' aus'm Bild!" "Gehste pissen? Wartma'! Ick komm'mit! Wat is', Jerd, kommste ooch mit?!" "Typisch Mädchen! Imma auf's Klo, wenn's spannend wird!" |
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Richtig, Männliche Fussballfans sind Herdentiere. Ein marginaler Impuls genügt, und sie entdecken lange vernachlässigte intime Bedürfnisse. Es braucht dir aber nicht unangenehm zu sein, mit irgendeinem Idioten und mit dem Dicken, den "Gerd" zu nennen also offenbar nicht nur du entschlossen bist, gemeinsam pinkeln zu gehen: das merkst du bei der nächsten Frage. Frage 9 (es sind natürlich 11): Du stehst zwischen dem Idioten und dem "Gerd" vor dem Pissoir. Links der "Gerd", rechts der Idiot. Du pinkelst, und die beiden, die sich vergeblich darum bemühen, es dir nachzutun, glotzen dir dabei auf den Schwanz. "Gerd" sagt: "Ick kann nich' pinkeln, wenn mir jemand dabei zuguckt!". Der Idiot sagt: "Ick ooch nich', ick bin ja nich' schwul!". Du antwortest: "Also, ick wees ja nich', wie Ihr so druff seid - aba ick kann imma!" "Moment mal, WER guckt denn hier WEM auf den Schwanz?!" "Schwul is' nur, wer nich' kann, wenn ihm jemand auf'n Schwanz guckt!" |
Sehr gut. Natürlich kann ein "richtiger Mann" immer und alles! Nach diesem Spruch könntest du die Situation sogar durch gezielte Indiskretionen gegenüber den übrigen Stammtischlern soweit ausnutzen, dass sich die beiden nie mehr in dieser Sportkneipe blicken lassen dürften. Aber du bist ja Humanist, nicht wahr?! Und deshalb belässt du es bei dabei. Frage 10 |
Overtime. Hansa Rostock hat wieder mal verloren, Hannover 96 natürlich auch, dito Freiburg und Gladbach, selbst Schalke. Gewonnen haben, wie üblich, nach grottenschlechtem Spiel, die Bayern. Ausserdem Dortmund, Wolfsburg und der VfB Stuttgart. Der Lieblingsverein des Sportredakteurs deiner Lieblingsseite im Netz www.etuxx.com (nämlich Bayer Leverkusen) hat zwar gewonnen; aber das geht dir am Arsch vorbei: schliesslich spielt St.Pauli inzwischen in der Regionalliga. Du bist also einigermassen frustriert. Du willst gehen, dich in deinem Bett verkriechen und nichts mehr mit dieser Welt zu tun haben (mindestens bis übermorgen). Da passiert etwas, das dich veranlasst, ein letztes (aber ein allerletztes!) Bier zu bestellen: Der Schichtwechsel am Tresen. Die blonde Abiturientin wird durch einen gutaussehenden dunkelhaarigen Knaben ersetzt, der dir mal erzählt hatte, dass er Wasserballer sei. Sein Körper ist danach. Dein Durst ist jetzt auch danach. Der Kneipeninhaber hat sich mit an den Stammtisch gesetzt. Auch ihm musst du jedes Mal wieder beweisen, dass du "wirklich dazugehörst", also bestellst du noch ein (allerletztes!) Bier und einen (doppelten!) Doppelkorn. Der schnauzbärtige Typ undefinierbaren Alters, sein möglicherweise Sohn, sowie "Gerd" und der Idiot von eben gehen nach Hause. Dafür kommt jemand hinzu, den du sympathisch findest: er sieht nie ein Spiel, hat aber das ungeschriebene Privileg, die Ergebnisse, die er mit kaum fassbarer Reibeisenstimme brüllend erfragt, in eine der an die Wand gehefteten Spielpläne einzutragen. Er wird von allen nur "Opa" genannt und spricht auch von sich selbst so (in der Dritten Person). |
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Richtig. Nicht nur, dass du seit Jahren versuchst, dir eine ähnlich eindrucksvolle Stimmlage anzusaufen und zu -rauchen; du wärst einfach auch gerne eine solche Kultfigur, der man es zugesteht, wenn sie von sich nur in der Dritten Person spricht, wenn auch kaum um den Preis, "Opa" genannt zu werden (und dich selbst so zu nennen). Leider wird dir allein das in nächster Zeit passieren... Gleich hast du's geschafft... |
11. und damit letzte Frage: So, nun ist gut. Nach der siebenundvierzigsten Wiederholung von "Alle Spiele, alle Tore" hat sich die Kneipe nahezu vollständig geleert. Verbittert fragst du dich, warum du "Gerd" hast ziehen lassen, der ja eigentlich eure Wette verloren hat und somit für deine Zeche zuständig gewesen wäre. Egal. Dem Knaben hinterm Tresen gibst du jedenfalls keinen Cent Trinkgeld. Wozu auch?! Schliesslich hat er `ne Freundin, die für ihn sorgen kann (und die genug Trinkgeld bekommt)! "Opa" tanzt durch den Raum; sein heiseres Gebelle entlässt dich in die Nacht: "Opa hat dich - chrr, chrr - gefragt: Was hältst du von Fifi - chrr, chrr - Kronsbein? Hat Opa dich das - chrr, chrr - gefragt? Oder nicht?!". "Ooopa ist wieder da! (Chrr, chrr). Ooopa ist wieder da!" (Usw. usf.) "Chrromm' chrrut nachrr chrrause! Chrr." |
RICHTIG und damit Abpfiff. Das ist so die Art Frage, die "Opa" gemeinhin stellt. Er erwartet darauf keine Antwort. Die etuxx-Sportredaktion allerdings erwartet eine Antwort. Eine letzte. Da du deine Kompetenz in Sachen (Kneipen-)Sport nun unter Beweis gestellt hast, bedarf es nur noch einer Mail an sb@etuxx.com, um ein Exemplar des "Kicker"-Sonderheftes "40 Jahre Bundesliga" zu gewinnen. (Auf den Rechtsweg ist dabei natürlich geschissen). |
Falsch Jaja, das hast du dir so gedacht. Aber du warst gerade in einer Fussballkneipe, nicht in einer Karaoke-Bar. Um hier einen Preis zu gewinnen, musst du dich auch in die Seele von "Opa" ein bisschen mehr hineinversetzen. Na, komm: versuch's noch mal. |
Falsch Mal ehrlich: wieviele Versuche hast du benötigt, um bist zu dieser letzten Frage vorzudringen? Über 20? Und dann bist du so kurz vor Schluss gescheitert! Das ist bitter. Leider können wir dir einen so freundlichen letzten Gruss von "Opa" nicht hinterherschicken. Aber zwei Versuche hast du ja noch... |